Von Qualität leiten lassen

Interview mit Benjamin Klingenberg, Managing Director DACH-Region der NCAB Group Germany GmbH

Das Team der NCAB hat bereits Anfang 2020 auf Homeoffice umgestellt und war von Beginn der Coronakrise voll leistungsfähig. Eine Herausforderung waren die Lockdowns und Frachtkapazitäten aus China. Für die NCAB Group Germany war die Beschaffung dennoch kein Hindernis.

„Wir arbeiten in China mit Partnerfabriken zusammen und haben 100 eigene Mitarbeiter zur Qualitätssicherung sowie eigene Maschinen vor Ort. Das Team des sogenannten Factory Managements in Asien waren hier unsere Augen und Ohren. Dadurch wussten wir immer, was vor Ort passiert und konnten Einfluss nehmen“, erklärt Benjamin Klingenberg, Managing Director für die DACH-Region und Vice President Europa.

Die Logistikprobleme gingen allerdings nicht ganz spurlos an der NCAB Group Germany vorbei. „Wir waren sehr flexibel und konnten die Lieferketten aufrechterhalten. Nur die Bahnverbindung über die Seidenstraße funktionierte schließlich nicht mehr. Und da fast der gesamte Passagierflugverkehr zusammengebrochen war, konnten wir unsere Produkte nicht mehr mit den Passagiermaschinen transportieren“, so Benjamin Klingenberg. Das Unternehmen ist nur zu einem geringen Anteil in der Automobilbranche tätig, wo die Probleme größer waren.

Neue Märkte

Die Leiterplatten werden je nach Anwendung individuell gefertigt. Jede ist daher anders. „Wir selektieren unsere Partnerfabriken über ein sehr aufwendiges Audit-Verfahren. Wenn es zum Auftrag kommt, wird die Fabrik dafür ausgewählt, die das individuelle Projekt des Kunden am besten umsetzen kann“, erklärt Benjamin Klingenberg.

Da man im Bereich Elektronik tätig sei, der sich auch in der Coronazeit stark entwickelt hat, blieben die negativen Auswirkungen der Krise begrenzt. Besonders stark war in dieser Zeit die Medizinbranche. „Wir haben alles dafür getan, um schnell Leiterplatten für Beatmungssysteme liefern zu können“, berichtet der Managing Director.

Neben der Medizintechnik entwickelt sich die Ladeinfrastruktur und die Bahntechnik sehr stark, erzählt er weiter. Aufgrund der erhöhten Logistikpreise und Preise für das Basismaterial musste auch die NCAB Group ihre Preise anheben. „Das lag auch daran, dass immer neue Märkte entstehen und dadurch der Wettbewerb härter wird, beispielsweise bei Glasfaser und Kupfer“, so Benjamin Klingenberg.

Ende 2020, Anfang 2021 seien die Preise stark gestiegen, hätten sich derzeit aber einigermaßen stabilisiert. Der Grund: „Viele Kunden haben Hamsterkäufe getätigt. Jetzt sind die Lager voll und die Nachfrage ist deutlich zurückgegangen. Auch die Binnennachfrage in China hat sich reduziert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Preise erneut steigen werden, da die Nachfrage wieder spürbar ansteigt.“

Abhängigkeiten verringern

Die NCAB Group Germany ist mit fünf Standorten in der DACH-Region aktiv. Die Perspektiven sind gut, denn die Elektronik ist klar im Aufschwung, sagt der Managing Director: „In allen Elektronikprodukten sind heute Leiterplatten integriert und die voranschreitende Entwicklung moderner Technik treibt die Nachfrage nach zuverlässigen Leiterplatten weiter voran. Kühlschränke haben etwa zusätzliche Displays und im Bereich E-Mobilität steigt der Bedarf an Ladestationen.“

Die Geopolitik kann aber andere Probleme mit sich bringen. „Das Rohmaterial für die Leiterplatten kommt zu etwa 70% aus Taiwan und China. Auch wenn es noch einige wenige Werke in der EU gibt, kommt das Rohmaterial immer noch aus dieser Region. Allerdings wird diese Abhängigkeit jetzt am Markt wahrgenommen. Es gibt daher eine Tendenz, nicht nur lokal zu fertigen, sondern auch Rohmaterialien lokal zu fertigen“, sagt der Managing Director. NCAB ist darauf vorbereitet und hat Lösungen bereit, die die Lieferkette ganzheitlich abdecken.“

Nah am Kunden

Die NCAB Group ist heute der größte Leiterplattenlieferant weltweit. Aus Benjamin Klingenbergs Sicht hat diese Entwicklung mehrere Gründe: „Zum einen unsere Nähe zum Kunden. Wir haben unsere Ländergesellschaften und unsere Mitarbeiter vor Ort. Eine wesentliche Rolle spielt außerdem unser bereits erwähntes eigenes Factory Management. Durch unser hohes Einkaufsvolumen können wir bessere Preise erzielen. Auch davon profitieren unsere Kunden. Auch dank unserer Lager vor Ort bieten wir gute Lieferkonditionen. Der wichtigste Erfolgsfaktor sind aber unsere Mitarbeiter, die eine tolle Arbeit leisten und starke Beziehungen zu unseren Kunden pflegen.“

