„SABO dorthin bringen, wo es hingehört“

Interview mit Fatmir Veselaj, Geschäftsführer der SABO-Maschinenfabrik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Veselaj, was war der Hintergrund des Verkaufs von SABO an Mutares und welche Rolle spielen Sie?

Fatmir Veselaj: Mit Mutares beteiligen wir uns an Unternehmen oder Unternehmensteilen, die defizitär sind und Potenzial für operative Verbesserung durch eine Restrukturierung haben. Wir gehen die Restrukturierung mit eignen Teams an und stabilisieren das Geschäft, um zeitnah Gewinn zu erwirtschaften. SABO war 30 Jahre lang im Besitz von John Deere und weist seit 2017 stärker werdende Verluste auf. Wir haben die Chance ergriffen, eine großartige Marke mit einem herausragenden Produkt, aber eben eine defizitäre Firma zu kaufen. Mit dem Verkauf an Mutares zum 31. August 2020 bin ich hier als Geschäftsführer eingestiegen und treibe die Entwicklung mit einem kompetenten Team voran. Ich bin seit 1,5 Jahren bei Mutares beschäftigt und komme aus der Unternehmensberatung.

Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie die Restrukturierung an?

Fatmir Veselaj: Wir haben das lokale SABO-Team, das um ein achtköpfiges Mutares-Beraterteam ergänzt wird. Mit diesem Team sind wir in den ersten Wochen kurzfristige Kostensenkungsmaßnahmen angegangen und haben diese erfolgreich umsetzen können. Parallel dazu erarbeiten wir das gesamte Restrukturierungskonzept, das neben weiteren Kostenersparnissen vor allem das Thema Wachstum fokussiert. Das Wachstum bezieht sich zum einen auf den Vertrieb mit neuen Märkten und verbesserter Vertriebsleistung und zum anderen auf anorganisches Wachstum durch weitere Zukäufe, die wir in die SABO-Struktur integrieren. Der Plan wird durch das bereichsübergreifende SABO- und Mutares-Team arbeitet und innerhalb der ersten 100 Tage nach Akquisition abgeschlossen. In den ersten 100 Tagen lernen wir zudem das Unternehmen mit allen internen Strukturen besser kennen und können somit die Ursachen für die Situation identifizieren. Die Konzepte müssen schlussendlich durch die Zielorganisation getragen und gelebt werden, sodass eine Zusammenarbeit unumgänglich ist.

Wirtschaftsforum: Was genau hat Mutares mit SABO vor?

Fatmir Veselaj: Unser Ziel ist es bei jeder Akquisition, die Verluste innerhalb von 18 Monaten zu stoppen und die Erwirtschaftung von Gewinnen vorzubereiten. SABO ist unser erstes Unternehmen in der Gartenbranche und uns ist bewusst, dass wir zu Beginn viel Lehrgeld zahlen. Durch das angestrebte organische und anorganische Wachstum wollen wir SABO zu einem schlagkräftigen deutschen Mittelständler machen, der einzigartige Produkte bietet und vor allem nicht mehr um die Existenz bangen muss. Um ein Beispiel zu geben: Wir konnten bereits acht neue Länder seit dem 01.09.2020 erschließen und sind bei weiteren 15 Ländern in den Vorbereitungen. Gerade auf der Vertriebsseite sehen wir, dass eine gewisse Aggressivität, gepaart mit einem pragmatischen Vorgehen, der Schlüssel für den Vertriebserfolg ist. Zudem arbeiten wir an neuen Produkten, die wir in den nächsten drei Jahren umsetzen möchten, um das Produktportfolio zu ergänzen und breiter aufgestellt zu sein. Des Weiteren wollen wir auch das Marketing gezielter angehen und das Image der Marke verbessern.

Wirtschaftsforum: In den letzten Tagen wurde Ihrerseits ein sozialverträglicher Stellenabbau kommuniziert – können Sie hierzu Näheres sagen?

Fatmir Veselaj: Ich darf keine Details kommunizieren, kann aber die Maßnahme grob beschreiben. Durch den stark sinkenden Umsatz und die größer werdenden Verluste in den letzten vier Jahren steckt SABO in einer finanziellen Krise. Zu den Gegenmaßnahmen gehört leider auch ein Kapazitätsabbau, da auf die negative Finanzentwicklung bedingt gegengesteuert wurde. Der Stellenabbau erstreckt sich über alle Geschäftsbereiche und betrifft ca. ein Viertel der gesamten Organisation. Die Personalkostenreduktion ist, um den Fortbestand des Unternehmens mittelfristig sicherstellen zu können, unumgänglich und eine von mehreren Maßnahmen.

Wirtschaftsforum: Wo steht SABO heute?

Fatmir Veselaj: SABO beschäftigt in Zukunft 90 Mitarbeiter und der Bruttoumsatz zum Zeitpunkt der Übernahme betrug circa 40 Millionen EUR. Durch die Ausgliederung verzeichnen wir weniger Umsatz, weil ehemaliges Konzerngeschäft wegfällt. Unser Ziel ist es, mit SABO 20% pro Jahr zu wachsen und durch weitere Zukäufe in zwei Jahren 100 Millionen EUR Umsatz zu erwirtschaften.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte sind für SABO besonders wichtig?

