Kunststoffsysteme, die die Welt bewegen
Interview mit Vincent Mauroit, General Manager Innovation & Business Development der Röchling Automotive
Der Unternehmensbereich Automotive erzielte im Jahr 2017 ein Umsatzplus von 15,8%. Dies entspricht einer Steigerung von 856 Millionen EUR im Jahr 2016 auf 992 Millionen EUR im Berichtsjahr. Vom Aufwärtstrend profitierten nahezu alle Regionen.
Deutliche Zuwächse erzielte Röchling vor allem in Europa. Positiv verlief das Geschäft auch in Asien und in Brasilien und es ist geplant, dass im kommenden Jahr die 1,5-Milliarden- EUR-Marke geknackt wird. Fünf Produktgruppen bestimmen das Portfolio des Zulieferers für alle OEM weltweit.
Fünf Produktgruppen
Das sind Aerodynamics & Encapsulation Systems – Bauteile, die die Aerodynamik von Fahrzeugen verbessern, wie zum Beispiel aktive Luftklappensysteme, Unterboden-Systeme für eine verbesserte Aerodynamik und Akustik, Motorsysteme wie Ansaugstrecken mit Filtersystemen, Fluid Components & Systems, die zur Führung von Flüssigkeiten im Fahrzeug zum Einsatz kommen und New Business Green Car.
„Der Bereich New Business Green Car hat ein enormes Wachstumspotenzial“, sagt Vincent Mauroit. Der Bereich E-Mobilität soll im Unternehmen zum wichtigsten Wachstumsmotor werden. „Wir werden alles tun, um diesen Bereich zu entwickeln. Dabei geht es um Komponenten, Module und Gehäuse für Batteriesysteme, um die Integration von induktiven Ladesystemen in die Unterböden von Fahrzeugen sowie um autonomes und vernetztes Fahren“, so der Manager.
Kontakte zu Partnern, welche die Kernkompetenzen von Röchling auf diesem Gebiet ergänzen können, hat das Unternehmen bereits geknüpft.
Kompetenz und Verlässlichkeit
Vincent Mauroit arbeitet seit 1997 für die Automotive-Sparte von Röchling. Der gebürtige Belgier weiß um die Stärken des Unternehmens. „Wir sind ein kompetenter und verlässlicher Systempartner. Wir verstehen die Anforderungen im Automotive-Bereich.“
Dank der globalen Ausrichtung von Röchling mit allein 43 Automotive-Standorten in 17 Ländern profitiert das Unternehmen von einer großen Nähe zu den Kunden. „Wir sind mittelgroß. Das ist ein großer Vorteil in Sachen Flexibilität und Schnelligkeit“, nennt Vincent Mauroit einen weiteren Wettbewerbsvorteil.
„Kontinuität im Wandel ist unser Motto: Wir entwickeln uns weiter, sind aber immer wir selbst geblieben.“ Vincent MauroitGeneral Manager Innovation & Business Development
Dynamik in China
Schnelligkeit und Innovationsvermögen hat Röchling zum Beispiel mit seinem neuen Produkt im Bereich Reinigungssysteme bewiesen. Im vergangenen Jahr stellte das Unternehmen auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt eine innovative Lösung für die Reinigung von Zubehörteilen für das autonome Fahren vor. Das System reinigt zum Beispiel Laser und Kameras, sodass die Sensoren einwandfrei arbeiten können.
Innovativ ist Röchling auch, wenn es um die Partner geht, mit denen das Unternehmen zusammenarbeitet. „Wir sind zum Beispiel auch mit Start-up-Automotive-Herstellern unterwegs“, sagt Vincent Mauroit. Dabei präsentiert sich der chinesische Markt für Röchling sehr dynamisch. „In China gibt es ein größeres Wachstum als in Europa. Die neue Mobilität setzt sich dort schneller und massiver durch als in Europa“, beschreibt der Manager diesen Trend.
Trotz aller Veränderungsbereitschaft zählen für Röchling Werte wie Zuverlässigkeit und Beständigkeit. Vincent Mauroit beschreibt die Philosophie dahinter: „Kontinuität im Wandel ist unser Motto. Wir entwickeln uns weiter in Innovationen und Kompetenzen, aber wir sind immer wir selbst geblieben und sehr zuverlässig. Wir sind ein kompetenter Systemhersteller, der nicht starr bleibt.“
Neue Wege plant das Unternehmen auch im Marketing. Zwar gehören Fachzeitschriften sowie die Präsenz auf Messen noch immer zu den wichtigsten Marketinginstrumenten, „aber wir werden in den kommenden Jahren das digitale Marketing intensivieren. Das ist wichtig auch mit Blick auf das Recruitment von Mitarbeitern.“
Um potenzielle Fach- und Führungskräfte für sich zu gewinnen, kooperiert Röchling mit Schulen und Universitäten in Italien, China, Deutschland und den USA. Das Unternehmen bietet Austauschprogramme und setzt vor allem in Deutschland auf die dort starke duale Ausbildung.
Open Innovation
„Aktuell starten wir eine neue Initiative. Wir möchten eine Plattform Open Innovation organisieren, an der auch Universitäten und Studenten mitwirken. Es geht um den Austausch von Innovationsideen bis hin zur Marktreife von Produkten.“
Erste Erfahrungen hat Röchling im vergangenen Jahr mit der unternehmensinternen Initiative ‘Boost our Future’ gesammelt. „Alle Mitarbeiter weltweit konnten in fünf Forschungsfeldern teilnehmen. Die besten Ideen haben wir ausgewählt, in Teams beleuchtet, einen Businessplan erstellt und dann in einer speziellen Veranstaltung präsentiert und gepitcht“, erklärt Vincent Mauroit das Konzept. Die Initiative zeitigte Früchte. „Einige Ideen wurden in Vorentwicklungsprojekte aufgenommen.“
Enormes Wachstum
Für die Zukunft kennt die Automotive-Sparte der Röchling-Gruppe nur eine Richtung: Wachstum. „Wir erwarten für 2019 1,5 Milliarden EUR. Dieses Wachstum müssen wir erst einmal strukturieren.“
Strategisch arbeitet das Unternehmen am Ausbau der Digitalisierung. Wichtige Themen sind außerdem die Entwicklung neuer Formen von Mobilität. „Wir möchten insbesondere unsere Kompetenzen auf die Steuerung aller aktiven Aerodynamik-Komponenten und -Systeme im Fahrzeug ausbauen, um unseren Kunden eine ganzheitliche intelligente Aerodynamik-Lösung anzubieten und sie beim Erreichen der zukünftigen Emissionsgrenzen zu unterstützen“, erklärt Vincent Mauroit. Dabei behält er ein Thema fest im Blick: „Kampf um Talente!“