International mobil – wir haben die Lösung
Interview mit Régis Serriere, Geschäftsführer Pelichet NLC SA
Wirtschaftsforum: Was internationale private und kommerzielle Umzüge angeht, kommt man an Ihrem Namen im Raum Genf kaum vorbei.
Régis Serriere: Ganz bestimmt. Zwar agieren wir von Genf aus, aber unsere Gruppe bietet weltweit Umzugsdienste und eine umfassende Unterstützung bei Relocations an. Durch die Partnerschaft mit der Umzugsgruppe AGS sind wir auf allen Kontinenten mit Niederlassungen vertreten. Das stärkt unseren internationalen Ansatz.
Wirtschaftsforum: Welche Historie hat das Unternehmen?
Régis Serriere: Begonnen hat alles mit dem Gründer Albert Pelichet 1891. In den 1970er-Jahren nahm die internationale Entwicklung bei uns Fahrt auf und inzwischen bieten wir nationale und internationale Umzüge, physische und digitale Archivierungen, Lagerlogistik und alles rund um Firmenumzüge. Im Umzugsbereich brauchen wir Qualität. Wir bieten kein Produkt, sondern einen Service und bringen Lösungen zu unseren Kunden, also Expertise und Erfahrung im gesamten Umzugsprozess.
Wirtschaftsforum: Sie liefern Lösungen für private Umzüge und Firmenumzüge?
Régis Serriere: Etwa 20% der Umzüge sind im B2C-Bereich angesiedelt. Privatleute können mit uns umziehen, vor allem international. Doch der Großteil unserer Arbeit, rund 40%, ist für große Unternehmen und Organisationen wie die UNO, und ihre 44 internationale Organisationen im Großraum Genf. Auch der Weltkonzern Nestlé ist einer unserer Kunden. Wenn Mitarbeiter für eine bestimmte Zeit ins Ausland gehen, regeln wir den Umzug. Und wenn sie dann nach drei, vier Jahren zurückkehren, übernehmen wir auch das. Viele Botschaften und deren Mitarbeiter setzen auf unsere Dienstleistungen. Gerade hier wechseln Mitarbeiter und Botschafter häufig, und das muss reibungslos funktionieren. Manchmal bleibt das Auto hier in der Schweiz und wird eingelagert, während ein Teil der Möbel zu Ziel A und der Rest zu Ziel B geht. Die Lösung für alle gibt es nicht. Jeder Umzug ist sehr individuell.
Wirtschaftsforum: Wie sieht gerade im wichtigen B2B-Bereich die Entwicklung aus?
Régis Serriere: Gerade hier wollen wir in den nächsten Jahren weiter wachsen. Neben dem Hauptsitz in Genf möchten wir auch in anderen Schweizer Kantonen Niederlassungen eröffnen, um in unserem Heimatmarkt die Bekanntheit vergrößern. Im Prinzip steht jeder Kanton für sich. Wir können in Genf bei großen Firmen und Organisationen noch so bekannt sein, aber wenn Sie einen Kanton weitergehen, kann das schon wieder ganz anders aussehen. Hier wollen wir auf jeden Fall ansetzen. Unser Ziel für 2022 sind Niederlassungen in Zürich und Basel.
Wirtschaftsforum: Was macht dort den Reiz aus?
Régis Serriere: Basel ist ein strategisch wichtiger Ort, mit einem binationalen Flugplatz, drei Grenzen, einer starken Pharmaindustrie und einem großen Zoll- und Hafenbereich. Auch Zürich ist ein internationaler Knotenpunkt mit Flughafen und Headoffices großer Unternehmen. Dadurch können wir unsere Einsatzgebiete stark ausbauen.
Wirtschaftsforum: Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?
Régis Serriere: In der Regel 55, doch in unsere Hauptsaison wächst ihre Zahl auf etwa 100. Die Zeiten Mai bis September, und dabei vor allem die Monate Juni bis August, sind am intensivsten. Dann scheinen alle Leute umziehen zu wollen. Man könnte man, das hätte sich in der Pandemie geändert, aber die Arbeit hat sich nur verlagert.
Wirtschaftsforum: Inwiefern?
Régis Serriere: Viele Firmen hatten während der Corona-Pandemie Zeit, um ihre Büros auf Vordermann zu bringen. Akten wurden archiviert und alte Büros gegen neue getuscht. Es war und ist für uns eine sehr intensive Zeit. Gerade bei den Firmenumzügen sind wir stark gewachsen. Hinzu kommt die Archivierungspflicht in der Schweiz. Wir haben eine eigene Abteilung, die digitale Archivierungen übernimmt. Ein echter Boom hat hier stattgefunden.
Wirtschaftsforum: Wie wird es hier weitergehen?
Régis Serriere: Einige kleinere Kunden sind zwar weggefallen, aber das haben wir durch Großkunden wettmachen können. Natürlich schmerzt es, langjährige Kunden zu verlieren, wenn sich deren Geschäftsgrundlage ändert. Wir erwarten zum Ende des Jahres ein zweistelliges Wachstum, was eben auch den Bereichen Firmenumzüge und digitale Archivierung geschuldet ist. Gerade Wachstum im B2B-Bereich ist ein Wunsch unserer Holding. Wir wollen uns weiter für Qualität stark machen. Das auch vor dem Hintergrund unsere bekannten Kunden. Neben Unternehmen betreuen wir Schauspieler, Sportler und Politiker bei ihrem Umzug, und der soll natürlich reibungslos und geräuschlos ablaufen. Wie heißt es bei uns so schön: Ein glücklicher Kunde von heute ist der Umsatz von morgen. Diesen Weg wollen wir an neuen Standorten weitergehen. Die Qualität bleibt, doch neue Themen wie wachsende Flexibilität und Digitalisierung werden verstärkt auf die Agenda kommen. Wir sind dafür gut gerüstet.
Wirtschaftsforum: Sie sehen also sehr optimistisch in die Zukunft?
Régis Serriere: Auf jeden Fall. Was wir in einem Kanton machen, können wir in einem anderen Kanton wiederholen. Zudem sind wir mit einem neuen großen Projekt für die UNO betraut, hierbei geht es um die Digitalisierung von Archiven zur Weltgeschichte. Da können wir unsere Kompetenz wieder einmal unter Beweis stellen.