Wertschöpfung von A bis Z
Interview mit Peter Steib, Geschäftsführer der pd.MEDIENLOGISTIK GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Steib, in den letzten Jahren hat sich die Situation auch in der Welt der Medien- und Transportlogistik verändert. Inwieweit ist die pd.MEDIENLOGISTIK GmbH von diesen Veränderungen betroffen?
Peter Steib: Bereits im Zuge der Coronakrise gab es Verschiebungen. Es wurden weniger Aktionsbriefe versandt, auch die Nachfrage im Fulfillment ging zurück. Der Onlinehandel nahm zunächst rapide zu, um sich dann auf einem gewissen Level einzupendeln. Lieferprobleme, Preissteigerungen und steigende Energiekosten machten die Lage noch schwieriger. Wir konnten dennoch unsere Position halten. Die pd.MEDIENLOGISTIK ist Mitglied der Mediengruppe Pressedruck mit Sitz in Augsburg und beschäftigt 220 Mitarbeiter:innen. Mit einem Jahresumsatz von 60 Millionen EUR sind wir bei den privaten Anbietern der Verlags- und Medienlogistik weiterhin führend.
Wirtschaftsforum: Wie ist es dem Unternehmen gelungen, seine Führungsstellung unter schwierigen Bedingungen zu halten?
Peter Steib: Die pd.MEDIENLOGISTIK hat ihre Kernkompetenz als Anbieter für Briefdienstleistungen und Lettershop, Fulfillment, Verlags- und Medienlogistik weiterentwickelt. Wir haben investiert, digitalisiert und technische Fortschritte erzielt. So haben wir zum Beispiel das Fulfillment ausgebaut und professionalisiert, welches wieder stärker nachgefragt wird. Dank neuer Scanner und Rollenbahnen konnten wir sowohl unsere Produktivität als auch unseren Umsatz in diesem Bereich steigern. Wir haben neue Tools und Programme entwickelt und bieten nun auch den elektronischen Briefversand, die direkte Datenübertragung, die Weiterleitung per Mail und ähnliche Services an. Die Logistik wird komplett inhouse abgewickelt, um Systeme besser auslasten zu können. Mit eigenem Tracking haben wir Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette geschaffen.
Wirtschaftsforum: Die pd.MEDIENLOGISTIK konnte die jüngsten Herausforderungen also als Chance zur Veränderung nutzen?
Peter Steib: Unbedingt. In der Verlags- und Medienlogistik ergeben sich immer wieder Herausforderungen, denen wir uns mit Flexibilität und Effizienz stellen. Wir haben uns neu geordnet und mobiles Arbeiten einbezogen, ohne dass eine Entfremdung der Teams eingetreten ist. Die pd.MEDIENLOGISTIK arbeitet mit vielen verschiedenen Medien, Umschlagsorten, Depots und Immobilien, muss also sehr effizient arbeiten, um eine qualitativ hochwertige Dienstleistung anbieten zu können. Im Rahmen unserer Qualitätsoffensive haben wir eine Zustell-App eingerichtet, die der Kommunikation mit den Zustellern und größerer Transparenz dient. So sollen zum Beispiel Ausfälle durch Krankheit der Mitarbeiter:innen vermieden werden.
Wirtschaftsforum: Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit in Ihrem Unternehmen?
Peter Steib: Wir sind stolz auf unser Team. Wir haben ein Kernteam und neue Kolleg:innen werden gut aufgenommen. Wir bemühen uns, attraktive Bedingungen für unsere Zustellenden zu schaffen, auch indem wir ihnen neue Fahrzeuge zur Verfügung stellen. Gemeinsam mit der Augsburger Mediengruppe sind wir in ein ‘New Work’-Projekt eingestiegen, bei dem es um das Zusammenspiel von Kultur, Equipment, Arbeitsräumen und gemeinsamen Regeln geht, also softe Faktoren, die das Arbeitsleben angenehmer machen. Soziale Komponenten werden auch bei vielen Ausschreibungen der öffentlichen Hand angesprochen. Hier geht es besonders um Nachhaltigkeit. Die pd.MEDIENLOGISTIK möchte bis 2027 CO2-neutral sein. Wir stoßen aber bei der Elektrifizierung der Fahrzeuge noch an Grenzen, was Lieferfähigkeit, Reichweite und Ladepunkte angeht.
Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Pläne für die nahe Zukunft?
Peter Steib: Wir setzen unsere Qualitätsoffensive fort. Im Zuge der Geschäftsentwicklung erarbeiten wir, welche zusätzlichen Dienstleistungen wir unseren Kund:innen der Öffentlichen Hand, Städten und entsprechenden Einrichtungen anbieten können. IT-Verkauf, inhouse-Poststellen und Logistiklösungen sind denkbare Angebote. Unser ‘New Work’-Projekt verfolgen wir im Interesse unserer Unternehmenskultur und Mitarbeiter:innenbindung. Denn wir arbeiten mit Maschinen, sind aber vor allem ein People‘s Business. Unseren Erfolg verdanken wir der Leidenschaft und dem Rückhalt unserer Mitarbeitenden, in jedem Projekt und auch in jeder Krise. Darauf können wir uns auch in Zukunft verlassen.