Kompetenter Partner für Patienten
Interview mit Thomas Haslinger, Geschäftsführer der PubliCare GmbH

„Homecare ist keine Hauskrankenpflege“, sagt Thomas Haslinger, Gründer und Geschäftsführer von PubliCare. „Die Patienten, die wir versorgen, haben Stoma, Katheter und brauchen enterale oder parenterale Ernährung durch Sonden. Seit mehr als anderthalb Jahrzehnten beraten und betreuen wir die Patienten und versorgen sie mit allen Hilfsmitteln.“
Anhaltender Aufschwung
Thomas Haslinger kannte sich aus in der Branche, als er 2001 PubliCare gründete – „Ich war vorher Geschäftsführer bei einem Hersteller und wollte mich selbständig machen“, erklärt er. „In dem Schweizer Unternehmen PubliCare fand ich einen Partner. Ich brachte Markt- und Branchenkenntnisse ein und vor allem kannte ich Mitarbeiter von Kiel bis Bayern. Das zahlte sich aus. 2005 hatten wir bereits 100 Mitarbeiter und einen Umsatz von zehn Millionen EUR.“
2013 gründete PubliCare das Tochterunternehmen Livica in Merzig. Zusammen haben die Unternehmen heute 600 Mitarbeiter und einen Umsatz von 105 Millionen EUR. „Wir haben besonders in den letzten Jahren ein starkes Wachstum erlebt, seit 2013 ist der Umsatz jedes Jahr 10% gestiegen.“
Den Grund für diesen Erfolg sieht der Geschäftsführer vor allem in der Firmenkultur. „Wir haben von Anfang an auf besten Service gesetzt durch examinierte Krankenschwestern und Pfleger. Und wir sind trotz steigender Größe eine eingeschworene Familie. Bei uns soll jeder Mitarbeiter sich wiederfinden und sich wohlfühlen. Dann bringt er die beste Leistung und macht die Firma zu seiner Sache. Diese Firmenkultur wollen wir weiter tragen, denn wir wollen auch in 10 oder 20 Jahren noch am Markt sein.“
Kompetente Beratung und fachkundige Begleitung sind wesentlich für Patienten. Der Service beginnt schon im Krankenhaus bei der Überleitung nach Hause. PubliCare berät die Patienten, trainiert die Nutzung der Hilfsmittel, liefert die Produkte ins Haus und rechnet mit den Krankenkassen ab. Für die Patienten ist dieser Service kostenlos.

„Unser wichtigstes Gut sind die examinierten Krankenschwestern und Pfleger im Außendienst.“ Thomas HaslingerGründer und Geschäftsführer
Zeiten werden schwieriger
„In Deutschland gibt es 113 Krankenkassen, das ist sehr kompliziert, eine Markteintrittsbarriere“, betont Thomas Haslinger. „Wir sichern die individuelle Versorgung der Patienten und halten uns dabei strikt an Klinikkonzepte und Behandlungsstandards. Wir haben eine extrem hohe Compliance und verzichten eher, wenn wir nicht sicher sind, ob wir uns genau in diesem Rahmen bewegen. Das verlangt Kooperation mit den Betroffenen, dem Hausarzt und den Krankenkassen, eine Kunst, die viel Fingerspitzengefühl erfordert.“
Für die Zukunft sieht Thomas Haslinger schwierigere Bedingungen. Schon jetzt ist der Konkurrenzdruck immens, aber mit dem neuen Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz/ HHVG, nach der die Krankenkassen die Leistungen ausschreiben sollen, wird der Markt härter.
„Preis, Service und Qualität sollen Kriterien sein, aber der Preis wird dann entscheiden und nicht der beste Service“, befürchtet er. „Anbieter wie Sanitätshäuser gehen dann vom Markt und es bleibt nur ein Oligopol übrig.“
PubliCare hat bereits Maßnahmen eingeleitet, um sich zu behaupten. „Die Prozesse sind so wichtig wie das Versorgen selbst. Wir strukturieren um, vereinfachen Prozesse, und nutzen Digitalisierung für E-Health. In Kürze können Patienten beispielsweise per Smartphone Bilder von Wunden schicken und unsere Krankenschwester berät sie, wie sie selbst behandeln oder ob sie zum Arzt gehen sollen. Wir wollen diesen Service ausweiten und so Kosten senken bei gleichbleibender Qualität. Dafür müssen wir noch Datenschutzfragen klären. Damit wollen wir auch die schwieriger werdende Suche nach Mitarbeitern erleichtern.“