„Es gibt fast nichts, wofür es kein Förderprogramm gibt!“

Interview mit Doris Woll, Vorstandsvorsitzende und Michael Schmidt, Prokurist Vertriebsmanagement sowie Markus Allgayer, Abteilungsleiter Vertriebsmanagement Wohnbau der Saarländischen Investitionskreditbank AG

Wirtschaftsforum: Frau Woll, die Saarländische Investitionskreditbank engagiert sich an vielen neuralgischen Stellen im Wirtschaftsleben des kleinsten deutschen Flächenlandes. Wie vielschichtig fällt Ihr Leistungsspektrum im gelebten Alltag aus?

Doris Woll: Zunächst treten wir als wettbewerbsneutrales Durchleitinstitut zur KfW auf und stehen in diesem Rahmen unseren Hausbanken (Sparkassen, Volksbanken und Geschäftsbanken) als Risikopartner im Kreditgeschäft zur Verfügung, um gerade auch bei größeren Investitionen und ambitionierteren Vorhaben im Saarland zu unterstützen. Bei Nachrangdarlehen, die auch staatlich gefördert werden, treten wir auch direkt mit den jeweiligen Unternehmen in Kontakt, die eine entsprechende Finanzierungslösung anstreben. Ferner agieren wir als Geschäftsbesorger der Bürgschaftsbank Saarland, wo wir vorwiegend als starker Partner bei der Risikoteilung fungieren, sowie von mehreren Beteiligungsgesellschaften, die Unternehmen immer dann zur Verfügung stehen, wenn sie eigenkapitalähnliche Mittel abfragen wollen, etwa im Mezzanine-Bereich, der derzeit wieder eine Renaissance erfährt.

Gleichzeitig sind wir Geschäftsbesorger der Saarländischen Wagnisfinanzierungsgesellschaft, der bis dato einzigen Venture-Gesellschaft im Saarland. Dabei stellen wir im Wege von stillen und immer häufiger auch offenen Beteiligungen Start-ups in frühen Phasen ihres geschäftlichen Lebenszyklus‘ Eigenkapital zur Verfügung, womit sich ihrer besonderen Situation oftmals besser Rechnung tragen lässt als im klassischen Kreditfinanzierungsbereich. All diese Ansätze eint dabei unsere Bestrebung, uns mit unserer Kompetenz und Schlagkraft auch wirkmächtig für die nachhaltige Transformation im Saarland einzusetzen.

Wirtschaftsforum: Herr Schmidt, Sie verantworten den gewerblichen Kreditbereich der SIKB – wie lassen sich all diese Tagesgeschäftverschiedenen Ansatzpunkte zu einem kohärenten Ganzen zusammenführen?

Michael Schmidt: Hierin liegt tatsächlich ein ganz wichtiger Schlüssel. Unser Ziel ist es, all diese verschiedenen Dienstleistungen konsequent aus einer Hand anzubieten und unseren Partnern eine klare Richtschnur durch das Dickicht der unterschiedlichen Förderprogramme an die Hand zu geben, um die Marktteilnehmer in der saarländischen Wirtschaft und die Hausbanken sinnvoll zu unterstützen. Deshalb sind all unsere Beraterinnen selbst einmal in den Hausbanken tätig gewesen, um den entsprechenden Bedarf und die Herausforderungen des Tagesgeschäfts auch im Detail überblicken zu können. Neben der Zinsoptimierung liegt unser Fokus dabei auf einer ebenso konsequenten Risikosteuerung, weshalb wir oftmals zusammen mit der jeweiligen Hausbank in die anfallenden Kundengespräche gehen, um gemeinsam die bestmögliche Finanzierungsstruktur zu ermitteln. Abhängig vom dabei festgestellten Beteiligungskapitalbedarf kann im Anschluss dann beispielsweise auch eine Beteiligungsgesellschaft oder auch die Bürgschaftsbank in den Vorgang integriert werden. Eine derart umfassende Betreuung über alle Entitäten hinweg ist im Saarland einzigartig. Gerade im Kontext von Unternehmensgründungen und -nachfolgefragestellungen sind individuelle Lösungen oftmals der richtige Weg.

Wirtschaftsforum: Darüber hinaus engagiert sich die Saarländische Investitionskreditbank auch als Ansprechpartner für die Landeswohnraumförderung.

Markus Allgayer: Der vermeintlich klassische Bereich des privaten Häuslebauers spielt für uns im Tagesgeschäft eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen konzentrieren wir uns vornehmlich auf die Unterstützung von Siedlungsgesellschaften und privaten Investoren, wobei wir hierbei zwischen einer gewerblichen und einer wohnwirtschaftlichen Nutzung der jeweiligen Förderung unterscheiden. Darüber hinaus sind wir zudem die einzige Institution im Saarland, die auch Wohnungseigentümergemeinschaften finanziert, was wegen der spezifischen Rechtsform mit äußerst komplexen rechtlichen Fragestellungen verbunden ist. Da der Gebäudebestand im Saarland vornehmlich vor 50 bis 60 Jahren errichtet wurde, bestehen im Allgemeinen ein starker Sanierungsbedarf sowie eine entsprechend breite Nachfrage nach Finanzierungslösungen, die wir oftmals im direkten Austausch mit den Eigentümern eruieren. Eine weitere wichtige Säule unseres Engagements im wohnwirtschaftlichen Bereich liegt ferner in der Förderung von sozialem Wohnraum. Denn obwohl der Immobilienmarkt in unserem Bundesland nicht so angespannt sein mag wie in München oder Berlin, besteht auch im Saarland eine starke Nachfrage nach bezahlbaren Miet- und Eigentumsobjekten.

