„Ethisches Handeln steht ganz oben“

Interview mit Martin Meisenburg, Geschäftsführer der Narda Safety Test Solutions GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Meisenburg, wie kam es überhaupt zur Gründung des Unternehmens?

Martin Meisenburg: Narda STS Deutschland ist im Jahr 2000 durch die Ausgliederung eines Unternehmensbereichs aus der Wandel & Goltermann-Gruppe und den Verkauf an den amerikanischen Konzern L3 entstanden. Der Bereich umfasste das Thema Messung von nicht-ionisierenden Strahlungen, das in den 1990er-Jahren durch die Verbreitung des Mobilfunks populär wurde. Narda hat als weltweit erste Firma Messtechnik zur Überprüfung der geltenden Richtlinien entwickelt. Seitdem kamen weitere Neuentwicklungen hinzu wie 2004 das weltweit erste selektive Messgerät für diese Applikation, 2007 das heute noch erfolgreiche Breitbandmessgerät NBM. Dann war das Produktportfolio ausgeschöpft; es gab weltweit keine EMF-Messtechnik mehr, die man noch hätte erfinden können. Daher haben wir 2010 neben Safety / EMF-Messtechnik den zweiten Geschäftsbereich RF Testing gegründet.

Wirtschaftsforum: Was genau beinhaltet dieser Bereich?

Martin Meisenburg: Im diesem Geschäftsfeld geht es um die Störersuche und die Entwicklung von Monitoring-Receivern. Hier haben wir verschiedene Produkte auf den Markt gebracht wie etwa SignalShark mit einer erweiterten Störersuchfunktion durch eine automatische Antenne. Mit diesem Gerät sind auch Time Difference of Arrival (TDOA)-Lokalisierungen möglich. Unser weiteres Wachstum wird überwiegend über den Bereich Störersuche und Hochfrequenz- Monitoring erfolgen, da dieser Markt größer ist. Der EMF-Bereich ist dagegen eine Nische, in der man allein in einem Land nicht überleben kann. Wir sind mit ihm erfolgreich, weil wir international unterwegs sind. Mehr als 90% unserer Produkte exportieren wir, mehr als 60% außerhalb der EU.

Wirtschaftsforum: Durch das weite Feld von Anwendungen sind Ihre Kunden sicher breit gestreut?

Martin Meisenburg: Allerdings. Wir arbeiten im Bereich Safety weltweit mit Regierungsbehörden zusammen, aber auch mit Mobilfunkunternehmen, Rundfunkbetreibern, der Schweißer- und Automobilindustrie – die E-Mobilität ist zum Beispiel mit hohen Strahlungen verbunden. Im Geschäftsfeld Störer werden unsere Produkte sowohl von Sicherheitskräften - Polizei, Geheimdiensten und Militär, als auch den Regulierungsbehörden genutzt.

Wirtschaftsforum: Sie arbeiten in einer sehr speziellen Branche. Mit welchem beruflichen Hintergrund sind Sie zu Narda gekommen?

Martin Meisenburg: Ich bin 2013 bei Narda als Vertriebsleiter eingestiegen und seit einem Jahr Geschäftsführer. Zu Beginn meiner Berufslaufbahn war ich in der Telekommunikation beschäftigt, erst in der Softwareentwicklung, dann im kommerziellen Bereich. Anschließend war ich in verschiedenen Firmen tätig, die Testsysteme entwickeln, unter anderem auch in der Schweiz. Studiert habe ich Elektrotechnik. Interessant ist für mich, dass ich damals vieles gelernt habe, was ich erst jetzt, bei Narda, anwenden kann. Denn unsere Arbeit hat natürlich viel mit Physik zu tun.

Wirtschaftsforum: Welche Impulse konnten Sie der Firma bereits geben, und wo liegen Ihre persönlichen Interessen?

Martin Meisenburg: Neben der Renovierung unseres Produktportfolios möchte ich das Unternehmen schneller machen, um unsere weltweite Marktführerschaft zu erhalten. Über zehn Jahre lang war das mangels Konkurrenz nicht nötig, aber inzwischen sind große Konzerne im Bereich RF-Testing auf dem Markt. Mein persönlicher Schwerpunkt liegt in den Bereichen IT und Digitalisierung. Hier ist extrem viel passiert. Als ich zu Narda kam, gab es noch kein Messgerät, das vernetzt werden konnte. Heute läuft alles wireless oder über Ethernet, um die Zusammenführung von Messgeräten zu ermöglichen.

Wirtschaftsforum: Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?

Martin Meisenburg: Sie basiert auf drei Werten: Integrität, Respekt, Exzellenz. Korrektes ethisches Handeln steht für uns an erster Stelle. Wir arbeiten weltweit mit Regierungen zusammen. Das erfordert eine große Wachsamkeit aller Beteiligten. Bestechung hat hier keinen Platz. Aufgrund der großen Bedeutung unserer Arbeit verfolgen wir eine Null-Toleranz-Strategie.

Wirtschaftsforum: Wo werden Sie in Zukunft die Schwerpunkte setzen?

Martin Meisenburg: Die Entwicklung im Bereich 5G ist rasant. Man muss als Unternehmen agil dabei sein und die Standards mitbestimmen. Wir haben den Vorteil, dass wir weltweit die Einzigen sind, die das ganze Produktportfolio von 0 Hz bis 100 GHz, von Breitbandmesstechnik, selektiver Messtechnik sowie Personal- und Area-Monitore bieten. Wir haben hohe Qualitätsansprüche, bieten langlebige Produkte und verfügen über ein eigenes Kalibrierlabor. In der Messtechnik werden wir Sonde und Grundgerät abstrahieren und eine vereinheitlichte Schnittstelle schaffen. In Bereich Testing haben wir mit SignalShark eine gute Grundlage und werden weitere Kundenwünsche aufnehmen und implementieren.

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