„Das Allerwichtigste ist der Patientenschutz!“

Interview mit Joachim Lehmann, Chief Financial Officer Röchling Medical

Wirtschaftsforum: Herr Lehmann, wie würden Sie in wenigen Sätzen die großen Stärken von Röchling Medical beschreiben?

Joachim Lehmann: Qualität steht bei uns an oberster Stelle, weil das Allerwichtigste in unserer Branche der Patientenschutz ist. Es ist eine besondere Branche, in der etwas Gutes für die Menschen getan wird. Wir haben langjährige Expertisen in allen relevanten Produktionsverfahren und sehr robuste Qualitätssysteme. Selbst bei unserer Unternehmensgröße reagieren wir immer schnell und flexibel. Außerdem zeichnen wir uns als Familienunternehmen durch Beständigkeit und Verlässlichkeit aus.

Wirtschaftsforum: Was können Kunden von Ihnen erwarten?

Joachim Lehmann: Unsere Kompetenz sind Kunststoffteile, die in unterschiedlichsten Verfahren gefertigt werden. Unser großer Standort in Neuhaus am Rennweg konzentriert sich vor allem auf die Produktion von Behältern und Containern für medizinische Zwecke. Dabei sind Pharma und Diagnostik die Sparten, die wir beliefern. An unserem Standort Brensbach fertigen wir im Spritzgussverfahren und montieren komplexere Elemente. Unsere Produkte werden als Infusionsflaschen eingesetzt oder auch als Behälter mit Tropfvorrichtungen – zum Beispiel für Augentropfen. Die besondere Herausforderung bei diesen Tropfern ist die kon-stant exakte Dosierung. Darüber hinaus produzieren wir auch kindergesicherte Verschlüsse.

Wirtschaftsforum: Seit wann existiert die Sparte Medical innerhalb der Röchling-Gruppe und wie hat sich das Unternehmen bis heute entwickelt?

Joachim Lehmann: Die Geschichte beginnt mit Gründung der Oertl-Kunststofftechnik 1992. Neben Haushaltswaren und Teilen für die Automotivindustrie etablierte der Firmengründer auch erste Medizinprodukte. 2008 hat Röchling den Standort Brensbach übernommen. Seitdem konzentriert sich die Firma ausschließlich auf Medizinprodukte. Um die hohen Anforderungen an diese Produkte zu erfüllen, hat Röchling unter anderem in neue Reinräume, moderne Fertigungsanlagen und Logistik investiert. Seitdem liegt der Fokus auf Verabreichungssystemen und Komponenten für Packmittel. Heute beschäftigen wir an unseren drei Standorten Brensbach, Neuhaus am Rennweg und Waldachtal insgesamt 800 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz von über 100 Millionen EUR. Dabei ist Röchling Medical als Teil der Röchling-Gruppe zu 100% in Familienbesitz.

Wirtschaftsforum: Wo verkaufen Sie Ihre Produkte und wie ist Ihr Vertrieb organisiert?

Joachim Lehmann: Wir sind global unterwegs. Dabei ist unser Vertrieb in vier Bereiche aufgeteilt. Wir haben ein Key Account Management zur individuellen Betreuung großer Kunden und weiterer Kunden mit Potenzial. Hinzu kommt Regional Sales, wo verschiedene Kunden aus einer Region gebündelt werden. Des Weiteren ist unser Marketing mit der Organisation von Messen und Werbekampagnen sowie der Präsenz in Social Media, Business Development und Ähnlichem auch in der Vertriebsorganisation angesiedelt. Die vierte Disziplin ist unser Projektmanagement, das dafür sorgt, dass gemeinsame Entwicklungen mit den Kunden reibungslos vonstattengehen. Unsere internationalen Kunden betreuen wir über weltweite Niederlassungen der Röchling-Gruppe oder durch die Zusammenarbeit mit Agenturen.

Wirtschaftsforum: Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung bei Ihnen?

Joachim Lehmann: Sie ist sehr wichtig, da wir zum Beispiel sämtliche Prozessschritte bis hin zu den Rohstoffen lückenlos nachverfolgen müssen. Außerdem ist die Vernetzung unterschiedlicher Prozesse durch unser ERP-System schon sehr weit fortgeschritten.

Wirtschaftsforum: Und wie nachhaltig ist Röchling Medical?

Joachim Lehmann: Wir veröffentlichen einen Nachhaltigkeitsreport und achten auch bei der Energieversorgung und der Beschaffung unserer Rohstoffe auf Nachhaltigkeit. Außerdem sind wir nach EN 14001, EN 50001 und EN 45001 zertifiziert.

