Wir stehen nicht auf dem Schlauch

Interview mit Ralf Dahmer, Geschäftsführer der NORRES Schlauchtechnik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Dahmer, wo sehen Sie NORRES Schlauchtechnik am Markt, im Vergleich zu Wettbewerbern?

Ralf Dahmer: Wir sind 2022 unter die 500 Top Hidden Champions in der DACH-Region gewählt worden. In Europa sind wir mit einem Marktanteil von 10%, nicht zuletzt durch den Zusammenschluss mit der Firma Baggermann, zum Marktführer avanciert.

Wirtschaftsforum: Was sind heute Ihre wichtigsten Produkt- und Systemkategorien?

Ralf Dahmer: Wir decken vier Kategorien ab. Dies sind zum einen Schläuche mit Spiralen, zum Beispiel für Saugbagger sowie auch Kunststoffschläuche, Gummischläuche und Anschlusstechnik. Unsere Kerntechnologien sind das Extrudieren und Schweißen. Bei uns wird dies in einem Vorgang abgedeckt. Unser Baukasten umfasst rund 8.000 Artikelnummern. Rund die Hälfte unserer Lösungen sind individuell auf den Kunden maßgeschneidert.

Wirtschaftsforum: Was sind die wichtigsten Kundengruppen für NORRES Schlauchtechnik?

Ralf Dahmer: Bei NORRES sind wir breit aufgestellt. Das war gerade in den vergangenen Jahren wichtig. Der Bereich Landwirtschaft ist eine Säule des Geschäfts. Darüber hinaus sind wir im Maschinenbau und in Robotics, in der Lebensmittel- und Getränkebranche, der Pharmazeutik sowie im Bereich Infrastruktur präsent. Potenzial sehen wir auch im Segment der erneuerbaren Energien. Zu unseren Kunden gehören sowohl Retailer als auch OEMs.

Wirtschaftsforum: Aus welchen Ländern kommen Ihre Kunden?

Ralf Dahmer: Unser Hauptmarkt ist die DACH-Region. Grundsätzlich sind wir international tätig. In den Beneluxländern sind wir stark und auch in den USA haben wir feste Kundenbeziehungen.

Wirtschaftsforum: Welche Markttrends stellen Sie im Dialog mit den Kunden zurzeit fest?

Ralf Dahmer: Die Konsistenz der Schläuche ändert sich nicht wirklich, aber der Marktzugang. Bedingt durch die Krise will niemand mehr Produkte im Lager liegen haben. Die Kunden fahren auf Sicht. Ein weiterer Trend ist die Vertiefung der Wertschöpfungskette, nicht zuletzt bedingt durch den demografischen Wandel. Die Unternehmen leiden unter Personalmangel. Für uns bedeutet dies, nicht mehr in Produkten, sondern in Baugruppen und vordefinierten Schlauchsystemen zu denken.

Wirtschaftsforum: Ist auch das Thema Nachhaltigkeit wichtig in der Branche?

Ralf Dahmer: Kein Material kann PVC für diese Applikationen ersetzen. Deshalb bemühen wir uns, Schrott und Ausschuss zu vermeiden. Wir verfolgen eine Null-Schrott-Strategie. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, bis 2028 komplett CO2-neutral zu sein. Das haben wir sogar in unseren Statuten verankert. Dazu nehmen wir auch unsere Lieferanten mit ins Boot, denn wir möchten das Thema ganzheitlich angehen. Nachhaltigkeit ist ein Thema mit vielen Ebenen. Auch Soziales und Unternehmensführung gehören dazu. Wir legen großen Wert auf Sicherheit und Optimierung am Arbeitsplatz. Darüber hinaus bieten wir flexibles Arbeiten auch im Homeoffice an und investieren viel in Schulungen und Trainings.

Wirtschaftsforum: Wie verändert die Digitalisierung Ihr Geschäft?

Ralf Dahmer: Die Digitalisierung ermöglicht Customizing zum Preis von standardisierten Lösungen. Wir verbessern stetig die Transparenz gegenüber unseren Kunden, haben diese zum Beispiel an unser Warenwirtschaftssystem angeschlossen. Das bedeutet, dass unsere Kunden in unsere Bestände schauen können. Darauf basiert unser Anspruch der kürzesten Reaktionszeit. Wir arbeiten mit EDI-Anbindungen, haben zum Beispiel all unsere Tochterunternehmen per EDI angeschlossen. Unser internes Order-Prozess-Management ist digital. Wir setzen sogar selbstlernende Systeme ein. Unsere Rechnungen werden zum Beispiel automatisch generiert. Wir können mit unseren Kunden auch eine automatische Bedarfsplanung machen, die in unsere Systeme eingespielt wird.

Wirtschaftsforum: Was unterscheidet NORRES Schlauchtechnik von anderen Anbietern?

Ralf Dahmer: Das ist eine Kombination vieler Faktoren. Unsere Kunden schätzen unser breites Portfolio. Die Möglichkeit, aus unserem großen Baukasten heraus zu individualisieren, ist ein wichtiges Asset. Zudem sind wir in unseren Endmärkten ein One-Stop-Shop-Anbieter. Aktuell ist natürlich auch unsere gute Verfügbarkeit ein wichtiges Argument. Vor allem aber sind unsere Mitarbeiter eine Säule unseres Erfolgs. Viele von ihnen sind schon lange bei uns. Entsprechend verfügen sie über fundiertes Wissen und über Erfahrung. Sie sind außerdem, und das können wir gar nicht hoch genug einschätzen, absolut loyal und identifizieren sich mit unserem Unternehmen.

Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für das Jahr 2023 vorgenommen?

Ralf Dahmer: Wir werden die Digitalisierung vorantreiben und unseren Kundenservice noch weiter verbessern, um die Prozesse mit und für unsere Kunden zu vereinfachen. Bei allem, was wir planen und tun, denken wir langfristig. Wir leiten die Kundenwünsche für die Zukunft frühzeitig ab. So gelingt es uns, organisches Wachstum zu schaffen. Wir überprüfen regelmäßig unser Portfolio in Hinblick auf veränderte Kundenbedürfnisse und Anfragen. Aktuell ist zudem Logistikoptimierung ein wichtiges Thema auf unserer Agenda. Wir möchten unsere Marktposition festigen, wenn möglich sogar ausbauen.

Wirtschaftsforum: Gibt es eine Vision für NORRES Schlauchtechnik?

Ralf Dahmer: Wir möchten ein Technologiekonzern werden mit industriellen Schläuchen als Kernkompetenz. Diese veredeln wir mit Baugruppen und Anschlusstechnik.

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