„In jedem Auto steckt ein Stück Prinz-Mayweg!“

Interview mit Dr. Christine Jüngst, COO der Prinz & Co. GmbH Stahlrohre

Wirtschaftsforum: Frau Jüngst, von Ihrem Unternehmen ist der Satz bekannt: „In jedem Auto steckt ein Stück Prinz-Mayweg“. Wo genau müsste man nach Komponenten aus Ihrer Fertigung Ausschau halten?

Dr. Dr. Christine Jüngst: Grundsätzlich stellen wir Präzisionsstahlrohre her, wo wir uns aus strategischen Gründen vor allem auf die Weiterverarbeitung der von uns bezogenen Stähle konzentrieren. Die von Prinz-Mayweg gefertigten Produkte kommen dann in der Tat nahezu vollständig im Automotive-Bereich zum Einsatz – unsere Produkte befinden sich vornehmlich innerhalb des Sitzes und Sitzaufbaus, in der Rückenlehnenverstellung oder Sitzhöhenverstellung.

Wirtschaftsforum: Sind Sie mit dieser strategischen Ausrichtung auch vom sich derzeit vollziehenden umfassenden Technologiewandel in der Automobilindustrie betroffen?

Dr. Christine Jüngst: Die meisten Veränderungen spielen sich in diesem Segment vornehmlich bei der Antriebstechnologie ab – die Vorrichtungen und Systeme, in denen die von uns hergestellten Komponenten zum Einsatz kommen, sind in diese Prozesse nicht in maßgeblicher Weise involviert. Indirekt betrifft uns dieser Wandel aber durchaus: denn andere Unternehmen, die ähnliche Leistungen und Produkte anbieten wie Prinz-Mayweg, könnten sich für entsprechende strategische Veränderungen entscheiden, die sich dann auch auf unsere Marktposition auswirken würden.

Wirtschaftsforum: Worin sehen Sie vor diesem Hintergrund die Grundlagen für den weiteren Unternehmenserfolg?

Dr. Christine Jüngst: Sicherlich zunächst in unserem gewachsenen Know-how. Wir sehen uns als die Spezialisten für technologisch besonders komplexe Fälle und treten in diesem Zuge auch gerne mit dem Leitmotiv „Wo andere abwinken, fangen wir erst an“ im Markt auf. Obwohl wir auch Werke in Tschechien, Portugal und mittlerweile zudem in Mexico betreiben, wo wir unser Engagement in den nächsten Jahren deutlich ausbauen werden, bekennen wir uns klar zu unseren bestehenden Fertigungsstandorten in Deutschland, die wir in den letzten Jahren durch weitreichende Investitionen auch perspektivisch gestärkt haben. An dieser Stelle ist unser Qualitätsversprechen von zentraler Bedeutung – unsere Produkte müssen so hochwertig sein, dass es sich weiterhin lohnt, in Deutschland zu produzieren, schließlich kommen unsere Erzeugnisse in besonders sicherheitsrelevanten Bereichen zum Einsatz: Bei einem Unfall müssen unsere Rohre an den Sitzen natürlich unbedingt halten, da ansonsten Leib und Leben der Fahrzeuginsassinnen in Gefahr wären. Gleichzeitig können wir dank unseres Know-how auch ein gutes wirtschaftliches Wertversprechen geben: So können wir in unseren Stählen besonders hohe Festigkeiten zielführend bearbeiten, was wenigen anderen Marktteilnehmern in diesem Maße gelingt. Durch eine größere Härte kann letzten Endes weniger Stahl eingesetzt werden, was zu einer signifikanten Gewichtsreduktion und damit in letzter Konsequenz auch zu einer besseren CO2-Bilanz führt.

Wirtschaftsforum: Wie wird sich die Marktposition von Prinz-Mayweg dabei perspektivisch weiterentwickeln?

Dr. Christine Jüngst: Als mittelständisches Unternehmen befinden wir uns an der Scharnierstelle zwischen großen Konzernen mit umfassender Marktmacht, von denen wir unsere Rohstoffe beziehen, sowie den global operierenden Tier-1-Automobilherstellern. Diese Marktposition muss man annehmen und sich dementsprechend an die Gegebenheiten anpassen. Eine auch im Alltag gelebte Flexibilität und eine unbedingte Bereitschaft zur effektiven Kommunikation nach innen und außen sind somit von herausragender Bedeutung und werden dies auch perspektivisch bleiben. Gerade in Zeiten der Coronapandemie und angesichts der dadurch ausgelösten Verwerfungen in den Lieferketten konnten wir uns mit diesen Werten als starker, verlässlicher Partner bewähren. Gleichzeitig werden wir aus meiner Sicht in den nächsten zwei Jahrzehnten deutliche Marktverschiebungen im Automotive-Sektor erleben, die vor allem die mittelständischen Zulieferbetriebe vor neue Herausforderungen stellen werden. Viele werden vor der Wahl stehen, sich von anderen Marktteilnehmern aufkaufen zu lassen, sich zu einem kleinen Spezialisten mit sehr spitzem Know-how weiterzuentwickeln oder konsequent weiter zu wachsen. Ein solches organisches Wachstum aus eigener Kraft strebt auch Prinz-Mayweg für die nächsten Jahre an. Wichtig ist dabei, dass der Mittelstand auch in der öffentlichen Wahrnehmung die Aufmerksamkeit erhalten sollte, die seiner unverzichtbaren Rolle in der Wertschöpfungskette gerecht wird. Denn bisweilen beschränken sich gerade im Automotive-Bereich die Diskussionen oftmals auf die besonders großen Player, wodurch nicht immer ein vollständiges Bild entstehen kann.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Die Bewegungskünstler

