Automatisierungsprofis am Puls der Zeit
Interview mit Markus Michels, Geschäftsführer der focus Industrieautomation GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Michels, die focus Industrieautomation wurde 1992 gegründet; Sie sind seit 2000 im Unternehmen. Wie ist das Unternehmen zu dem geworden, was es heute ist – ein weltweit agierender Lösungsanbieter für prozessorientierte IT-Systeme und digitale Automatisierungstechnik?
Markus Michels: Am Anfang ging es bei der focus Industrieautomation um den Exklusivvertrieb von HMI-Software aus Israel für Deutschland. Mit meinem Einstieg im Jahr 2000 haben wir die Weichen neu gestellt und den Fokus auf Automatisierungslösungen gerichtet. Diese Neuausrichtung wurde durch die Arbeit mit Siemens-Softwarelösungen intensiviert, sodass wir dank entsprechender Audits und Zertifizierungen seit 2005 als Siemens Solution Partner am Markt agieren. Der Bereich der Automatisierungslösungen mit Siemens-Produkten wurde weiter ausgebaut, weitere Zertifizierungen folgten, gleichzeitig kamen andere Player wie Rockwell und B&R hinzu, die für Maschinen- und Anlagenbauer, die auf dem amerikanischen Markt tätig sind, wichtig sind. 2019 haben wir das Audit ‘Zukunftsfähige Unternehmenskultur’ der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) erhalten. Dabei haben wir uns früh mit Themen wie Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten beschäftigt, sodass wir zu Beginn der Pandemie sehr gut aufgestellt waren.
Wirtschaftsforum: Wie ist die focus Industrieautomation heute aufgestellt und wie sehen Sie Ihre Rolle als Geschäftsführer?
Markus Michels: Wir beschäftigen knapp 40 Mitarbeiter und setzen rund fünf Millionen EUR um; seit 2000 sind wir im Schnitt um 1,5 Mitarbeiter pro Jahr gewachsen. Als Geschäftsführer bin ich weniger im operativen Bereich tätig, sondern beschäftige mich vor allem mit der Frage, wohin die Reise für uns gehen soll. Seit etwa fünf Jahren bewegen wir uns mit der digitalen Transformation in einem außerordentlich dynamischen Umfeld. Es kommen viele neue Dinge auf uns zu und als Unternehmen muss man am Ball bleiben und entscheiden, welchen Weg man einschlägt, was die richtigen Tools sind und was der Kunde genau braucht. KI ist ein großes Thema. Einige Kunden arbeiten bereits damit, andere stehen noch ganz am Anfang; wir haben es hier mit einem sehr heterogenen Umfeld zu tun.
Wirtschaftsforum: Wo liegen heute die Kernkompetenzen der focus Industrieautomation?
Markus Michels: Als Lösungsanbieter haben wir keine eigenen Produkte. Unsere Kunden sind Maschinen- und Anlagenbauer, die Prozessanlagen bauen. Im klassischen Automatisierungsgeschäft unterstützen wir sie mit Produkten von Siemens, B&R und Rockwell. Wir setzen deren Komponenten ein und programmieren mit deren Plattform. Das machen wir weltweit. Wir konzipieren die Anlagen hier, entwickeln die Software, testen im Haus mit einer Simulationssoftware und arbeiten mit einem digitalen Zwilling der Anlage, um einen hohen Qualitätsstandard sicherzustellen. Vor Ort wird die Anlage verkabelt, die Software eingespielt, getestet und in Betrieb genommen. Neben unserer Kernkompetenz der Automatisierung bieten wir Kunden IT-Lösungen an, um Informationen in Datenbanken abzulegen und auszuwerten, und können komplette digitale Prozesse abbilden. Für diesen stark wachsenden IT-Bereich bilden wir Fachinformatiker Anwendungsentwicklung aus.
Wirtschaftsforum: Durch die Ausbildung sichern Sie sich qualifizierten Nachwuchs aus den eigenen Reihen. Ist das ein Weg, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?
Markus Michels: Ja. Wir bilden aus, sind auf Ausbildungsmessen präsent, bieten Praktika an, kooperieren mit Hochschulen und nutzen Social Media-Kanäle. Eine gute Außendarstellung ist für das Recruiting sehr wichtig.
Wirtschaftsforum: Spielt auch die Unternehmenskultur eine Rolle für potenzielle Bewerber?
Markus Michels: Ja. Mitarbeiter wünschen sich in erster Linie Flexibilität, zum Beispiel, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Wir bieten flexible Arbeitszeiten und Homeoffice, sind da sehr offen und kommen den Mitarbeitern entgegen. Interne Events sind wichtig, um den Teamgeist zu stärken.
Wirtschaftsforum: focus Industrieautomation wächst seit Jahren und genießt international einen hervorragenden Ruf. Was ist der Schlüssel zu diesem Erfolg und wo soll es künftig hingehen?
Markus Michels: Unseren Erfolg verdanken wir unserem Team. Als Dienstleister wollen wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten; deshalb sind Mitarbeiter unser wertvollstes Kapital. Wir haben ein starkes, kompetentes Team. Jeder engagiert sich mit Leidenschaft, setzt sein Fachwissen ein, um Ziele zu erreichen, innovative Lösungen zu entwickeln und Kunden fit für die Zukunft zu machen. Wir wollen bei neuesten Entwicklungen immer vorne dabei sein und die digitale Transformation begleiten. Darüber hinaus ist es mir persönlich wichtig, junge Menschen zu fördern und eng mit Schulen und Bildungseinrichtungen zusammenzuarbeiten. Letztes Jahr hatten wir ein Projekt in einer Grundschule, für das wir zehn Lego Mindstorms-Baukästen gesponsert haben. Auszubildende haben dieses Projekt begleitet. Früh in die Schulen zu gehen, um Kinder auf das vorzubereiten, was nach der Schule kommt, halte ich für sehr wichtig. Für mich ist dieses Engagement eine unternehmerische Pflicht.