Wirtschaftsforum: Zum Schluss die Frage nach Ihren kommenden Zielen.

Joachim Lehmann: Unsere Standorte sollen zusammenwachsen und zusammen wachsen. Dazu wollen wir auch ein einheitliches ERP-System an allen Standorten implementieren und aufeinander abstimmen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Gesundheit, Medizin & Pharma

„Brauchen Aufklärung und Entstigmatisierung“

Interview mit Matthias Glaser, Geschäftsführer der Canopy Growth Germany GmbH

„Brauchen Aufklärung und Entstigmatisierung“

Cannabis ist nicht nur ein Lifestyle-Produkt. Als Tochter des kanadischen Mutterkonzerns Canopy Growth Corporation vertreibt die Canopy Growth Germany GmbH mit Sitz in St. Leon-Rot medizinisches Cannabis und steht dabei…

Medizin, die zuhört und weiterdenkt

Interview mit Florian König, Geschäftsführer der HNO-Klinik Bogenhausen Dr. Gaertner GmbH

Medizin, die zuhört und weiterdenkt

Die Gesundheitsbranche in Deutschland befindet sich im tiefgreifenden Wandel: Kostendruck, Fachkräftemangel, Digitalisierung und die Krankenhausreform stellen Kliniken vor enorme Herausforderungen. Gerade in diesem Umfeld zeigen kleinere, spezialisierte Häuser, wie patientennahe…

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Interview mit Florian Hoffmann, Geschäftsführer der implantcast GmbH

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Die implantcast GmbH aus Buxtehude zählt zu den führenden Herstellern von Endoprothesen und Sonderimplantaten. Seit der Gründung im Jahr 1988 hat sich das Unternehmen zu einem international tätigen Medizintechnik-Spezialisten mit…

Spannendes aus der Region Odenwaldkreis

„Neu heißt nicht gleich gut.“

Interview mit Dr. med. Sonja Sattler, Geschäftsführerin der Rosenparkklinik GmbH

„Neu heißt nicht gleich gut.“

Die Rosenparkklinik GmbH in Darmstadt ist eine Fachklinik für ästhetisch-operative Dermatologie und eine der ersten Adressen für minimalinvasive Gesichtsverjüngung, Fettabsaugung und Plastische Chirurgie in Deutschland. Geschäftsführerin Dr. med. Sonja Sattler…

„Immer wieder neu begeistern“

Interview mit Dr. Henrik Haverkamp, Geschäftsführer DACH der Wella Company

„Immer wieder neu begeistern“

Seit 145 Jahren steht Wella für professionelle Haarpflege und innovative Lösungen in der Beauty-Branche. Heute zählt das Unternehmen weltweit zu den führenden Marken. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum sprach Dr. Henrik…

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Interview mit Jan Nicolin, Dipl. Ing. Architekt und Geschäftsführer der Stadtbauplan GmbH

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Wenn in deutschen Städten gebaut wird, dann oft mit einem Blick in die Zukunft – strukturiert, komplex und politisch. Gerade im öffentlichen Hochbau und in der Stadtentwicklung stehen Kommunen heute…

Das könnte Sie auch interessieren

KI trifft Ingenieurskunst – Transparenz für komplexe Softwarewelten

Interview mit Dipl.-Ing. Stephan Mauk, Vorstand der Concentrio AG

KI trifft Ingenieurskunst – Transparenz für komplexe Softwarewelten

Ob im Auto, im Flugzeug oder im Kraftwerk – Software entscheidet heute über Sicherheit, Effizienz und Leistung. Doch kaum jemand weiß, was im Hintergrund wirklich passiert. Genau hier setzt die…

„Wir wollen es dem Entwickler so  einfach wie möglich machen!“

Interview mit Roland Appel, Manager Technical Marketing und Tim Möbus, Key Account Manager der Embarcadero Germany GmbH

„Wir wollen es dem Entwickler so einfach wie möglich machen!“

Auch Softwareentwickler benötigen eine Software, auf deren Basis sie die Anwendungen ihrer Wahl programmieren können: Genau diese Werkzeuge stellt ihnen Embarcadero bereit, damit sie ausgehend von einer einzigen Codebase eine…

Wurzeln, die tragen – Wachstum mit Bestand

Interview mit Kilian Sohm, Geschäftsführer der Sohm HolzBautechnik GmbH

Wurzeln, die tragen – Wachstum mit Bestand

Holz wächst leise – Schicht für Schicht, Jahr für Jahr. Es braucht Geduld, Beständigkeit und das richtige Maß. Wer mit Holz arbeitet, lernt diesen Rhythmus zu verstehen. Auch Unternehmen können…

TOP