Blühende Perspektiven
Interview mit Bruno Johner, Geschäftsführer der Samen Mauser AG

Wirtschaftsforum: Herr Johner, können Sie uns etwas über die Geschichte der Samen Mauser AG erzählen?
Bruno Johner: Die Firma wurde 1820 von Johann Martin Mauser gegründet und hat eine lange Tradition. Ursprünglich war es ein Familienbetrieb, in dem der Besitzer mit einem Sack Samen von Betrieb zu Betrieb ging. In den folgenden Jahrzehnten wurden viele Meilensteine erreicht, wie die Eröffnung des ersten Verkaufsgeschäfts in Zürich im Jahr 1889 und die Entwicklung eines Versuchsgartens in den 1920er-Jahren. In den 1950er-Jahren wurde das Sortiment erheblich erweitert und die internationale Tätigkeit forciert. Diese historische Reise hat uns geprägt und wir sind stolz darauf, dass wir bis heute ein wichtiger Akteur in der Gartenbranche sind.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt?
Bruno Johner: Ab Ende der 1970er-Jahre gab es einige Besitzerwechsel, und seit 2017 gehören wir zur italienischen Blumen Group. Heute konzentrieren wir uns hauptsächlich auf den Hobbybereich und vertreiben Saatgut, Blumen- und Gemüsezwiebeln für den Eigenanbau. Es ist wichtig zu betonen, dass wir nicht nur Produkte verkaufen, sondern auch das Gärtnern als Leidenschaft fördern möchten. Wir bieten unseren Kunden hochwertige Produkte und umfangreiche Informationen, um ihnen zu helfen, das Beste aus ihren Gartenprojekten herauszuholen.
Wirtschaftsforum: Wo können Kunden Ihre Produkte kaufen?
Bruno Johner: Unsere Produkte sind über unseren Webshop sowie über Fachgartenzentren und Baumärkte in der Schweiz erhältlich. Etwa 90% unseres Umsatzes generieren wir über den Handel, während nur 10% über den Direktvertrieb laufen. Der Onlineverkauf hat während der Pandemie stark zugenommen. Inzwischen bevorzugen jedoch viele Kunden wieder, Artikel stationär auszusuchen.
Wirtschaftsforum: Welche Markenprodukte führen Sie und woher beziehen Sie Ihre Samen?
Bruno Johner: Etwa 80% unserer Produkte vertreiben wir unter unserer Marke Samen Mauser. Wir beziehen unsere Samen von internationalen Züchtern, die sich auf bestimmte Pflanzen spezialisiert haben. Dies ermöglicht uns, eine breite Palette an hochwertigen Samen anzubieten. Wir legen großen Wert auf die Qualität unserer Produkte, da sie einen direkten Einfluss auf den Erfolg der Gartenprojekte unserer Kunden haben.
Wirtschaftsforum: Wie sieht es mit den Trends in der Gartenbranche aus? Gibt es Veränderungen im Konsumverhalten?
Bruno Johner: Ja, während der Pandemie gab es einen Hype um das Gärtnern, aber in den letzten beiden Jahren hat sich das Interesse wieder verschoben. Viele Menschen möchten wieder reisen und essen gehen, was zu einem Rückgang der Nachfrage nach Saatgut führt. Dennoch gibt es einen Trend zu kleineren Anbauflächen wie Balkone und Terrassen oder sogar Fensterbänke.
Viele unserer Artikel eignen sich bereits für den Anbau auf kleinen Flächen, für die Fensterbank zum Beispiel Microgreens und Sprossen. Das Sortiment soll jedoch noch stärker auf diese Kundengruppe ausgerichtet werden, was uns unter anderem dazu veranlasste, Tüten mit drei verschiedenen Sorten in Kleinmengen anzubieten, wie zum Beispiel Tomaten oder Chili.
Wirtschaftsforum: Welche Produkte sind besonders beliebt?
Bruno Johner: Klassische Gemüsesorten wie Karotten, Salate und Tomaten sind nach wie vor unsere Hauptumsatzträger. Auch Blumenmischungen, die zur Biodiversität beitragen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Wir haben auch einen Anstieg des Interesses an nachhaltigen und biologischen Produkten bemerkt, weshalb wir unser Sortiment an Bio-Saatgut erweitert haben.
Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit den Herausforderungen des Marktes um?
Bruno Johner: Unsere Stärke liegt in der hohen Bekanntheit unserer Marke in der Schweiz und in der breiten Produktpalette. Wir bieten rund 700 Saatgutartikel an, um unsere Kompetenz zu demonstrieren. Dennoch müssen wir uns ständig anpassen und innovativ bleiben, um im Wettbewerb bestehen zu können. Wir investieren in Marketingstrategien und verbessern unsere Produktverpackungen, um die Attraktivität zu steigern.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Zukunftspläne?
Bruno Johner: Wir planen ein Rebranding, das ab nächstem Jahr umgesetzt wird. Zudem prüfen wir, unser Sortiment im Bereich Dünger und Pflanzenstärkung zu erweitern, um auch in diesem Markt Fuß zu fassen.
Wir sehen großes Potenzial in der Entwicklung von Produkten, welche die Pflanzen in ihrer Entwicklung stärken und umweltschonender sind als herkömmliche Produkte, die Krankheiten und Schädlinge an geschwächten Pflanzen bekämpfen sollen. Darüber hinaus möchten wir unsere Onlinepräsenz weiter ausbauen und unseren Kunden eine noch bessere Einkaufserfahrung bieten.
Wirtschaftsforum: Was motiviert Sie persönlich in Ihrer Arbeit?
Bruno Johner: Ich habe eine große Leidenschaft für die Natur und den Gartenbau. Es ist spannend, die Marke Mauser in die Zukunft zu führen und die internen Prozesse zu optimieren. Zudem erfüllt es mich, zu sehen, wie unsere Produkte den Menschen helfen, Freude an der Natur zu finden. Die Rückmeldungen von zufriedenen Kunden sind für mich eine große Motivation.