Die Chemiekeule muss nicht sein: Biologischer und mechanischer Pflanzenschutz als wirksame Alternative
Interview mit Peter Witasek, Geschäftsführer der Witasek Pflanzenschutz GmbH
Wirtschaftsforum: Wie kommt es, dass Sie sich schon sehr früh mit biologischem Pflanzenschutz befasst haben?
Peter Witasek: Bereits während meiner Tätigkeit für bedeutende Chemiekonzerne Mitte der 70er haben wir die Pheromone der Borkenkäfer und anderer Schädlinge entschlüsselt. Zur Nutzung solcher Lockstoffe braucht man aber Fallen, was nicht zu einem Chemieunternehmen gepasst hätte. Das war der Anfang. Im nächsten Schritt entstand die Idee des Baum- und Pflanzenschutzes hinzu.
Wirtschaftsforum: Dazu gehörte auch die Absicherung in patentrechtlicher Hinsicht?
Peter Witasek: Richtig, wobei mir unerklärlich ist, wie das bei uns gehandhabt wird. In den USA bezahlt man ca. 5.000 EUR für ein Patent, das in allen Bundesstaaten gültig ist. Melde ich in der EU ein Patent an, muss ich in allen Ländern validieren. Die Kosten belaufen sich dann auf unglaubliche 50.000 bis 70.000 EUR. Eine Patentanmeldung sollte in der gesamten EU gültig sein, das gehört von der Politik bearbeitet.
Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen konnte sich dennoch erfolgreich entwickeln?
Peter Witasek: Wir sind jedes Jahr durchschnittlich um 10% gewachsen. Immer wieder sind neue Ideen und Innovationen hinzugekommen, viele Patente und Namensrechte. Wir haben heute etwa 20 Mitarbeiter, ein gutes und engagiertes Team. Unser Firmensitz wird am neuen Standort auf 4.500 m² erweitert, dort können wir flexibler agieren. Trotz Corona realisieren wir unsere geplanten Investitionen.
Wirtschaftsforum: Was macht ihr Produktportfolio im Wesentlichen aus?
Peter Witasek: Unser Grundkonzept ist der mechanische Baumschutz, Pheromone und Fallen, der chemische Pflanzenschutz sowie der mechanische Rebschutz. Wir haben uns hier dabei stark auf die Forstwirtschaft und den Weinbau konzentriert. Unsere Produkte im mechanischen Pflanzenschutz sind leicht zu montieren, demontieren und dadurch wiederverwendbar. Ziel ist es, die Schäden im österreichischen und europäischen Forst und Weinbau zu minimieren.
Wirtschaftsforum: Stellen die Klimaveränderungen Sie vor neue Herausforderungen?
Peter Witasek:Wir sind kontinuierlich mit der Entwicklung neuer Pheromonkompositionen für weitere Schädlinge beschäftigt, zum Beispiel für den Eichenkernkäfer (Platypus Cylindrus) in Portugal. Was bei uns wichtig ist: Während andere Firmen Beratung abbauen, bauen wir auf. Zu 90% arbeiten wir mit dem Handel zusammen, zum Beispiel mit dem Raiffeisen-Verbund oder Betrieben, die die Forst-, Land- und Weinbauwirtschaft bedienen. Diese bewährten Partnerschaften möchten wir erhalten, auch im Ausland. Wir beliefern Kunden in Europa sowie unter anderem im Nahen Osten, den USA und in Russland.
Wirtschaftsforum: Sie sind mit 74 Jahren der Motor Ihres Unternehmens. Wie sehen Sie die Zukunft?
Peter Witasek: Ich war immer ein Mensch, der gern gearbeitet hat. Ich habe erkannt, dass Leistung zum Erfolg führt – wenn sie denn gut ist. Ich möchte meine Erfahrung an junge Menschen weitergeben. Erfolg zu haben ist etwas Positives. Wir müssen unser Wirtschaftssystem zielgerichtet ausrichten.