Einen hohen Stellenwert hat seit zehn Jahren das Thema Nachhaltigkeit. „Wir sprechen nicht nur darüber, sondern zeigen auch, was wir tun – bis hin zum CO2-Ausstoß pro produzierter Leiterplatte.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Neu aufgestellt  in die Zukunft

Interview mit Dr. Werner Boysen, Geschäftsführer und Udo Meining, Key Account Manager der Carl Stahl GmbH & Co. KG

Neu aufgestellt in die Zukunft

Gegründet 1910, blickt Carl Stahl als Gurt- und Bandweberei auf eine lange Firmengeschichte zurück. Über Jahrzehnte arbeitete das Unternehmen hauptsächlich als Hersteller von Sicherheitsgurten für die Automotive-Zuliefererindustrie. Um sich für…

Immer sicher vor Brand geschützt

Interview mit Tim Thyssen, CEO der KBS Systems NV

Immer sicher vor Brand geschützt

Ist ein Feuer erst einmal ausgebrochen, kann es schwierig werden, es schnell und effizient zu löschen, ohne dass Mensch und Material Schaden nehmen. Hier sind Lösungen…

Die Welt leichter machen mit Carbonfasern

Interview mit Dr. Patrick Rapmund, Geschäftsführer der DYNEXA GmbH & Co. KG

Die Welt leichter machen mit Carbonfasern

In der dynamischen Welt der Materialwissenschaften hat sich die Carbonfasertechnologie als einer der vielversprechendsten Bereiche etabliert. DYNEXA, ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Laudenbach in Baden-Württemberg, hat sich in den…

Spannendes aus der Region München

Eine Heldenreise für den Rallye-Sport

Interview mit Jona Siebel, CEO der WRC Promoter GmbH

Eine Heldenreise für den Rallye-Sport

Den besten Autofahrern der Welt kann man nicht bei der Formel 1 zusehen, sondern bei der World Rally Championship – wie auch viele Formel 1-Fahrer unumwunden zugeben. Im Interview mit…

Präzision, die sich messen lässt

Interview mit Wolfgang Rausch und Michael Fröschl, Geschäftsführer der MueTec Automatisierte Mikroskopie und Messtechnik GmbH

Präzision, die sich messen lässt

Bei Halbleitern und mikroelektronischen Geräten ist höchste Präzision gefragt. Die MueTec Automatisierte Mikroskopie und Messtechnik GmbH aus München bietet optische State-of-the-art Messgeräte und Mikroskopie-Lösungen. Mit einem großen Entwicklungsteam ist das…

Unsere Mission: Menschen mit seltenen Erkrankungen besser versorgen

Interview mit Andrea Passalacqua, VP, General Manager der Alexion Pharma Germany GmbH

Unsere Mission: Menschen mit seltenen Erkrankungen besser versorgen

In einem Gesundheitssystem, in dem häufig auftretende Erkrankungen wie Diabetes oder Herzkrankheiten im Vordergrund stehen, wird leicht übersehen, dass auch seltene Erkrankungen eine große Herausforderung sind. Laut Definition gilt eine…

Das könnte Sie auch interessieren

Von Zapfsäule bis Shop: Technik, die verbindet

Interview mit Othmar Nussbaum, Geschäftsführer der Ratio Elektronik GmbH

Von Zapfsäule bis Shop: Technik, die verbindet

Das Tankstellengeschäft hat zwei Seiten: zum einen das Geschäft mit den Kraftstoffen, zum anderen das Shopgeschäft. Allein das erfordert komplexe Abwicklungssysteme. Mit ihren Kassen-, Automaten- und Managementsystemen ermöglicht die Ratio…

Pioneer in der Elektrifizierung der Welt

Olivier Thudor, Geschäftsführer Nexans Power Accessories Germany GmbH

Pioneer in der Elektrifizierung der Welt

Elektrizität ist eine treibende Kraft der modernen Zivilisation, die unsere Welt seit über einem Jahrhundert erleuchtet und antreibt. Aktuell stehen wir an der Schwelle eines neuen Zeitalters: dem Energiewandel. Auch…

„Die Datenübertragungsgeschwindigkeit hat sich vervierzigfacht!“

Interview mit Oliver Fieth und René Schneider, Geschäftsführer der Softing Automotive Electronics GmbH

„Die Datenübertragungsgeschwindigkeit hat sich vervierzigfacht!“

Autos werden immer stärker Teil der Informationstechnologie – dementsprechend müssen bei der Entwicklung wie bei der Herstellung und später auch im Aftersales-Kontext immer größere Datenmengen auf die Fahrzeuge übertragen, beziehungsweise…

TOP