Technologie, die abhebt

Interview mit Oliver Dratius, Mitgründer und CEO der SACS Aerospace GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Dratius, was sind die wichtigsten Säulen des Geschäftes von SACS Aerospace?

Oliver Dratius: Unser Geschäft teilt sich in drei Sparten auf. Eine dieser Sparten ist der Bereich Aerostructures – alles, was die Struktur der Flugzeuge betrifft. Wir fertigen Baugruppen, zum Beispiel für den Luftaustausch im Flugzeug, den Ram-Air Intake oder aber die Aufhängungen für Landeklappen, zum Beispiel bei Airbus. Der zweite Bereich ist das Interieur. Hier konzentrieren wir uns auf die mechanischen Befestigungselemente für Aufhängungen der Kabine, für Gepäckablage-Aufhängungen oder das Interieur für Business Jets. Im Grunde entwickeln und produzieren wir in diesem Bereich alles, was mechanisch betätigt werden kann. Last but not least bieten wir die nötige Hardware an, wie Verbindungsteile, Serviceklappenverschlüsse oder Radarbefestigungen.

Wirtschaftsforum: Warum entscheiden sich die Kunden für die Zusammenarbeit mit Ihnen, warum nicht für einen anderen Anbieter?

Oliver Dratius: Wir sind schnell, exzellent im Engineering und unser Produktmanagement ist sehr gut. Wir bieten unseren Kunden alles aus der berühmten einen Hand an. Den Kunden ist es wichtig, einen verlässlichen Partner an ihrer Seite zu haben und Support in der Entwicklungsabteilung zu bekommen.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig sind die beiden Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung für die Weiterentwicklung von SACS Aerospace?

Oliver Dratius: Das Thema Nachhaltigkeit setzt sich langsam, aber stetig durch. Deshalb gehen wir jetzt mehr auf 3-D-Druck. Außerdem ermöglicht der 3-D-Druck die neue Auslegung von Bauteilen. Die Digitalisierung eröffnet viele neue Chancen und ist auch ein wichtiges Tool, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. Wir haben aktuell eine neue ERP-Software eingeführt und entwickeln uns zunehmend zum papierlosen Büro, in der Administration und in der Produktion. Natürlich ist die Industrie 4.0, also die Abbildung der Prozesse, auch ein wichtiges Thema. Auch der Vertrieb wird immer digitaler.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre direkten Kunden?

Oliver Dratius: Wir arbeiten sowohl für die OEMs, als auch für die TIER1-Zulieferer. Zu unseren Kunden zählen die großen Namen der Branche, wie zum Beispiel Bombardier, Boeing oder Airbus.

Wirtschaftsforum: Seit wann gibt es SACS Aerospace und was waren bis heute wichtige Entwicklungsschritte?

Oliver Dratius: Ich habe das Unternehmen 2002 gegründet. Im Laufe der Jahre haben wir konsequent unsere Produktentwicklungen und auch die Internationalisierung vorangetrieben. 2012 gründeten wir unsere erste Niederlassung in den USA. 2017 folgte eine Gründung in Abu Dhabi. Vor Kurzem haben wir AEROCHEM als Händler für Luftfahrt-Chemikalien am Markt etabliert. In diesem Jahr haben wir uns mit 60% an einem Montagebetrieb in Belgrad beteiligt.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Coronapandemie in den letzten zwei Jahren auf das Geschäft ausgewirkt?

Oliver Dratius: Corona hat die Luftfahrt stark getroffen. 2020 hatten wir einen Rückgang von fast 50%. Inzwischen sind wir wieder im Aufbau und können jetzt fast schon wieder auf Vor-Corona-Niveau agieren. Wir haben die Pandemiezeit genutzt, um unseren Vertrieb stärker aufzustellen. Aktuell explodieren allerdings die Energiepreise und es bleibt abzuwarten, welche langfristigen Auswirkungen der Ukrainekonflikt noch mit sich bringt.

Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für das Jahr 2022 vorgenommen?

Oliver Dratius: Wir werden unsere Produktion ausbauen und in der Kunststoffproduktion unsere Fertigungstiefe erhöhen. Darüber hinaus planen wir einen weiteren Neubau. Aufgrund der aktuellen Planungsunsicherheit werden wir das Projekt aber auf das Jahr 2024 verschieben. Geplant sind weitere 7.000 m² Produktionsfläche. Darüber hinaus möchten wir unsere globale Präsenz ausbauen. Insbesondere am nordamerikanischen Markt werden wir uns stärker aufstellen. Langfristig peilen wir eine Größenordnung von 400 Mitarbeitern an. Wir planen solides Wachstum. Als Nächstes stehen die Baustufen an unserem Neubau an, die Stufen drei bis vier. Die zusätzlichen räumlichen Kapazitäten sind eine gute Basis für weiteres Wachstum.

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