Interview mit Ralph Breuer, Geschäftsführer der Stromag GmbH

Die Bewegungskünstler

Sie sind unscheinbar, spielen aber in unterschiedlichsten Industrien eine Schlüsselrolle, weil sie im Hintergrund für den reibungslosen Betrieb von Windkraftanlagen, Landmaschinen, Aufzügen, Krananlagen oder Motoren sorgen: schaltbare Kupplungen, Bremsen, hochelastische…

Leicht, stark, nachhaltig –  die Zukunft gehört dem Leichtbau

Interview mit Andrea Klein, Geschäftsführerin der TUBUS WABEN GmbH & Co. KG

Leicht, stark, nachhaltig – die Zukunft gehört dem Leichtbau

Leichtbau ist weit mehr als eine technische Optimierung – er ist ein entscheidender Faktor für Nachhaltigkeit und Effizienz. Durch intelligente Materialwahl und innovative Konstruktionen lassen sich Gewicht, Energieverbrauch und Emissionen…

Die Medizin wird ambulanter und digitaler

Interview mit Dr. Steffi Miroslau, Geschäftsführerin der GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH

Die Medizin wird ambulanter und digitaler

Die GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH ist ein bedeutender Akteur im Gesundheitswesen Brandenburgs. Mit einer zentralen Verwaltung in Eberswalde und insgesamt elf eigenständigen GmbHs, darunter mehrere Krankenhäuser und…

Spannendes aus der Region Kreis Soest

„Die Leidenschaft für das Motorrad ist ungebrochen!“

Interview mit Peter Boschmann, Geschäftsführer der Motea GmbH

„Die Leidenschaft für das Motorrad ist ungebrochen!“

Die hohen Inflationsraten sowie die Multikrisen der letzten Jahre drücken die allgemeine Konsumlaune. Der Motorradmarkt hat sich im Angesicht dieser problematischen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hingegen als äußerst widerstandsfähig erwiesen. Mit Wirtschaftsforum…

Kupfer – Enabler der Energiewende

Interview mit Martin Gerlach, Vice President Sales der HME Copper Germany GmbH

Kupfer – Enabler der Energiewende

Im 17. Jahrhundert als Hammerwerk gegründet, heute, nach verschiedenen Umstrukturierungen und Übernahmen, Teil eines chinesischen Konzerns – die HME Copper Germany GmbH blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Eine Unternehmensgeschichte,…

Gebäudedienste vor Ort

Interview mit Helko Wieduwilt, Geschäftsleitung der ISD Immobilien Service Deutschland GmbH & Co. KG

Gebäudedienste vor Ort

Die Gebäudedienstleistungsbranche ist ein dynamisches und herausforderndes Umfeld, in dem Qualität und Kundenorientierung entscheidend für den Erfolg sind. Im Interview mit Wirtschaftsforum hebt Helko Wieduwilt, Geschäftsleitung der ISD Immobilien Service…

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Blick hinter die Fassade

Interview mit Matthias Schur, Geschäftsführer der Siegfried Schur Baubetrieb GmbH

Ein Blick hinter die Fassade

Wie in vielen Teilen Deutschlands steht auch die Baubranche in Sachsen vor erheblichen Herausforderungen. Lange war sie Motor der Konjunktur, jetzt wird sie durch hohe Zinsen, steigende Material- und Energiekosten…

Ideen, die Funken schlagen

Interview mit Klaus Silber, Geschäftsführer der Energie Technik Ing. Mario Malli Planungs-GmbH

Ideen, die Funken schlagen

In einer Zeit, in der ökologische Verantwortung und energieeffizientes Bauen konstant an Bedeutung gewinnen, rückt die technische Gebäudeausrüstung in den Fokus einer nachhaltigen Architektur- und Ingenieurpraxis – und entwickelt sich…

Globaler geht es nicht

Interview mit Erik van Os, Country Head Germany und Gianfranco Maraffio, Vorstand der TMF Deutschland AG

Globaler geht es nicht

Die TMF Group bietet ihre Management-, Accounting- und Payroll-Dienstleistungen in über 80 Ländern an und kann ihre Kunden damit nicht nur geografisch umfassend unterstützen. Erik van Os und Gianfranco Maraffio,…

TOP