Intelligente Haustechnik für eine nachhaltige Zukunft
Interview mit Michael Pritzl, Geschäftsführer der Pritzl Haustechnik und Anlagenbau GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Pritzl, wie haben sich die Pandemie und der Krieg auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
Michael Pritzl: Corona hat die Nachfrage am Markt nicht gebremst. Wir arbeiten allerdings mit Fachkräften aus Tschechien zusammen – hier waren die Grenzschließungen ein großes Problem. Zudem haben sich durch die Lockdowns verschiedene Projekte im öffentlichen Bereich verschoben. Wir sind stark in der Haustechnik für Krankenhäuser. Diese waren in Lockdown-Zeiten nicht zugänglich. Durch den Krieg sind außerdem Materialengpässe entstanden. Materialien sind nicht lieferbar oder nur mit extrem langen Lieferzeiten. Wir müssen deshalb oft auf alternative Materialien und auch Zulieferer und Hersteller ausweichen, um unsere Terminzusagen halten zu können. Bislang ist uns das gut gelungen.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Pritzl Haustechnik und Anlagenbau am Markt?
Michael Pritzl: Wir sind überregional in den Räumen München, Rosenheim, Augsburg und Traunstein gut aufgestellt, vor allem mit Krankenhaus- und Studentenwohnheim-Projekten. In der nächsten Zeit möchten wir auch unsere regionale Marktposition weiter ausbauen. Mein Bruder, der inzwischen seinen Meister gemacht hat, wird sich in der nächsten Zeit darauf konzentrieren. Unser Ziel ist es, in unserer Region einer der führenden Anbieter zu werden.
Wirtschaftsforum: Was sind heute die wichtigsten Bereiche Ihres Geschäfts?
Michael Pritzl: Unser Fokus liegt auf Heizungs- und Sanitärinstallationen, auf sanitären Einrichtungen, Lüftungen und Klimaanlagen. Aktuell, aufgrund der geopolitischen Lage, werden Luft-Wasser-Wärmepumpen, Wasser-Wasser-Wärmepumpen und Solwasser-Wärmepumpen besonders stark nachgefragt. Auch Photovoltaikanlagen werden immer wichtiger. Natürlich werden auch nach wie vor Gas- und Ölheizungen eingebaut, aber fast nur noch als Hybridlösungen, zum Beispiel in Kombination mit Photovoltaikanlagen. Zwar geht der Gaspreis schon wieder runter, trotzdem ist die Nachfrage rückläufig. Wir erwarten, dass der Bedarf an Pellets und Hackschnitzeln auch wieder anzieht, sobald sich die Preise wieder stabilisieren.
Wirtschaftsforum: Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiesituation: Welche Maßnahmen und Projekte haben Sie in Richtung Nachhaltigkeit bereits ergriffen?
Michael Pritzl: Wir haben selbst Photovoltaikanlagen auf unseren Dächern installiert und werden in Kürze ein Speichersystem anschließen. Unsere Fahrzeuge sind hybrid und wir arbeiten konsequent an der Digitalisierung unserer Prozesse und Arbeitsabläufe, sowohl intern im Unternehmen als auch auf unseren Baustellen. Wir sehen die Digitalisierung als wichtigen Treiber für mehr Nachhaltigkeit.
Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit dem anhaltenden Personal- und vor allem Fachkräftemangel um?
Michael Pritzl: Der Fachkräftemangel ist in der Tat ein wichtiges Thema. Wir bilden intensiv aus, um auch weiterhin Fachwissen bei uns im Unternehmen zu sichern. Es ist uns wichtig, dass sich unsere Mitarbeiter bei uns wohlfühlen. Wir behandeln alle unsere Leute mit Respekt und geben ihnen qualitativ hochwertige Werkzeuge und Materialien an die Hand. Unsere Arbeitszeiten sind normal, es gibt so gut wie keine Überstunden. Nicht zuletzt bezahlen wir übertariflich.
Wirtschaftsforum: Was steht bei Pritzl Haustechnik und Anlagenbau im Jahr 2023 auf der Agenda?
Michael Pritzl: Wir möchten wachsen. Hoffentlich können wir bald wieder auf altbekannte Materialien zurückgreifen. Das würde das Geschäft sehr erleichtern. Die Auftragslage ist trotz des herausfordernden Marktumfeldes gut. Unser Auftragsbuch ist bereits bis ins dritte Quartal gefüllt.
Wirtschaftsforum: Herr Pritzl, Sie sind Inhaber und Geschäftsführer eines Familienbetriebs. Das macht sicherlich stolz, ist aber auch eine große Verantwortung. Was haben Sie sich langfristig für das Unternehmen vorgenommen?
Michael Pritzl: Mein Großvater Walter Pritzl hat das Unternehmen 1964 gegründet und als einer der ersten Betriebe in unserem Umkreis mit kleineren Heizungsbauarbeiten begonnen. Der Betrieb ist im Laufe der Jahrzehnte stetig gewachsen und wir haben uns in immer größere Städte in unserer Umgebung orientiert. Mein Vater, Michael Pritzl Senior, ist noch im Betrieb tätig und ich bin stolz, im Familienunternehmen zu sein. Die letzten Jahre waren geprägt von den Krisen durch die Pandemie und den Krieg und auch durch die digitale Umstrukturierung unserer Firma. Ich möchte langfristig unsere Marktposition behaupten, unsere Mitarbeiter und auch unsere Umsatzstärke halten. Da wir viele langjährige Mitarbeiter haben, von denen einige in der nächsten Zeit in Rente gehen werden, wird die Sicherung unseres Personalbestands und damit auch unseres Know-how eines meiner wichtigen Themen in der nächsten Zeit sein.