Weil Bio allein nicht reicht

Interview mit Liane Maxion, Vorstand der Naturata AG

Wirtschaftsforum: Frau Maxion, der Markt für Biolebensmittel boomt; Bio ist längst im Alltag angekommen. Heute findet man Bioprodukte in den meisten Supermärkten und Discountern. Wofür steht Naturata auf diesem immer größer werdenden Markt?

Liane Maxion: Naturata steht für hochwertige, gesunde Biolebensmittel – und für sehr viel mehr. Unser Claim ‘Mehr als Bio’ spiegelt diese Haltung wider, die uns vom Markt unterscheidet.

Wirtschaftsforum: Was genau heißt ‘Mehr als Bio’?

Liane Maxion: Wir stehen für Bioprodukte, die besonders strenge Standards erfüllen; das zeigen Siegel wie Demeter oder Fairtrade. Die außergewöhnliche Produktqualität ist jedoch nur ein Aspekt. Naturata steht für Ganzheitlichkeit, für soziale Verantwortung, den respektvollen Umgang mit Kunden, Lieferanten und der Natur.

Wirtschaftsforum: Charakterisieren diese hohen Ansprüche das Unternehmen von Beginn an?

Liane Maxion: Seit 45 Jahren steht Naturata für das Prinzip der Nachhaltigkeit; es war immer Basis der Geschäftstätigkeit, nicht erst jetzt, wo sich immer mehr Unternehmen dieses Schlagwort auf die Fahne schreiben. Naturata wurde in den 1970er-Jahren gegründet und war eines der ersten Unternehmen überhaupt, das sich mit Biolebensmitteln beschäftigte. Erst 2001 wurde das staatliche Bio-Siegel eingeführt, was die Vorreiterrolle von Naturata aufzeigt. Es war damals eine sehr bewegte Zeit, in der jeder mit anpacken musste.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich das Unternehmen bis heute entwickelt?

Liane Maxion: Es gab in der Vergangenheit Höhen und Tiefen; 2008 steckte das Unternehmen in einer tiefen Krise. Seitdem haben wir uns sehr gut etabliert und verfolgen eine zielorientierte und langfristige Strategie. Hier in Marbach sind 20 Mitarbeiter tätig, der Umsatz steigt stetig. Gerade durch Corona haben wir einen großen Schub erfahren. Die Tatsache, dass die Verbraucher ein neues Bewusstsein entwickelt haben, sehen wir natürlich sehr positiv. Bislang waren die Deutschen im Vergleich zu anderen Ländern nicht wirklich bereit, mehr Geld für hochwertige, nachhaltig produzierte Lebensmittel auszugeben. In dieser Hinsicht findet ein Umdenken statt.

Wirtschaftsforum: Kommen wir auf die Produkte zu sprechen. Wie sieht das Portfolio aus und gibt es besondere Highlights?

Liane Maxion: Kunden finden bei uns von Kaffee, Ketchup und Schokolade bis zu Essig, Nüssen, Tomatenprodukten und Pasta ein breites Sortiment an hochwertigen Bioprodukten. Charakteristisch sind unsere Dinkelteigwaren. Seit 30 Jahren beziehen wir Dinkel von einer Erzeugergemeinschaft der Schwäbischen Alb. Diese Partnerschaft spiegelt Werte des Unternehmens wie Regionalität und langfristige Zusammenarbeit exemplarisch wider. Ebenso charakteristisch sind unsere Kaffeeersatzprodukte. Wir führen Getreidekaffee, Dinkelkaffee, Zicho-rienkaffee und Lupinenkaffee, weil immer mehr Verbraucher eine verträgliche, koffeinfreie Alternative zum Bohnenkaffee wünschen. Die Akzeptanz der Ersatzprodukte wird immer größer und gerade Lupinenkaffee findet eine große Aufmerksamkeit.

Wirtschaftsforum: Gibt es regelmäßig Neuheiten im Sortiment?

Liane Maxion: Neuheiten spielen für uns keine so zentrale Rolle. Heute gibt es jedes konventionelle Produkt auch in Bioqualität. Deshalb geht es für uns weniger um neue Produkte als vielmehr um Produktmerkmale. Der Endverbraucher will fair gehandelte Lebensmittel in einer besonderen Qualität. Beispielhaft sind Demeter- oder klimaneutrale Produkte.

Wirtschaftsforum: Wie erfolgt der Vertrieb?

Liane Maxion: Die Naturata AG hier in Marbach beschäftigt sich ausschließlich mit den Produkten, die den Namen Naturata tragen. Die Naturata-Läden sind selbstständige Einzelhändler. Wir vertreiben vor allem über Bioläden und Reformhäuser, haben aber auch einen Onlineshop. Beim Marketing arbeiten wir sehr selektiv; Social Media-Kanäle spielen eine große Rolle. Sehr positiv entwickelt sich die Zusammenarbeit mit einigen Influencern, die unsere Produkte empfehlen.

Wirtschaftsforum: Sie selbst kommen eigentlich aus der IT-Branche und sind seit 2009 für Naturata tätig. Was verbinden Sie persönlich mit dem Unternehmen und wo sehen Sie es in der Zukunft?

Liane Maxion: Mir war es wichtig, in einem Unternehmen tätig zu sein, mit dessen Philosophie und Produkten ich mich identifizieren kann. Das ist bei Naturata der Fall. Hier spielen Langfristigkeit, Ehrlichkeit und Transparenz eine große Rolle sowohl was die Produkte als auch die Hersteller und Lieferanten betrifft. Wir arbeiten zum Beispiel seit der ersten Stunde mit ein und demselben Schokoladenhersteller zusammen. Diesen Werten werden wir auch künftig treu bleiben. Die positive Branchenentwicklung wird auch weiterhin anhalten, auch vor dem Hintergrund des Green Deals der EU, bis 2050 klimaneutral zu sein. Ich selber habe hier viel über Bioprodukte und Landwirtschaft gelernt. Mit meiner Arbeit möchte ich dazu beitragen, dass Landwirte durch ihre Arbeit auskömmlich leben können, Lebensmittel einen neuen Wert bekommen und das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Relevanz gesunder Lebensmittel gestärkt wird – und das idealerweise von Kindesbeinen an.

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