Selfservice in digitaler Bestform
Interview mit Anthony Hunckler, Head of Marketing und Christian Hartmeier, Marketing Manager der Pyramid Computer GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Hartmeier, Pyramid wurde 1985 gegründet und wird in der Branche als Vorreiter wahrgenommen. Wie kam es dazu?
Christian Hartmeier: Pyramid ist ein klassisches Garagenunternehmen. Die Gründer begannen 1985 damit, Desktop-PCs anzubieten, die damals ein relativ neues Arbeitsmittel waren. Sie hatten die Idee, Computer nach Maß für Privatleute und Unternehmen auf den Markt zu bringen, immer auf die spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten.
Wirtschaftsforum: Kam die Idee gut an?
Christian Hartmeier: Ja. Die Nachfrage war groß, sodass Pyramid kontinuierlich wurchs. Erst Ende der 1990er-Jahre kam es zu einer Zäsur, als erstmals Discounter PCs auf den Markt brachten. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, musste das Produkt- und Kundenportfolio verändert werden. In der Konsequenz kam es zu einem Switch auf Industrie-PCs und -Server sowie Selfservice-Terminals. Ein Meilenstein war 1998 die überaus erfolgreiche Einführung eines linuxbasierten Multi-Kommunikations-Servers für kleine und mittlere Unternehmen; der Server hatte großen Impact auf die weitere Unternehmensentwicklung. Seitdem konzentrieren wir uns auf den B2B-Bereich.
Wirtschaftsforum: Gab es weitere Meilensteine?
Christian Hartmeier: 2011 kam das weltweit erste großformatige Selfservice-Terminal auf den Markt. Pyramid vermochte die Displaygröße von bis dahin möglichen 20 auf maximal 42 Zoll zu erweitern. Damit gaben wir der Selfservice-Technologie wesentliche Entwicklungsimpulse. Eine wichtige Bestätigung unserer Arbeit waren 2020 der European Design Award für unser Kioskterminal Polytouch FLEX21.5 und 2021 der Good Design Award für das Self-Checkout-Terminal Polytouch NANO. Diese Awards sind für uns als Mittelständler eine Bestätigung, dass wir in der Weltliga mitspielen können, was Technologie- und Designentwicklung betrifft.
Anthony Hunckler: Wir arbeiten für zwei Kundengruppen: für unsere Kunden im B2B-Bereich und für die Kunden unserer Kunden. Mit Polytouch bieten wir ein System, das in Sachen Effizienz ganz neue Maßstäbe setzt; die Betreiber unserer Lösungen profitieren von besseren Prozessen, die Verbraucher von höherer Customer Experience. Uns geht es dabei nicht um ein singuläres Produkt, sondern um ein ganzes Eco-System, um Komplettlösungen.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die Struktur hinter diesen ganzheitlichen Lösungen aus?
Anthony Hunckler: Der Pyramid-Hauptsitz befindet sich in Freiburg, eine große Produktionsstätte gibt es in Thüringen. Über unser Schwesterunternehmen faytech gibt es zusätzliche Entwicklungs- und Produktionskapazitäten in China. Die Pyramid GmbH steht für die Marken AKHET und Polytouch: AKHET ist Inbegriff von Industrie-PCs und Industrie-Servern, Polytouch von interaktiven Selfservice-Kiosken. Die faytech AG hat sich auf Touchscreen-Lösungen spezialisiert. Darüber hinaus gibt es das SI Center, ein Strategie- und Innovationscenter, das alle drei Brands mit Innovationen bedient. Die Pyramid GmbH beschäftigt um die 150 Mitarbeiter und setzt rund 60 Millionen EUR um; zusammen mit der faytech sind es 600 Mitarbeiter.
Wirtschaftsforum: Pyramid ist bis heute stetig gewachsen. Gehen Sie davon aus, dass diese Entwicklung anhalten wird?
Christian Hartmeier: Wir agieren auf einem Wachstumsmarkt und begleiten und gestalten die digitale Transformation mit unseren Entwicklungen. Deshalb rechnen wir auch künftig mit einer sehr guten Unternehmensentwicklung. Ein weiterer Wettbewerbsvorteil für uns, aber auch für unsere Kunden: Mit unserem Portfolio bedienen wir ganze Digitalisierungsstrecken, das heißt, wir entwickeln und produzieren die Terminals für die Fläche und die Server, auf denen im Backoffice die Software läuft, zum Beispiel zum Self-Checkout via Machine Vision.
Wirtschaftsforum: Herr Hunckler, wie beurteilen Sie die Marketingarbeit und was setzt Pryramid insgesamt vom Wettbewerb ab?
Anthony Hunckler: Ich bin für das DMC-Team verantwortlich. DMC steht für Design, Marketing und Communication. In unserem siebenköpfigen Team verbinden wir all das; wir sind wie eine eigene Marketingagentur innerhalb des Unternehmens. Es ist ein kleines Team, aber wir arbeiten für alle drei Brands und alle Märkte. Die entwickeln sich rasend schnell; die Agilität und Kreativität, darauf entsprechend zu reagieren, liegt in unserer DNA.
Christian Hartmeier: Jeder Mitarbeiter bei Pyramid ist open-minded und neugierig und hat Lust, Neues zu kreieren. 2020 haben wir innerhalb von fünf Wochen eine Self-Checkout-Lösung für Edeka entwickelt. Wir sind kein Start-up-Unternehmen mehr, aber wir haben die Hands-on-Mentalität bewahrt. Kurze Wege, ein Teamspirit, der noch von den Gründern geprägt ist, sowie die Fähigkeit, Markt- und Technologietrends richtig zu bewerten, ihr Potenzial zu erkennen und für die Branchen zu nutzen, die wir bedienen, zählen zu unseren Stärken. Momentan sind wir dabei, Kunden digitale Schnittstellen zur Kommunikation mit unserem Unternehmen zu eröffnen. Wir bauen unter anderem ein Webportal auf, wo Kunden tagesaktuell Preise oder Bestandsmengen einsehen können, es gibt einen Konfigurator für individuelle Systeme, man kann Bestellungen aufgeben und Rahmenverträge einsehen.