Die Gewinner der Solarkrise

Interview mit Georg Hotar, Gründer der Photon Energy Investments

Wirtschaftsforum: "In welchem Bereich ist die Photon Energy Investments tätig und was machen Sie anders als andere Solarunternehmen, die derzeit in Schieflage geraten?"

Georg Hotar: "Die Photon Energy Investments ist reiner Betreiber und Bestandhalter von Solarkraftwerken. Mit diesem fokussierten Geschäftsmodell sind wir im „Sweet Spot“ der Solarindustrie tätig, in genau jenem Bereich, in den auch Warren Buffet groß investiert. Denn ähnlich eines Bestandhalters von Immobilien, der sich monatlich über Mieteinnahmen freuen kann, können wir unsere Erträge aus der Stromeinspeisung sicher planen - die Sonne spendet schließlich sicher Licht und geht so schnell nicht aus, d.h. es gibt bei uns keinen Leerstand. Ich sage immer - Solar ist nicht gleich Solar. Wichtig zu verstehen ist, dass wir kein Produzent von Solarmodulen sind. Wir verkaufen auch keine schlüsselfertigen Solarkraftwerke, so dass wir auf regelmäßige Projekte angewiesen wären. Als reiner Bestandshalter von Photovoltaikanlagen verdienen wir das Geld durch den Stromverkauf. Wir profitieren daher vom derzeitigen Preisverfall der Solarmodule. Ähnlich eines Kaffeehausbetreibers, der von sinkenden Preisen der Kaffeebohnen profitiert, wirkt sich dieser Preisverfall positiv auf unsere Rendite aus, da die erforderliche Investition pro MWp sinkt. Ich schaue daher sehr positiv in die Zukunft. Denn unser Geschäftsmodell erlaubt es uns, die Trends der Märkte schnell und flexibel zu erkennen und zu nutzen: Zum einen setzen wir noch auf gegebene staatliche Subventionen. Zum anderen stellen wir mittelfristig eine Grid Parity-Strategie für Kunden in ländlichen Gegenden mit Bedarf an Off-Grid-Lösungen, d.h. Anlagen weitab vom Stromnetz, in den Fokus."

Wirtschaftsforum: "Welche Länder bieten, im Hinblick auf die politischen Rahmenbedingungen und Einspeisevergütung, derzeit das beste Umfeld für den Betrieb einer Photovoltaik-Anlage?"

Georg Hotar: "Unser strategischer Fokus liegt aktuell auf einer internationalen Expansion. Dafür haben wir Zielmärkte der Photovoltaik identifiziert, in denen die European Photovoltaic Industry Association in den kommenden Jahren mit einem Photovoltaik-Boom rechnet. Hierzu gehören Australien, Nordamerika, Rumänien und die Türkei. In diesen Märkten werden erneuerbare Energien über einen Mix aus Einspeisetarifen, verbindlichen Zielvorgaben, Rabattprogrammen und sogenannten grünen Zertifikaten gefördert. Planbare und sichere Cashflows werden uns über diese Einspeisevergütungen garantiert. Außerdem prüfen wir vor jedem Markteintritt die Rahmenbedingungen sehr genau. Die Zielmärkte USA/Kanda, Australien, Rumänien und die Türkei erfüllen unsere Anforderungen an die Rahmenbedingungen: Die USA, Kanada und Australien bieten stabile politische Lage, entlegene Regionen mit Grid Parity-Potenzial bei Off-Grid-Lösungen und staatliche Subventionen. Australien, Rumänien und die Türkei bieten ideale Voraussetzungen aufgrund der hohen Anzahl an Sonnentagen sichere Erträge zu generieren. Um das Risiko zu minimieren, prüfen wir auch die einzelnen Projekte nach streng definierten Kriterien. So übernehmen wir Projekte nur nach positiver Due Diligence zum Fixpreis in das Portfolio. Eine realisierbare Projektfinanzierung und eine mindestens zweistellige Projekt-Renditeerwartung sind dabei zwei weitere Grundvoraussetzungen für eine Projektumsetzung."

Wirtschaftsforum: "Die Anleihe wird ja neben Österreich, Polen, Tschechien und der Slowakei auch in Deutschland platziert. Warum haben Sie sich gerade für diesen Markt entschieden?"

Georg Hotar: "Die Photon Energy Investments ist in der Photovoltaik-Industrie tätig. Die Wiege dieser Branche liegt in Deutschland. Deshalb sehen wir Deutschland im Hinblick auf die Photovoltaik-Technologie als einen sehr erwachsenen Markt mit einem großen Interesse am Thema erneuerbare Energie, was die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen auf zahlreichen Dächern von Privathaushalten und insbesondere in der Landwirtschaft bestätigt. Daneben hat sich Deutschland generell als sehr attraktiver Markt für Mittelstandsanleihen mit einer hohen Anzahl von institutionellen Anlegern erwiesen. Auch unser teilweise deutschsprachiges Management und der bereits vorhandene Standort in Deutschland haben begünstigt, dass wir unsere Anleihe unter anderem hier begeben."

