Die Strategie: Lieber gestalten als weiter hoffen

Interview mit Thorsten Jakobs, Geschäftsführer Prio Event Management GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Jakobs, wie haben Sie als Geschäftsführer einer Kommunikationsagentur Corona erlebt?

Thorsten Jakobs: Es war sehr anstrengend, gerade auch für mich als Geschäftsführer. Das lag nicht zuletzt daran, dass niemand wusste, wie lange es dauern würde. Da es sich so lange hinzog, mussten wir unsere Strategie permanent anpassen. Irgendwann bin ich dann aus dem Hoffnungsmodus – dass es bald vorbei sein werde – in einen Gestaltungsmodus übergegangen. Ab diesem Punkt änderte sich auch die Atmosphäre im gesamten Team. Es herrschte eine Art Aufbruchstimmung unter dem Motto ʻWir nehmen es jetzt in die Hand!ʼ.

Wirtschaftsforum: Stichwort Team: Konnten Sie während dieser Zeit Ihre Mitarbeiter halten?

Thorsten Jakobs: Unsere 14 Festangestellten konnten wir alle halten. Für mich war es auch von Beginn an ein Anliegen, den Mitarbeitern die Sicherheit zu geben, dass niemand auf der Strecke bleibt. Das haben wir geschafft. Und das ist eine sehr gute Sache.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich Ihre Auftragslage seit dem Beginn von Corona entwickelt?

Thorsten Jakobs: Am Anfang der Krise wurde zunächst einmal alles abgesagt, was im Zeitfenster von einem halben Jahr lag. Und auch danach fiel eine Veranstaltung nach der anderen weg. Auf der anderen Seite wurden jedoch digitale Formate immer mehr nachgefragt, zum Beispiel virtuelle Meetings und Launches. In dieser Zeit haben wir sogar neue Kunden gewinnen können. Da mussten wir uns zunächst neu ausrichten. Der große Vorteil für uns war jedoch, dass wir uns im Rahmen der Präsenzveranstaltungen schon immer mit digitalen Medien befasst haben. So gesehen war das für uns kein absolutes Neuland, sondern hat einfach ein größeres Gewicht bekommen.

Wirtschaftsforum: Trotzdem gibt es doch deutliche Unterschiede zwischen einer Präsenzveranstaltung und einem virtuellen Event.

Thorsten Jakobs: Das stimmt. Unsere Herausforderung bestand darin, dass unsere personelle Besetzung nicht auf reine Digital-events ausgerichtet war. Wir haben viele Projektverantwortliche, die große Veranstaltungen mit vielen Gewerken logistisch und technisch ausgezeichnet steuern können. Eine virtuelle Veranstaltung für 5.000 Mitarbeiter eines Kunden hingegen können Sie mit einem oder zwei Mitarbeitern hervorragend organisieren. Bei einer Präsenzveranstaltung gleicher Größenordnung hätten Sie da zehn Leute im Einsatz.

Wirtschaftsforum: Wie werden diese virtuellen Veranstaltungen von den Kunden angenommen? Was sind Ihre Erfahrungen?

Thorsten Jakobs: Wir haben festgestellt, dass auch mittels virtueller Veranstaltungen gut kommuniziert werden kann. Außerdem erzeugen Sie mit diesen virtuellen Mitarbeiterevents recht zügig eine große Reichweite. In der direkten Mitarbeiterkommunikation fand dies früher nicht so statt und bekommt jetzt immer mehr Gewicht. Dies haben wir auch bei uns im Unternehmen feststellen können. Einer unserer Kunden hat 5.000 Beschäftigte und bei der monatlichen Ansprache sind rund 25% der Mitarbeiter online. Das ist schon eine sehr gute Reichweite. Außerdem können solche Ansprachen auch jederzeit abgerufen werden. Bei großen Vertriebsveranstaltungen hingegen spüren wir doch deutliche Vorbehalte der Kunden. Eine virtuelle Veranstaltung kann niemals eine Hausmesse mit persönlichen Kontakten ersetzen. Da fehlt auch einfach die Körpersprache. Und die ist Voraussetzung für eine gute Kommunikation von Mensch zu Mensch.

Wirtschaftsforum: Was sind nun die konkreten Leistungen Ihrer Agentur bei einem virtuellen Event?

Thorsten Jakobs: Wir erstellen das gesamte Kommunikationskonzept mit Storyline und Design. Da werden bildgewaltige digitale Welten entwickelt, meistens vor einem Green Screen-Hintergrund. Wir kümmern uns auch um die Abläufe vor Ort, um Bildregie, Introfilme sowie um Best of- und Behind the Scenes-Sequenzen. Das alles jedoch mit deutlichem geringerem Aufwand als bei Präsenzveranstaltungen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht jetzt Ihre Strategie für die Zukunft aus?

