Für alles eine Lösung, egal was die Motorenwende bringt
Interview mit Edwin van Plaggenhoef, Director Central & Northern Europe der Cummins Deutschland GmbH
Wirtschaftsforum: Herr van Plaggenhoef, in seinem Heimatland, den USA, ist Cummins seit vielen Jahrzehnten ein ‘Household-Name’; in Europa ist dem nicht unbedingt so!
Edwin van Plaggenhoef: Das stimmt – und unser Team arbeitet fieberhaft daran, das zu ändern. Aber unsere Erzeugnisse wirken oftmals im Verborgenen und sind für die Endverbraucher meist nicht direkt sichtbar – denn das globale Engagement unseres Unternehmens erstreckt sich auf eine Vielzahl verschiedener Produkte, Komponenten und Lösungen auf dem Gebiet der Motoren, Generatoren und Stromversorgungssysteme. Dabei ist unser Unternehmen mit weltweit über 70.000 Mitarbeitern in insgesamt fünf Geschäftsbereiche gegliedert – Components, Engine, Distribution, Power Systems und Accelera by Cummins –, in denen wir uns mit einer tiefgreifenden Expertise in den einzelnen Märkten engagieren.
Wirtschaftsforum: Sie selbst verantworten in der Business Unit Distribution den After Market-Bereich in Zentral- und Nordeuropa – womit beschäftigen Sie sich derzeit im Tagesgeschäft besonders intensiv?
Edwin van Plaggenhoef: Wir engagieren uns weiterhin stark in der Herstellung von Dieselmotoren, die wir in sämtlichen Anwendungsfeldern unablässig weiterentwickeln. Unsere kleineren Baureihen kommen dabei vielfach im Off-Highway-Bereich zum Einsatz. Ein weiteres starkes Segment liegt zudem in der Power Generation, etwa bei Rechenzentren, wo unsere Motoren als Standby-Lösung für einen ausfallsicheren Betrieb genutzt werden, für den Fall, dass einmal die Stromversorgung des Data Centers versagen sollte. Auch in der Schifffahrt und im Straßenverkehr, etwa in Bussen, werden unsere Dieselmotoren weiterhin stark nachgefragt.
Wirtschaftsforum: Ein Trend, der angesichts der zunehmenden Elektrifizierung und des Wandels in der Antriebstechnik anhalten wird?
Edwin van Plaggenhoef: Cummins hat in den letzten beiden Jahren ein sehr starkes Wachstum in all diesen Segmenten erlebt. Wir erwarten, dass bis zum Jahr 2030 noch etwa die gleiche Menge an Dieselmotoren im Markt benötigt wird wie heute. Die Frage ist aus unserer Sicht eher, welche Motorenhersteller angesichts des starken technologischen und wirtschaftlichen Wandels sowie der strengeren regulatorischen Rahmenbedingungen – etwa in Form der Euro-7-Norm – in die Weiterentwicklung dieser Technologie investieren werden. Man darf dabei nicht außer Acht lassen, dass alle relevanten Marktteilnehmer derzeit einer großen Unsicherheit begegnen – denn welche Technologieform mittelfristig die führende sein wird, ist derzeit für niemanden absehbar. Fest steht allein, dass Elektroantriebe und Batterien leider nicht für alle Applikationen die richtige Lösung darstellen werden. So ‘einfach’ wie eine vollumfassende Elektrifizierung aller Antriebs- und Energieerzeugungsbereiche wird die Transformation daher nicht vonstattengehen. Genau aus diesem Grund hält Cummins für alle Technologien eine Lösung bereit und wird seine Produktportfolios in diesem Zuge noch deutlich erweitern.
Wirtschaftsforum: Mit welchen neuen Technologien beschäftigen Sie sich dabei genau?
Edwin van Plaggenhoef: Wir arbeiten unter anderem an sogenannten Fuel Cells, das sind im Kern Wasserstoffverbrennungsmotoren, sowie an Elektrolyseuren, mit denen sich Wasserstoff erzeugen lässt. Auch die Weiterentwicklung der Batterietechnologie ist für uns ein wichtiger Fokuspunkt. Um diese Innovationen noch konsequenter verfolgen zu können, hat Cummins vor einem Jahr mit Accelera eine eigene Business Unit ins Leben gerufen, in der all unsere diesbezüglichen Aktivitäten zielgerichtet gebündelt wurden. Darüber hinaus haben wir vor zwei Jahren das Unternehmen Meritor erworben, das ebenfalls seit vielen Jahrzehnten als weltumspannender Zulieferer vielfältiger Automotive-Komponenten im Markt präsent ist und sich dabei insbesondere bei Bremsen, Achsen und entsprechenden Sicherheitssystemen einen Namen gemacht hat. Auch diese Kompetenzen stellen eine wichtige Bereicherung für unsere Geschäftsfelder dar.
Wirtschaftsforum: Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Erfolgsfaktoren Ihrer Produkte?
Edwin van Plaggenhoef: An erster Stelle steht sicherlich unser unumstößliches und verlässliches Qualitätsversprechen, für das Cummins seit über einem Jahrhundert bekannt ist. Darüber hinaus unterstützen wir unsere Kunden unbeschränkt weltweit, was in unserem Segment fast einmalig ist. Viele unserer Wettbewerber können beispielsweise nur eine europaweite Service-Abdeckung bieten. Da die meisten unserer Kunden jedoch global aktiv sind, ist unser ebenfalls weltweites Engagement ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal.
Wirtschaftsforum: Wodurch zeichnet sich Cummins derweil als Unternehmen aus?
Edwin van Plaggenhoef: Ich bin mittlerweile seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Cummins tätig – deshalb fehlen mir persönlich wahrscheinlich die Vergleichsmöglichkeiten aus erster Hand. Trotzdem bin ich überzeugt, dass in unserem Engagement über die eigentliche Unternehmenstätigkeit hinaus ein wichtiger Schlüssel zu unserem Erfolg liegt. Natürlich müssen am Ende des Tages die Umsatzzahlen überzeugen und ein profitables Betriebsergebnis stehen – aber das ist auf Dauer zu wenig.
Wirtschaftsforum: Wodurch zeichnet sich die Unternehmenskultur bei Cummins im gelebten Alltag aus?
Edwin van Plaggenhoef: Wir wollen, dass sich all unsere Mitarbeiter beständig weiterentwickeln können – fachlich wie persönlich. Zudem möchten wir sie in die Lage versetzen, auch in den Gemeinschaften, in denen wir unsere globalen Niederlassungen betreiben, einen wirkmächtigen Beitrag zu leisten. Deshalb unterstützen wir lokal aktive gemeinnützige Organisationen – an unserem Standort in der Nähe von Frankfurt etwa den Tafel-Verein – nicht nur durch Geldspenden, sondern ermöglichen auch unseren Mitarbeitern, sich jedes Jahr einige Stunden für ein Projekt zu engagieren, das ihnen besonders am Herzen liegt. Gleichzeitig spielt das Thema Diversity für uns eine tragende Rolle: Wir möchten, dass sich Menschen jedes Geschlechts und jeder Herkunft bei uns einbringen können, um unser Unternehmen durch ihre Beiträge nachhaltig zu bereichern. Diese Überzeugung eint dabei die gesamte Leadership-Ebene in unserer Organisation und ist aus meiner Sicht ein zentraler Erfolgsfaktor für die Zukunft von Cummins: denn wir benötigen alle Talente und Perspektiven, um all die ebenso vielfältigen Herausforderungen zu meistern, die mit dem Wandel in unserer Industrie einhergehen!