„Eine Frage der Lebensqualität“
Interview mit Wolfgang Steimel, Geschäftsführer der POLYTECH Health & Aesthetics GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Steimel, wie wird man Geschäftsführer eines Unternehmens, das Produkte für die ästhetische Chirurgie herstellt?
Wolfgang Steimel: Man wird gefragt! Nun, im Ernst, ich arbeite schon seit 25 Jahren in leitender Funktion in dieser Branche. Wilfried Hüser, der Gründer von POLYTECH, hat mich eines Tages gefragt, ob ich die Geschäftsführung übernehmen würde. Ich lebte damals in Buenos Aires. Zunächst lehnte ich ab, aber Ende 2014 habe ich sein Angebot angenommen. Da mein Name durch meine Tätigkeit bei der größten Firma der Branche weltweit bekannt war, brachte ich gute Voraussetzungen mit, um das Unternehmen international aufzustellen, neu zu positionieren und zu strukturieren. Ich habe Kontakte zu den wichtigen Meinungsbildnern in der Welt geknüpft. Jetzt sind wir fast die Nummer 1 als internationaler Hersteller außerhalb der USA. Die Mitarbeiterzahl hat sich nahezu verdoppelt – in Dieburg und unseren Direktvertriebs-Ländern sind es inzwischen an die 250. Der Umsatz stieg in den vergangenen Jahren meist um 30% pro Jahr.
Wirtschaftsforum: Sie hatten offenbar nicht auf das Angebot gewartet. Was hat Sie dennoch an der Aufgabe gereizt?
Wolfgang Steimel: Das Change Management war schon immer ein Steckenpferd von mir. Gestaltung und Kundenbindung sind mir sehr wichtig. Wenn ich nur an Zahlen denken würde, hätte ich keinen Erfolg. Es ist wichtig, die Menschen mit auf die Reise zu nehmen. Wir haben eine neue Unternehmenskultur eingeführt. Das ist eine fundamentale Aufgabe, die ihre Zeit braucht. Die Mitarbeiter spielen dabei eine extrem wichtige Rolle. Nun haben wir etwas Wachstumsschmerzen, da müssen wir improvisieren. Aber Technologie benötigt nun einmal Wachstum. Als ich die Aufgabe übernommen habe, ging es zunächst nur darum, Hilfestellung zu leisten. Aber wenn man erst einmal in einer Sache drinsteckt, bringt man auch sein Herz mit ein. Ich finde es spannend, das Unternehmen so zu positionieren, dass es Anerkennung findet und zum Major Player wird.
Wirtschaftsforum: Ihre Branche hat nicht unbedingt das beste Image...
Wolfgang Steimel: Das stimmt, die Presse berichtet eher negativ. Umso schöner sind die positiven Rückmeldungen von Kunden. Wir haben ein spezielles Kundenprogramm und die Kundenzufriedenheit ist sehr hoch, denn wir steigern die Lebensqualität der Patienten. Unsere Produkte werden zum Beispiel für den Wiederaufbau bei Brustkrebspatienten oder bei Frauen, die nach zwei oder drei Kindern wieder eine attraktive Brust haben wollen, verwendet. Wir setzen auf Innovationen und neue Technologien – wie bei unseren Leichtimplantaten, die um 30% leichter sind als alles, was man bisher kannte, oder den Implantaten mit einer Seidenprotein-Beschichtung, die noch besser eine Kapselfibrose verhindern. Wir bieten das größte Portfolio weltweit – auch Implantate für das männliche Geschlecht. Wir denken patientenorientiert und unser Augenmerk liegt immer darauf, Komplikationen zu verringern.
Wirtschaftsforum: Was unterscheidet POLYTECH von anderen Unternehmen seiner Branche?
Wolfgang Steimel: Viele Unternehmen bemühen sich nicht um Innovation, sondern wollen nur den Markt abschöpfen. Andere versuchen es über den Preis, tun aber nichts, um den Patienten zu helfen. Wir sind im Geist noch ein Familienunternehmen, ein sympathisches Unternehmen mit einer hohen Glaubwürdigkeit. Die Mitarbeiter freuen sich, bei uns zu arbeiten.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die Bedingungen für weiteres Wachstum?
Wolfgang Steimel: Gut genug, um in den nächsten fünf Jahren zu den Top-3-Unternehmen der Welt zu gehören – noch lieber wollen wir natürlich die Nummer 1 werden. Dafür wären klare Rahmenbedingungen seitens der Politik wünschenswert. Die Regulatorien machen uns das Leben schwer. Ich würde mir auch mehr fachliches Wissen bei den Entscheidungsträgern wünschen. Ich bin in einem Unternehmen großgeworden und weiß, was es heißt Unternehmer zu sein. Es ist nicht immer leicht.