Fatmir Veselaj: Die Kernkompetenz von SABO sind handgeführte Rasenmäher in hoher Qualität und auf einem entsprechend gehobenen Preisniveau. Wir arbeiten mit über 1.000 qualifizierten Fachhändlern in Deutschland zusammen, was für uns weiterhin der wichtigste Distributionskanal sein wird. Zudem vertreiben wir Handgeräte wie Laubbläser und Rasentrimmer, die wir überarbeitet haben. Das neue Produktangebot werden wir im Frühling 2021 in den Markt bringen. Durch den Verkauf an Mutares sind leider die Produktgruppen Aufsitz- und Robotmäher weggefallen – jedoch kann ich sagen, dass wir mit Hochdruck an diesen beiden Produktgruppen arbeiten, um zeitnah ein performanteres und kundenorientierteres Angebot bieten zu können.

Wirtschaftsforum: Welche Faktoren werden für den Erfolg des Unternehmens wichtig sein?

Fatmir Veselaj: Erfolgsfaktor Nummer 1 ist in jedem Fall der Mensch. Wir wollen gemeinsam mit unseren Mitarbeitern den künftigen Weg gestalten. Denn die besten Systeme und Prozesse helfen uns nicht, wenn unsere Kolleginnen und Kollegen den Weg nicht mitgehen. SABO hat eine lange und erfolgreiche Geschichte, die aktuell unterbrochen ist. Unser Ziel ist es, das Unternehmen dorthin zu bringen, wo es hingehört – SABO als ein deutsches, mittelständisches Unternehmen mit herausragenden Produkten und kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dafür müssen wir alle offen gegenüber der Veränderung sein. Diese Offenheit für Veränderung ist bei SABO gegeben und alle sind vom Produkt und dem eingeschlagenen Weg überzeugt.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Interview mit Christian Assfalg, Geschäftsführer der Assfalg GmbH

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Schwere Lasten so einfach anheben und transportieren wie das Betätigen eines Lichtschalters, ganz ohne mechanische Fixierung: Das können nur Magnete. Die familiengeführte Assfalg GmbH aus Schwäbisch Gmünd ist ein weltweit…

Wie Schallschutz zur Schlüsseltechnologie wird

Interview mit Wilfried Thies, Geschäftsführer der FAIST Anlagenbau GmbH

Wie Schallschutz zur Schlüsseltechnologie wird

Schallisolierung, die Maßstäbe setzt: Die FAIST Anlagenbau GmbH ist ein führender Anbieter innovativer Schallschutzlösungen für Industrie und Energieerzeugung. Mit über 100 Jahren Erfahrung und einer Marktführerschaft im Bereich Luftansaugsysteme und…

Reis Robotics: Software trifft Robotik

Interview mit Volker Buchbauer, Geschäftsführer der Reis Robotics GmbH & Co. KG

Reis Robotics: Software trifft Robotik

Vom Erfinder der Entgratungspresse in den 1950er-Jahren zum Entwickler eigener sechsachsiger Roboter in den 1980ern – Reis Robotics blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Nach der Ausgliederung aus der KUKA-Gruppe…

Spannendes aus der Region Oberbergischer Kreis

„Die Lebensmittelindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel!“

Interview mit Thomas Wünsche, Industry Director Food & Beverage bei ANDRITZ Separation

„Die Lebensmittelindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel!“

Die Weltbevölkerung wird in den nächsten 20 Jahren um cirka zwei Milliarden Menschen zunehmen, womit enorme Herausforderungen bei der globalen Nahrungsmittelversorgung einhergehen. Noch dazu stellen gerade junge Verbraucher deutlich strengere…

Regeneratfolien: Mit Knowhow für Nachhaltigkeit

Interview mit Stefan Sax, Geschäftsführer der TERDEX GmbH

Regeneratfolien: Mit Knowhow für Nachhaltigkeit

Nachhaltiges Produzieren und Umweltschutz finden sich manchmal gerade da, wo man es am wenigsten vermutet. Die TERDEX GmbH, Folienhersteller mit Hauptsitz in Wiehl, zeigt, dass sich Nachhaltigkeit und Produktion von…

„Vertrauen ist das A und O“

Interview mit Swen Niedecker, Geschäftsführer der Kfz.-Sachverständigenbüro Dipl. Ing. Winfried Lütz GmbH

„Vertrauen ist das A und O“

Der alle zwei Jahre fälligen TÜV-Prüfung sehen vor allem Fahrer älterer Fahrzeuge oft mit gemischten Gefühlen entgegen, denn für die mit der Prüfung beauftragten Organisationen ist sie aus gutem Grund…

Das könnte Sie auch interessieren

Olivenöl mit Herzblut

Interview mit Andreas Knauß, Geschäftsführer der LAKUDIA GmbH

Olivenöl mit Herzblut

Was mit einem Urlaub in Griechenland begann, entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Unternehmergeschichte: Die LAKUDIA GmbH vereint schwäbischen Unternehmergeist mit der Leidenschaft für Olivenöl allerhöchster Qualität, das schon lange im…

Neue Wohnprojekte auf ehemaligem Stahlwerksgelände

Interview mit Basil O‘Malley, ständiger Vertreter der Geschäftsleitung der EURO Auctions Immobilien GmbH

Neue Wohnprojekte auf ehemaligem Stahlwerksgelände

Auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks ist vor rund 20 Jahren der Business-Park Neue Mitte Oberhausen entstanden. Heute ist die circa 500.000 m² große Fläche zu etwa 60% mit Handels-,…

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Interview mit Prof. Dr. Michael Nelles, Vorstand der Conpair AG

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Seit 25 Jahren ist die Conpair AG Spezialist für Nachfolgeregelung und Unternehmensfinanzierung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Nelles hat sich das Unternehmen durch Vertrauen, Anpassungsfähigkeit und Branchenfokus –…

TOP