Tabuthema Tod: „Menschen werden mit vielen Fragen allein gelassen, die wir beantworten.“

Interview mit Björn Wolff, Gründer und Geschäftsführer von mymoria

Wirtschaftsforum: Herr Wolff, auf seiner Homepage beschreibt sich mymoria als digitales Bestattungshaus – aber warum braucht man überhaupt einen digitalen Bestatter, wenn es doch schon seit Urzeiten auch sehr gut analog funktioniert, und was wollen und können Sie mit mymoria in der Bestattungskultur hierzulande konkret verändern?

Björn Wolff: Gegenfrage: Warum buchen Sie Ihre Reise nicht, wie früher üblich, im Reisebüro? Wir sind ein neues, zeitgemäßes Angebot für Menschen, die eh schon vieles online machen, und haben uns rein einer Sache verschrieben: unseren Kunden. Und diese schätzen es, eine Bestattung im Schutz der eigenen vier Wände – von zu Hause – zu planen und zu buchen. Mit mymoria.de haben wir die Prozesse einer Bestattungsplanung optimiert und in das Internet übertragen. Zum ersten Mal können sich nun Menschen in Ruhe von zu Hause aus über Bestattungsarten und alles Notwendige informieren sowie allein oder mit der gesamten Familie Bestattungen bei voller Kostentransparenz planen. Wir wollen die Bestattungskultur hin zu mehr Transparenz, Offenheit und Unbeschwertheit verändern.

Björn Wolff, Gründer und Geschäftsführer von mymoria
„Wir wollen die Bestattungskultur hin zu mehr Transparenz, Offenheit und Unbeschwertheit verändern.“ Björn Wolff

Wirtschaftsforum: Mit Dieter von Holtzbrinck von DvH Ventures haben Sie ganz aktuell einen Investor gewinnen können, der einen Millionenbetrag in mymoria investiert hat, und Sie haben auch weitere finanzstarke Förderer. Wie haben Sie als Start-up in wenigen Jahren solche Publicity erreicht und woran machen Sie diesen Erfolg fest?

Björn Wolff: Ganz einfach, wir sprechen offen, transparent und ehrlich über alles, speziell über das Tabuthema Tod. Mit unserer offensiven Kommunikation der Themen Tod und Bestattung treffen wir dabei einen Nerv in der Gesellschaft. Durch die jahrzehntelange Tabuisierung dieser Themen ist unsere Bevölkerung mit vielen Fragen allein, die wir Ihnen beantworten, oftmals bevor Sie sich trauen zu fragen. Außerdem greifen wir den Trend zu Mobilität auf und bieten Menschen die Möglichkeit, Bestattungen von überall online zu planen. Die wenigsten Kinder und Enkel leben heute noch am Ort der Eltern oder Großeltern und sind für dieses Angebot dankbar, wenn es in der Familie einen Sterbefall gibt.

„Mit unserer offensiven Kommunikation der Themen Tod und Bestattung treffen wir dabei einen Nerv in der Gesellschaft.“ Björn Wolff
Björn Wolff, Gründer und Geschäftsführer von mymoria

Wirtschaftsforum: Sie organisieren alle Arten von Bestattungen in ganz Deutschland und arbeiten dafür mit ausgewählten Bestattungsunternehmen zusammen. Was überzeugt Ihre Partner, mit mymoria zu kooperieren?

Björn Wolff: Unsere Partnerbestatter kennen wir alle persönlich, haben jeden einzelnen schon persönlich besucht und nach diversen Qualitätskriterien ausgesucht. Sie stehen alle hinter der Idee, den Bestattungsmarkt transparenter und moderner zu machen. Wir helfen ihnen dabei und für viele ist die Zusammenarbeit mit mymoria ein zusätzlicher Kanal, mit dem sie ihre Auslastung verbessern können.

Wirtschaftsforum: Kostentransparenz scheint Ihren Kunden sehr wichtig zu sein, denn das ist auf Ihrem Webauftritt ein zentraler Punkt – gleich auf der Startseite. Ist das nach Ihrer Erfahrung etwas, das andere Unternehmen nicht leisten, sprich ein echtes Alleinstellungsmerkmal?

Björn Wolff: Absolut, dafür sind wir angetreten! Die Kostentransparenz in den Bestattungsmarkt zu bringen ist einer der zentralen Gründe, warum wir mymoria gegründet haben. Wer sich für eine Bestattung interessiert, sieht bei uns alle anfallenden Kosten auf einen Blick und kann die Planung seinem Budget anpassen. Das Internet bietet uns und den Nutzern den Vorteil, dass alle Informationen schnell und zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung stehen, durchsuchbar und auch vergleichbar sind.

Björn Wolff, Gründer und Geschäftsführer von mymoria
„Wir helfen den Menschen aber sehr, indem wir ihnen so viel wie möglich abnehmen und sie Zeit für sich und den Abschied haben.“ Björn Wolff

Wirtschaftsforum: „Analoge“ Bestatter erleben im persönlichen Kontakt mit Trauernden sicher oft emotionale Berg- und Talfahrten und leisten auch schon mal „Notfallhilfe“. Wie gehen Sie am Telefon damit um?

Björn Wolff: Wenn Menschen, die gerade jemanden verloren haben, bei uns anrufen, sind sie in einer emotionalen Ausnahmesituation. Das wissen und kennen unsere erfahrenen Mitarbeiter, die unter unserer Servicenummer Tag und Nacht für unsere Kunden zur Verfügung stehen. Oft hilft es den Anrufern schon, dass jemand einfach nur zuhört. Wir helfen den Menschen aber sehr, indem wir ihnen so viel wie möglich abnehmen und sie Zeit für sich und den Abschied haben. Das bestätigen uns auch die vielen positiven Rückmeldungen, die wir von unseren Kunden erhalten.

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