Wirtschaftsforum: Welche Auswirkungen hat das veränderte Zinsumfeld in all diesen Bereichen auf Ihr Tagesgeschäft?

Doris Woll: Als Förderbank kommt uns in der Finanzierungslandschaft natürlich eine besondere Rolle zu, und in der Tat fällt uns auf, dass die Zinsoptimierung neben dem Thema Risikoteilung wieder verstärkt an Bedeutung gewonnen hat. Viele attraktive Förderprogramme gehen mit entsprechenden Zinsverbilligungen einher, damit notwendige Investitionen in die nachhaltige Transformation des Saarlands trotzdem entschlossen weiterverfolgt werden können. An dieser Stelle ist natürlich auch unsere gewachsene Beratungskompetenz bei allen Stakeholdern gefragt – sowie unsere engagierte, vertrauenswürdige und zukunftsorientierte Haltung, die wir selbstverständlich unabhängig von den makroökonomischen Rahmenbedingungen jeden Tag mit Leben füllen wollen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Finanzen

Finanzpartner mit dem anderen Blick

Interview mit Simon Schach, Geschäftsführer Vertrieb der nordwest Factoring & Service GmbH

Finanzpartner mit dem anderen Blick

Die Aufträge brechen weg, aber die Forderungen laufen weiter. Ein Schreckensszenario für Unternehmen. Liquiditätsprobleme können verschiedene Gründe haben. Ein wichtiges Instrument um sie zu beheben, ist das Factoring, eine Finanzierungsform,…

„Vertrauen ist die Summe positiver Erfahrungen!“

Interview mit Thomas Henk, Leiter LLB Deutschland

„Vertrauen ist die Summe positiver Erfahrungen!“

Seit über 160 Jahren steht die Liechtensteinische Landesbank für solide, bürgernahe und umfassende Finanzdienstleistungen im Fürstentum am jungen Rhein. Nach der Expansion in den österreichischen und Schweizer Markt stand Anfang…

„Wir helfen dabei, das Zahlungsverhalten der Krankenkassen zu überbrücken!“

Interview mit Andreas Dehlzeit, Sprecher der Geschäftsführung und Christian Grosshardt, Teamleiter Marketing der SozialFactoring GmbH

„Wir helfen dabei, das Zahlungsverhalten der Krankenkassen zu überbrücken!“

Leistungserbringer im Sozial- und Gesundheitswesen versorgen ihre Patienten täglich mit wichtigen Leistungen. Die Vergütung ihrer Leistungen durch die Kranken- und Pflegekassen erhalten Sie allerdings oftmals erst nach 30 oder 60…

Spannendes aus der Region Regionalverband Saarbrücken

Problemlöser und Formgeber

Interview mit Thomas Schumacher und Thomas Simon, Geschäftsführer der Berthold Kunrath Gruppe

Problemlöser und Formgeber

Der Werkzeugbau ist eine wichtige Säule der deutschen Industrie und gilt als Rückgrat verschiedener Schlüsseltechnologien; beispielhaft ist die Automobilindustrie. Es sind vor allem kleine und mittelständische Betriebe, die den Sektor…

Brücken bauen –  Welten verbinden

Interview mit Dipl.-Ing. Carsten Schade, Geschäftsführer der aventas.bau GmbH & Co. KG

Brücken bauen – Welten verbinden

Die Infrastruktur in Deutschland muss in vielen Bereichen grundlegend überholt, beziehungsweise erneuert werden. Dazu hat die Bundesregierung ein umfassendes Programm aufgelegt. Die aventas.bau GmbH & Co. KG aus Illingen ist…

„Das Wichtigste im Security-Geschäft? Empathie!“

Interview mit Steffen Koch, Geschäftsführer der Schmitt Security GmbH & Co. KG

„Das Wichtigste im Security-Geschäft? Empathie!“

Der muskelbepackte Türsteher, der in schroffem Ton Gäste am Eingangsbereich abweist, hat mit dem heutigen Sicherheitspersonal nichts mehr zu tun, betont Steffen Koch, Geschäftsführer der Schmitt Security GmbH & Co.…

Das könnte Sie auch interessieren

Lebensqualität und gute Sicht

Interview mit Domenic von Planta, CEO der SCHWIND eye-tech-solutions GmbH

Lebensqualität und gute Sicht

„Better Quality of life for patients“ lautet die Vision der SCHWIND eye-tech-solutions GmbH in Kleinostheim. Mit seinen Lasersystemen für die refraktive Augenchirurgie setzt das Unternehmen seit über 30 Jahren immer…

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Interview mit Jens Junker, CEO der ROTOP Pharmaka GmbH

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Am Standort der ROTOP Pharmaka GmbH in Dresden wird bereits seit 1958 im Bereich der Nuklearmedizin geforscht. Heute produziert das Unternehmen Pharmazeutika für die nuklearmedizinische Diagnostik, unter anderem im Bereich…

Einzigartige Propeller-Innovation für die Luftfahrt

Interview mit Eric Greindl, Vice President der MT-Propeller Entwicklung GmbH

Einzigartige Propeller-Innovation für die Luftfahrt

Moderne Propellertechnik aus Niederbayern – mit dieser Vision hat sich die MT-Propeller Entwicklung GmbH als Innovationsführer im internationalen Luftfahrtmarkt etabliert. Gegründet von Luftfahrtpionier Gerd Mühlbauer, setzt das Unternehmen auf Hightech,…

TOP