„Ich wünsche mir mehr Mut, Grenzen infrage zu stellen“

Interview mit Stefanie Rud, Geschäftsführerin der Ortner Reinraumtechnik GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Rud, die Ortner Reinraumtechnik GmbH schafft als Expertin für Lufttechnologie seit über drei Jahrzehnten saubere Räume und Umgebungen. In welchen Branchen sind Sie aktiv – und welche Leistungen bietet Ihr Unternehmen genau an?

Stefanie Rud: Grundsätzlich ermöglichen die von uns entwickelten Maschinen und Anlagen der produzierenden Industrie die Herstellung von qualitativ hochwertigen und sicheren Produkten. Dabei bewegen wir uns in ganz unterschiedlichen Marktsegmenten, von der Pharmaindustrie über lebensmittelverarbeitende Betriebe bis hin zur Mikroelektronikbranche, die in ihrem Tagesgeschäft ja regelmäßig mit sehr sensiblen Komponenten umgeht. Oftmals treten die Kunden dabei mit einer spezifischen Problemstellung an uns heran, die wir im gemeinsamen Gespräch weiter erörtern. Hat uns der Auftraggeber dann beispielsweise mitgeteilt, mit welchen Viren er in seinem Reinraum experimentieren möchte, konsultieren wir unsere In-House-Mikrobiologen und entwickeln auf Basis der daraus generierten Erkenntnisse schließlich eine Methode, die die höchste Wahrscheinlichkeit aufweist, die angestrebte Reinheit zu erreichen. Darauf aufbauend gestalten wir dann die einzelnen Anlagen oder auch ganze Räume, deren genaue Struktur natürlich ferner vom angestrebten Produktionsvolumen sowie den implementierten Prozessen abhängt.

Wirtschaftsforum: Fällt der anschließende Wartungsbetrieb genauso individuell aus?

Stefanie Rud: Im Prinzip ja. Denn auch hier haben wir es mit ganz unterschiedlichen Auftraggebern zu tun. Manche unserer Kunden verfügen selbst über eine umfangreiche Expertise in der Reinraumtechnik – da reichen dann oft eine kurze Schulung und turnusmäßige Inspektionen alle paar Jahre aus. Der Großteil unserer Auftraggeber wünscht jedoch ausdrücklich, dass wir den Reinraum als solches betreiben, was ein bis zwei Wartungsbesuche pro Jahr zur Folge hat. Auch wenn ein Kunde eine Charge oder den Produktionsbetrieb in größerem Umfang umstellt, kümmern wir uns um die Wiederherstellung eines sicheren Zustands samt möglicherweise erforderlichen Dekontaminationsmaßnahmen.

Wirtschaftsforum: Laut Ihrem Unternehmenscredo sehen Sie sich dabei im Auftrag der Natur und einer verantwortungsvollen Gesellschaft. Wie schlägt sich dieser Anspruch in Ihrem Alltag nieder?

Stefanie Rud: Wir sehen uns klar in der Verantwortung für die Natur und für das Leben unserer Kinder. Bei all unserem Tun ist uns stets bewusst, dass die Erde uns eigentlich gar nicht braucht – sie hat schließlich viele Millionen Jahre gut ohne uns Menschen existiert –, wir aber nicht ohne die Natur überleben können. Deshalb sind wir auch dafür verantwortlich, uns nur die absolut notwendigen Ressourcen zu nehmen und ethisch richtige Entscheidungen zu treffen. Gerade für ein Unternehmen, das sich auf die Reinraumtechnik spezialisiert hat, gehört dazu auch die Erkenntnis, dass Reinheit nur dort geschaffen werden soll, wo sie unbedingt erforderlich ist. Wir verfolgen nicht das Ziel, die normale gute Hausflora zu bekämpfen, damit am Ende überall sämtliche Oberflächen desinfiziert werden – das wäre vollkommen kontraproduktiv. Denn die uns förderlichen Organismen müssen wir unbedingt erhalten. Stattdessen wollen wir mit nachhaltigen Mitteln dort Reinheit schaffen, wo sie unbedingt erforderlich ist.

Wirtschaftsforum: Mit Ihrer Tätigkeit sitzen Sie an der Schnittstelle vieler Gewerke. Wie groß ist die Herausforderung, dieses umfangreiche Know-how im eigenen Unternehmen nachhaltig abbilden zu können?

Stefanie Rud: Die Reinraumtechnik ist in der Tat eine Querschnitttechnologie und benötigt die Expertise diverser Themenfelder wie der Elektrotechnik, des Aufbaus von Lüftungssystemen und ganz besonders des Luftmanagements. In ganz Europa gibt es nur wenige Unternehmen, die das Thema Reinraumtechnik wirklich umfassend verstehen, und entsprechend qualifizierte Hochschulabsolventinnen sind gleichsam rar gesät. Um nachhaltig Erfolg haben zu können, muss man dieses Ziel erst einmal richtig definieren – und ich bin überzeugt, dass sich Erfolg nicht nur in Geld messen lässt, sondern auch in den Beziehungen, die wir zu all unseren Stakeholdern aufbauen. Dazu gehört auch ein gewisser Mut zur unternehmerischen Selbstständigkeit, ein Mut, Grenzen infrage zu stellen und vielleicht letzten Endes auch einmal zu scheitern, den ich mir generell verstärkt wünschen würde. Denn nur so können wir als Gesellschaft dauerhaft innovativ bleiben.

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