Wirtschaftsforum: "Wofür soll das durch die Anleihenemission eingesammelte Kapital verwendet werden?"

Georg Hotar: "Momentan haben wir 25 Photovoltaik-Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 26,68 MWp in Tschechien, der Slowakei und Italien in unserem Bestand, die in den zurückliegenden vier Quartalen bis einschließlich 30. September 2012 einen Umsatz von 12,4 Mio. EUR und einen Finanzüberschuss nach operativen Kosten, Zinsen und planmäßigen Tilgungszahlungen von 2,8 Mio. EUR erzielt haben. Wir planen über die Anleihe, die wir als Eigenemission begeben, bis zu 40 Mio. EUR einzunehmen. Mit diesem Erlös wollen wir die internationale Expansion umsetzen, d.h. wie verfolgen das Ziel, unser Portfolio auf dem globalen Markt breit zu diversifizieren. Konkret haben wir eine Projektpipeline von 127 MWp aufgestellt, aus der ab diesem Jahr sukzessive Projekte zur Realisierung in den nächsten Jahren ausgewählt werden können. Über diese Projekte können wir wie erwähnt die Märkte mit Wachstumspotenzial für PV-Anlagen wie Australien, Rumänien, Nordamerika und die Türkei erschließen. In diesen Märkten werden wir künftig auch verstärkt auf Grid Parity-Projekte und Off-Grid-Systeme setzen, d.h. wir vertreiben Strom in entlegenen Regionen, wo kein Stromnetz vorhanden ist. Mit dieser Strategie machen wir uns zunehmend unabhängig von politischen Einflüssen und können unser bereits etabliertes und erfolgreiches Geschäftsmodell sukzessive ausbauen."

Wirtschaftsforum: "Können Sie die Expansionsstrategie alleine aus den Mitteln der Anleihe finanzieren oder besteht weiterer Finanzierungsbedarf?"

Georg Hotar: "Die Mittel aus der Anleihe werden nach unserem Finanzierungsmodell als Anschubfinanzierung für den Bau von Solaranlagen genutzt. Nach dem Netzanschluss der PV-Kraftwerke erfolgt dann eine Umfinanzierung über langfristige Bankkredite mit einer Laufzeit zwischen 10 bis 18 Jahren. Die nach der 4-6-monatigen Bauphase, dem Netzanschluss und der Umfinanzierung wieder frei werdenden Mittel der Anleihe können wir dann erneut als Anstoß eines neuen Solarkraftwerks investieren. Damit können wir die finanziellen Mittel der Anleihe mehrfach nutzen, um unsere Expansionsstrategie umzusetzen."

Wirtschaftsforum: "Wie wird die Anleihe verzinst, in welchen Intervallen werden die Zinsen ausgezahlt, und wann erhält der Anleger die erste Zinszahlung?"

Georg Hotar: "Unsere Unternehmensanleihe bietet privaten und institutionellen Investoren einen Kupon von 8%, den wir als kleines Schmankerl vierteljährlich auszahlen werden. Damit demonstrieren wir die Stabilität und Profitabilität unseres Geschäftsmodells und beteiligen unsere Anleger kontinuierlich an den generierten Erträgen. Die Anleihe wird voraussichtlich ab dem 12. März 2013 im Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt. Die erste Zinsauszahlung wird diesem Zeitplan entsprechend voraussichtlich am 12. Juni 2013 gezahlt."

Wirtschaftsforum: "Welche Sicherheiten bieten Sie Ihren Anlegern?"

Georg Hotar: "Nach Aussage der Analysten bieten wir deutlich mehr Sicherheiten als andere Emittenten. Zunächst haben unsere Anleger eine Sicherheit durch die regelmäßige Ertragskraft unseres Anlagenportfolios. Daneben gibt es für die Anleiheemission umfangreiche Convenants: Neben den gängigen Convenants wie Pari passu, Negativverpflichtung, Cross Default und der Change of Control-Klausel, haben wir außerdem festgelegt, dass die Eigenkapitalquote immer mindestens 25% betragen soll, während der Laufzeit der Anleihe keine Gewinnausschüttungen an die Muttergesellschaft gestattet sind und kein Cash Pooling mit Mutter- und Schwestergesellschaften erfolgen darf."

Wirtschaftsforum: "Wo sehen Sie die Photon Energy Investments in fünf Jahren?"

Georg Hotar: "Ich sehe auf dem weltweiten Photovoltaik-Markt noch ein sehr großes Potenzial. Unser Ziel ist es, die sich heute bietenden Möglichkeiten konsequent zu nutzen und die Photon Energy Investments zu einem Global Player in der Solarbranche zu entwickeln. Mit dem definierten Ziel, einen Bestand von 143,58 MWp in fünf Jahren zu erreichen, planen wir den bisherigen Eigenbestand von 24,83 MWp fast zu versechsfachen und den momentanen Finanzüberschuss von 2,8 Mio. EUR zu vervielfachen. Hierfür legen wir den Fokus auf die breite, internationale Diversifikation unseres Portfolios. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Ziele erreichen werden."

Wirtschaftsforum: Vielen Dank für das Interview, Herr Hotar.

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