Thorsten Jakobs: Wir werden uns mit Sicherheit noch stärker als digitale Agentur positionieren. Ich glaube, dass digitale Formate auch nach Corona einen deutlich stärkeren Anteil im Kommunikations-Mix der Kunden haben werden. Außerdem traue ich dem ʻFrieden` noch nicht so recht. Wir alle wissen einfach noch nicht, was Anfang des nächsten Jahres im Winter sein wird. Deshalb werden wir den Kunden auch neue Lösungen anbieten. Dazu erstellen wir gerade ein eigenes Portal mit dem Namen Q & E, was für Quick & Easy steht. Das können unsere Kunden dann unkompliziert für ihre Meetings nutzen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Tierisch digital

Interview mit Christian Lehmann, Co-CEO der Deine Tierwelt GmbH

Tierisch digital

Die Deine Tierwelt GmbH mit Sitz in Hannover hat sich in den vergangenen 18 Jahren von einer Online-Kleinanzeigenplattform zu einer der führenden Communities für Tierfreunde im deutschsprachigen Raum entwickelt. Im…

Verpackt für den Erfolg: Nachhaltige Präsentationen

Interview mit Joachim Kratschmayr, Geschäftsführer der Packservice Gruppe

Verpackt für den Erfolg: Nachhaltige Präsentationen

Die Packservice Gruppe hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1980 in Karlsruhe zu einem führenden Anbieter von hochwertigen Verpackungslösungen und Logistikdienstleistungen entwickelt. Mit über 20 Standorten und mehr als…

Digitale Transformation zwischen KI, Remote-Arbeit und Verantwortung

Interview mit Guido Aehlen, Geschäftsführer der Hitachi Solutions Germany GmbH

Digitale Transformation zwischen KI, Remote-Arbeit und Verantwortung

Digitale Transformation, Remote-Arbeit und künstliche Intelligenz stellen Unternehmen vor große Aufgaben. Die Hitachi Solutions Germany GmbH begleitet sie dabei mit technologischem Know-how und internationaler Schlagkraft. Geschäftsführer Guido Aehlen erklärt, wie…

Spannendes aus der Region Berlin

Photonik trifft Praxis: Aus der Forschung an die Spitze

Interview mit Dr. Hanjo Rhee, CTO und Dr. Christoph Theiss, COO der Sicoya GmbH

Photonik trifft Praxis: Aus der Forschung an die Spitze

Siliziumphotonik gilt als Schlüsseltechnologie für die nächste Generation optischer Datenübertragung. Die Berliner Sicoya GmbH gehört zu den europäischen Vorreitern auf diesem Gebiet. Das Unternehmen entwickelt photonisch integrierte Schaltungen, die höchste…

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Interview mit Agnieszka Mierzejewska, COO der aap Implantate AG

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Trotz der Multikrise aus hohen Energiepreisen und Rohstoffknappheit konnte der Berliner Medizinproduktehersteller aap Implantate bei seinem zentralen Entwicklungsprojekt wichtige Fortschritte erzielen: Seine innovativen, antibakteriell oberflächenbehandelten Implantate sollen das Infektionsrisiko deutlich…

Compliance neu gedacht – modular, partnerschaftlich, skalierbar

Interview mit Sascha Kreutziger, Leiter Business Development der HiScout GmbH

Compliance neu gedacht – modular, partnerschaftlich, skalierbar

Wenn es um Informationssicherheit, Datenschutz und Business Continuity Management geht, sind Klarheit, Struktur und Verlässlichkeit unverzichtbar. Dafür steht die Berliner HiScout GmbH – mit Sascha Kreutziger, Leiter Business Development, als…

Das könnte Sie auch interessieren

Für das leibliche Wohl

Interview mit Nicole Stein, Geschäftsführerin der Melles & Stein Messe-Service GmbH

Für das leibliche Wohl

Als innovativer und zuverlässiger Partner für die kulinarische und personelle Messestandbetreuung hat sich die Melles & Stein Messe-Service GmbH in der dynamischen Messewelt einen Namen gemacht. Trotz der Herausforderungen, die…

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Interview mit André Schulze Forsthövel, geschäftsführender Gesellschafter der Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Brandschutz ist mehr als nur Technik - er ist Sicherheit, Verantwortung und Vertrauen. Genau dafür steht die Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH, die seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner in der Region…

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Interview mit Han-Alexander Pothoven, Director Advanced Technologies der DK Prototyping for Automotive Glass

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Wie bringt man Innovation, Qualität und Tempo unter ein Glasdach? Han-Alexander Pothoven von DK Prototyping for Automotive Glass kennt die Antwort. Im Interview erläutert er, wie ein kleines Unternehmen aus…

TOP