Das Fenster zur Entdeckungsreise
Interview mit Götz Schmiedeknecht und Till Schmiedeknecht, Geschäftsführender Gesellschafter der Salamander Industrie-Produkte GmbH


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Wirtschaftsforum: Herr Schmiedeknecht, bei dem Namen Salamander denkt man zunächst an Schuhe. Wie kommt der Name in Ihre Firmenbezeichnung?
Götz Schmiedeknecht: Wir kommen ursprünglich aus der Salamander AG, daher auch das Logo. Salamander wurde 1903 gegründet. Jakob Sigle, einer der Gründer, war ein innovativer Mensch, der die Schuhproduktion industrialisiert hat. In Qualität, Fertigungstempo und Preis waren seine Schuhe unschlagbar. In der Firma hat man immer wieder disruptiv gedacht und neu verknüpft und hatte dabei stets den Kunden im Blick. Da bei der Schuhproduktion Lederabfälle anfallen, begann man mit dem Leder-Recycling; darin ist Salamander noch heute Weltmarktführer. Als in den 1960er-Jahren die High Heels kamen, die mit Kunststoff-Spritzguss gefertigt werden, wurde eine eigene Kunststoffabteilung gegründet. Durch einen Kunden, der ein Tochterunternehmen für Kunststoffprofile hatte, entstand Anfang der 1970-er Jahre das Salamander-System-Kunststofffenster. Wir agieren als Systemgeber für Fenster, Türen und Schiebetüren, bauen also nicht selbst, sondern liefern an Fensterbauer. Mit unserem System wollen wir für den Endkunden wahrnehmbar und erlebbar sein.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich der Bereich Kunststofffenster entwickelt?
Götz Schmiedeknecht: Das Geschäft wuchs. Als die Salamander AG von der Börse genommen und 2004 in Einzelteilen verkauft wurde, hat unser Vater den Bereich Industrie-Produkte gekauft. Bis 2008 sind wir weiter gewachsen, danach gab es Ups und Downs. 2017 erfolgte der Generationenwechsel auf meinen Bruder und mich. In den vergangenen Jahren sind wir mit dem Bauboom mitgewachsen. Wir sind Qualitäts- und Innovationsführer. 2022 wurden wir für unsere Greta®Fenster mit dem German Design Award ausgezeichnet und wurden Red Dot Winner. Unser Jahresumsatz liegt jetzt bei 380 Millionen EUR.
Till Schmiedeknecht: Derzeit erweitern wir unsere Markterschließung. Bisher vermarkten wir im Schwerpunkt über das bewährte, einschlägige Handwerk. Wir wollen aber auch den Bauherren in die Lage versetzen, ohne unverhältnismäßig komplex zu werden eine Entscheidung zu treffen, die natürlich ganz handfeste Auswirkungen auf das gesamte Gebäude hat. Dafür haben wir ein Erklärungsmodell, unser C3-Prinzip, als App entwickelt. Sie bildet die Passivhaus-Berechnung ab. Die App ist das Bindeglied zwischen dem Handwerker und dem Endkunden. Sie ist am Markt einzigartig und zeigt auch für Laien leicht nachvollziehbar die Alternativen und Auswirkungen in Bezug auf Ausstattungsvarianten, Budget, Design, Oberflächen, Licht- und Dämmwert auf.
Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an Ihren Greta®Fenstern?
Till Schmiedeknecht: Ich bin selbst Architekt und weiß: Architekten finden PVC-Fenster furchtbar. Wir machen aus langweiligen PVC-Fenstern mit dem C3-Prinzip etwas Anständiges. Bei Greta®Fenster – der Name bezieht sich übrigens auf Greta Thunberg – ist die Oberfläche das Thema. Es handelt sich zu 100% um ein Recycling-Produkt, das das Recycling auch zeigt. Für Greta®Fenster haben wir ein baukastenartiges System entwickelt, das greenEvolution heißt.
Wirtschaftsforum: Ist Nachhaltigkeit generell ein Thema in Ihrer Branche?
Till Schmiedeknecht: Auch wenn die Branche sehr preisorientiert ist, lässt sich das Thema nicht mehr verleugnen, da der Endkunde deutlich nachfragt. Mit unserem System lassen sich im Vergleich zu nicht sanierten Fenstern bis zu 30% Energie sparen. Wir minimieren den Materialeinsatz, vermeiden Stahl und verringern damit das Gewicht. Aktuell ersetzen wir Stahlprofile durch Recycling-PET-Schaum. Das erleichtert die Verarbeitung, und im Profil bildet sich eine Art Thermo-Rahmen, der die Wärmeeffizienz optimiert. Das Fenster wird um 25% leichter, man spart also auch entsprechend bei den Kosten für die Belieferung. Ab 2023 werden wir Greta®Fenster auf Dinkel-Basis herstellen.
Wirtschaftsforum: Welche Themen beschäftigen Ihre Kunden außerdem?
Götz Schmiedeknecht: Gefragt sind schlanke Systeme, die mehr Licht durchlassen. Die klassischen Kunststofffenster sind Blöcke. Diese Bauweise hat sich früher durch den Stahl ergeben. In der modernen Konzeption von greenEvolution können wir schlankere Optiken erzeugen. Wir kaschieren auch Materialien wie Kupfer oder Leder auf die Fenster. Bei Türen wächst der Anteil an Schiebesystemen. Wegen der Dichtigkeit geht der Trend zu Zwittern von klassischen Systemen und Schiebesystemen.
Wirtschaftsforum: Was zeichnet Salamander besonders aus?
Götz Schmiedeknecht: Wir differenzieren uns über das Kundenerlebnis am Produkt, das ist die Salamander-DNA. Unser Ansatz ist Highlights zu setzen, die die Kunden begeistern, und Geschichten zu erzählen. Fenster verstehen wir als verbindende Elemente zwischen der Gebäudefassade und dem Interieurdesign. Der Kunde soll verstehen, worauf es ankommt. Er hat viele Varianten zur Auswahl, von ganz wirtschaftlich bis high-end. Das eröffnet ihm Wahlmöglichkeiten und bringt Spaß bei der Auswahl. Die Entscheidung für ein Fenster ist bei uns keine Notentscheidung, sondern eine Entdeckungsreise. Wir möchten das klassische Bild vom Kunststofffenster revolutionieren. Unsere Vision ist, dass das Salamander-Fenster über das Erlebnis und die Identität eine Art eigene Gattung wird.