Keine heiße Luft: Gase für alle Branchen

Interview mit Sebastian Holz, Strategische Geschäftsentwicklung der Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Holz, der Firmenname ʻSauerstoffwerk Friedrichshafenʼ legt nahe, dass Ihr Unternehmen ausschließlich Sauerstoff in Friedrichshafen produziert – doch Ihr Portfolio umfasst noch viel mehr, oder?

Sebastian Holz: Ja, wir stellen eine Vielzahl an technischen Gasen her – unser Portfolio reicht von Luftgasen, zum Beispiel Luft, Argon, Kohlendioxid und Helium, über Propan-Flüssiggase, Ammoniak, Chlor und etliche weitere Gase bis hin zu Wasserstoff. Ein weiterer Bereich ist die Produktion von Gasen für die Gesundheitsbranche, die mit neuen Anwendungsbereichen einen Wachstumsmarkt darstellt. Der dritte Bereich, in dem wir aktiv sind, ist der Lebensmittelmarkt, wo es um die Verpackung von Lebensmitteln geht, um Schockfrostung mittels flüssigem Stickstoff oder CO2. Etwas buchstäblich Spezielles bieten wir außerdem mit der Bereitstellung von Spezialgasen in den verschiedensten Mischungen – wir haben ein sehr gutes Labor, das es uns ermöglicht, genaue Mischungen, etwa für die exakte Kalibrierung von Messgeräten, herzustellen. Und das gesamte Portfolio produzieren wir inzwischen auch an unserem Standort in Bielefeld.

Wirtschaftsforum: Sehen Sie die Produktion von Spezialgasen gegenüber den anderen Bereichen bei SWF eher als Projektgeschäft?

Sebastian Holz: Tatsächlich ist im Bereich Spezialgase die Fluktuation höher, hier liefern wir nicht so regelmäßig wie bei den technischen Gasen. Trotzdem ist das für uns kein Projektgeschäft. Vom Umsatz her ist dieser Bereich kleiner, dafür aber eben von den Produkten her maßgeschneidert und besonders.

Wirtschaftsforum: Welche Bereiche, denken Sie, könnten in Zukunft wichtig werden?

Sebastian Holz: Einerseits ist das sicher der Medizin- und Arzneimittelbereich. Zum anderen nimmt die Nachfrage nach sogenannten grünen Gasen zu, vor allem auch die CO2-neutrale Herstellung von technischen Gasen: Sauerstoff, Stickstoff und gerade auch Wasserstoff als Potenzialträger für Energiespeicherung, Transport, für die Mobilität und andere energieintensive Anwendungen. Hier wollen wir uns als regionaler Versorger aufstellen.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden und was schätzen sie an der SWF?

Sebastian Holz: Wir sind ja in sehr vielen Bereichen tätig und haben daher auch ein breites Kundenspektrum – aus dem produzierenden Gewerbe, der Pharmabranche, dem Verbraucherbereich, der Landwirtschaft, der Chipindustrie, der Elektronikbranche und der Mobilitätsbranche. Dennoch verfügen wir über Alleinstellungsmerkmale; wir erzeugen und versorgen unsere Kunden mit HILOX und verfügen über einige Zulassungen von Medizinprodukten und Arzneimitteln. Außer unserem breiten Portfolio haben wir bestimmte Werte, die die Grundlage unseres Erfolges bilden: Wir sind als kleinerer Player in einem Oligopolmarkt sehr agil – so haben wir bereits bewiesen, dass wir innerhalb von Stunden eine Notversorgung mit Gasen aufbauen können. Das ist ein großer Vorteil. Zudem setzen wir auf Nähe: eine enge, persönliche Beziehung zum Kunden, was uns wiederum viele Empfehlungen über Mundpropaganda einbringt. Nicht zuletzt ist Vertrauen wichtig: Wir sind kein Verkäufer, sondern ein Versorger – wir versorgen unsere Kunden mit Gasen. Hier sind Qualität und Liefertreue entscheidend. Auf uns können sich unsere Kunden verlassen, und das wissen sie.

Wirtschaftsforum: Wo möchten Sie die SWF in den nächsten Jahren sehen?

Sebastian Holz: Wir wollen uns zu einem nachhaltigen Versorger entwickeln, das Portfolio grüner und nachhaltiger gestalten und die Energiewende mittragen, indem wir zum Beispiel ein starker regionaler Versorger für die Wasserstoff-Infrastruktur werden.

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