Homecare mit Herz und Verstand
Interview mit Dr. Vera Flad, Geschäftsführerin und Dr. Corina Hutterer, Geschäftsführerin der MTS Meditel Service GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Dr. Hutterer, Frau Dr. Flad, bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor.
Dr. Vera Flad: Ich bin promovierte Biologin und komme ursprünglich aus der medizinischen Biotechnologie. Vor über vier Jahren bin ich zu Meditel gewechselt, weil mich die praxisnahe Arbeit mit Patienten gereizt hat. Zuvor war ich eher auf der Forschungsseite tätig. Hier bei Meditel kann ich mit meinem Wissen direkt dazu beitragen, Therapien alltagsnah zu gestalten und Menschen konkret zu unterstützen.
Dr. Corina Hutterer: Auch ich bin seit rund vier Jahren bei Meditel. Nach meiner Promotion in der Virologie habe ich zunächst in der Forschung und dann im Bereich klinischer und nicht-interventioneller Studien gearbeitet. Die Arbeit bei Meditel hat mich vor allem fasziniert, weil wir hier Patienten wirklich direkt helfen können. Viele kennen den Begriff ‘Patientenunterstützungsprogramme’ gar nicht, dabei ist es ein Feld mit enormer Bedeutung und Mehrwert.
Wirtschaftsforum: Wie ist Meditel ursprünglich entstanden?
Dr. Corina Hutterer: Meditel wurde 2001 gegründet – damals noch als Callcenter im medizinischen Bereich. Doch sehr schnell wurde erkannt, dass es bei vielen Therapien einen großen Bedarf an Homecare-Unterstützung gibt, gerade bei seltenen und komplexen Erkrankungen. Meditel hat sich dann als einer der ersten Anbieter auf anspruchsvolle Therapien spezialisiert und deutschlandweit ein Netz an hoch qualifizierten Krankenschwestern und -pflegern aufgebaut, um Patienten zu Hause zu versorgen und zu schulen.
Wirtschaftsforum: Welche Meilensteine waren für diese Entwicklung besonders wichtig?
Dr. Corina Hutterer: Zum einen natürlich der Aufbau dieses bundesweiten Pflegenetzwerks. Außerdem haben wir ein umfangreiches Qualitätsmanagement etabliert, damit wir mit Patienten, Ärzten, Kliniken und pharmazeutischen Unternehmen auf einem hohen professionellen Niveau zusammenarbeiten können. Und nicht zuletzt ist Meditel stetig gewachsen – personell wie auch durch die Erweiterung der betreuten Therapiegebiete. Heute bilden diese Strukturen das Fundament unserer Arbeit.
Wirtschaftsforum: Was sind aktuell die größten Herausforderungen?
Dr. Vera Flad: Wichtig ist vor allem, dass Homecare-Programme im Gesundheitswesen als echte Unterstützung wahrgenommen werden – von Ärzten, Patienten und auch den Kostenträgern. Dazu gehört, dass es etablierte Abrechnungswege gibt und Pharmaunternehmen diese Programme mittragen. Die Konkurrenz am Markt wächst, daher setzen wir konsequent auf Qualität und hervorragende Schulung unserer Mitarbeiter.
Wirtschaftsforum: Inwieweit spielt Digitalisierung dabei eine Rolle?
Dr. Corina Hutterer: Digitalisierung hilft uns, viele Prozesse zu erleichtern. Aber: Gerade im Gesundheitswesen ist es nicht trivial, völlig papierlos zu arbeiten, weil höchste Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen gelten. Dennoch haben wir bereits große Schritte gemacht – zum Beispiel bieten wir Ärzten datenschutzkonforme Cloudlösungen zur Kommunikation an. Allerdings scheitert es manchmal an der IT-Infrastruktur einzelner Kliniken oder Praxen. Wo es aber genutzt werden kann, ist das Feedback sehr positiv.
Wirtschaftsforum: Was genau umfasst Ihr Leistungsportfolio?
Dr. Vera Flad: Wir bieten Patientenunterstützungsprogramme an, bei denen unsere bundesweit tätigen Gesundheits- und Krankenpfleger in engem Austausch mit den behandelnden Ärzten arbeiten. Sie sind auf die jeweiligen Therapien spezialisiert und begleiten die Patienten bei der Anwendung ihrer Medikamente zu Hause. Gerade bei seltenen Erkrankungen, die eine Fahrt in weit entfernte Spezialzentren erfordern würden, ist das eine enorme Erleichterung. Auch Infusionen und Injektionen können so im gewohnten Umfeld erfolgen was zu mehr Autonomie führt und die Lebensqualität der Patienten erhöht.
Wirtschaftsforum: Welche Ziele verfolgen Sie mit Meditel für die kommenden Jahre?
Dr. Corina Hutterer: Wir wollen unsere Servicequalität kontinuierlich steigern und Prozesse weiter optimieren, um individuelle und maßgeschneiderte Versorgungslösungen anbieten zu können. Außerdem möchten wir organisch weiter wachsen – durch neue Therapiegebiete und Kunden, aber auch durch strategische Partnerschaften. Ein weiteres Ziel ist es, unsere Arbeitgebermarke zu stärken, um qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu binden.
Wirtschaftsforum: Welche Werte sind Ihnen in der Unternehmensführung besonders wichtig?
Dr. Vera Flad: Teamgeist steht bei uns an oberster Stelle – sowohl im Außendienst als auch im Innendienst, denn die Kollegen müssen sich aufeinander verlassen können. Verantwortungsbewusstsein ist ebenso zentral, schließlich arbeiten wir in einem sehr sensiblen Umfeld. Qualität ist uns enorm wichtig, ebenso wie Menschlichkeit: Trotz aller Technologie steht der Patient als individueller Mensch im Mittelpunkt unseres Handelns.