Die Nummer 1 im Schweizer Zoofachhandel
Interview mit Rolf Boffa, Geschäftsführer, Inhaber QUALIPET AG
Wirtschaftsforum: Herr Boffa, von Haus aus sind Sie Verleger?
Rolf Boffa: Das ist richtig. Seit 1982 gibt es den Roro-Press Verlag. Ich bin selbst ein großer Tierfreund und mir war es immer ein Anliegen, mich für artgerechte Produkte in der Tierhaltung einzusetzen. So habe ich begonnen, neben Tiermagazinen auch Produkte rund ums Haustier im Versandhandel anzubieten. Das hat sich schnell weiterentwickelt und 1991 zur Gründung von QUALIPET geführt.
Wirtschaftsforum: Mit ganz neuen Möglichkeiten für den Zoofachhandel.
Rolf Boffa: Tatsächlich entstand mit dem 2.500 m² großen Lager auch unser erstes Ladengeschäft 1.900 m² große QUALIPET Center, damals das größte seiner Art in Europa.
Unser Konzept eines großen, kunden- und tierfreundlichen Zoofachmarktes anstelle kleiner, traditioneller Zoohandlungen setzte sich schnell durch. Jedes Jahr konnten wir zwei bis drei neue Filialen eröffnen. Die Übernahme der Konkurrenten Tierfreund und MyFriends stärkte unsere Marktposition. Heute sind wir mit 90 modernen Filialen, 765 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 185 Millionen CHF die eindeutige Nummer 1 in der Schweiz.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Rolf Boffa: Was für viele Unternehmen zu einem Umsatzrückgang geführt hat, hat bei uns das Gegenteil bewirkt. Unser Online-Umsatz hat sich im Jahre 2020 verdoppelt. Die Corona-Krise hat bei vielen Menschen zur Isolation beigetragen, die Grenzen waren zu, man konnte nicht in den Nachbarländern einkaufen. So holten sich viele neue Haustiere. Es wurden 10.000 neue Hunde und 20.000 mehr Katzen angemeldet. Für 2021 planen wir, unseren gesamten Online-Handel in ein anderes Gebäude auszulagern. Ein neues, vollautomatisiertes Hochregallager ist bereits in Auftrag gegeben und soll 2022 in Betrieb genommen werden.
Wirtschaftsforum: Können Sie die Faktoren nennen, die für den nachhaltigen Erfolg bei QUALIPET gesorgt haben?
Rolf Boffa: QUALIPET ist zum Synonym für Qualität und artgerechte Tierhaltung geworden. Unsere Eigenmarken wachsen überproportional. Wir hatten als Erster allergenfreies Futter ohne künstliche Zusätze. Unsere Märkte sind ansprechend, groß und sauber. Die Auswahl ist riesig und dabei übersichtlich. Wir führen Premium- und Luxusmarken, Futter für Hunde, Katzen, Vögel, Nagetiere, Reptilien und Tierarztfutter. Entscheidend ist die Akzeptanz, denn die Tiere sollen das Futter mögen und vertragen. Wichtige Trends, denen wir entgegenkommen, sind möglichst natürliches und allergenfreies Futter, Biofutter und Kalorienkontrolle. Auch Nachhaltigkeit ist wichtig, etwa unsere Verpackung aus Maisstärke, oder dass Geflügel 100% aus der Schweiz kommt. In vielen unserer Filialen bekommt man auch lebende Tiere und Zubehör wie Nagetiere, Ziervögel und Süßwasserfische.
Wirtschaftsforum: Was ist neu bei QUALIPET?
Rolf Boffa: Wir entwickeln unser Sortiment ständig weiter, zum Beispiel bieten wir Hanfprodukte für Hunde an, die aggressiv oder ängstlich sind. Im Non-Food Bereich gibt es elektronische Katzentüren, die sich programmieren lassen: In der Nacht geht etwa die Tür nur für die große Katze auf, für die Babys tagsüber. Neu ist auch die elektronische Ortung für Hunde, die wie die GPS-Ortung des Mobiltelefons funktioniert. Alle Filialen, die älter als zehn Jahre sind, werden nach neuesten Erkenntnissen überholt. So wird zum Beispiel für das Barfen eine Extra-Theke mit den notwendigen Zutaten eingerichtet, da viele Menschen wieder selbst für ihre Hunde kochen möchten.
Wirtschaftsforum: Welche Bedeutung hat die Digitalisierung und in Verbindung damit der Online-Handel für QUALIPET?
Rolf Boffa: Für uns ist die Digitalisierung ein kontinuierlicher Prozess, in den wir früh eingestiegen sind. Seit 2014 gibt es eine Kundenkarte mit elektronischer Erfassung, seit 2020 auch zum Laden aufs Mobiltelefon, was die gezielte Werbeansprache erlaubt. Der Online-Handel macht derzeit 15% unseres Gesamtumsatzes aus. Unser Online-Shop wächst kontinuierlich, auch aufgrund der Pandemie. Er entwickelt sich zu einer regelrechten Anlaufstelle für Haustierfreunde, da wir zusätzlich zu unseren Produkten kompetente Beratung zu Fragen der Haltung, Ernährung und anderen Themen rund um die Tiere bieten.
Wirtschaftsforum: QUALIPET ist also im Jahr seines 30. Jubiläums hervorragend aufgestellt.
Rolf Boffa: Wir sind viel weiter, als ich mir das vorgestellt habe. Der Verlag ist längst nicht mehr das Kerngeschäft, wir sind mit QUALIPET branchenführend. Ich bin alleiniger Inhaber und mein Sohn Fabian, bald CEO, ist seit 15 Jahren dabei. Wir sehen weiteres Potenzial bei den Tierfreunden, die bislang im Supermarkt einkaufen – wir möchten sie überzeugen, dass Qualität wichtiger ist als Quantität.