„Unser Mehrwert? Wir sprechen Bahn!“

Interview mit Mathias Mund, Geschäftsführer der mund + ganz GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Mund, Ihr Ingenieurbüro engagiert sich vor allem im Zusammenhang mit Baumaßnahmen im Umfeld der Bahn. Welche Tätigkeiten stehen dabei im Zentrum Ihrer Aufmerksamkeit?

Mathias Mund: Wir bieten umfassende Leistungen an, beginnend bei Beratungsleistungen vor dem eigentlichen Projektbeginn über Projektmanagement und Planungsleistungen bis hin zu unserer Kernkompetenz: der Bauüberwachung. Als Besonderheit bieten wir zudem eine sogenannte Bauherrenunterstützung an, in deren Rahmen wir uns vor der Durchführung der eigentlichen Baumaßnahmen um Abstimmungen mit Beteiligten kümmern, um etwaige Probleme frühzeitig aus der Welt zu schaffen; dabei bereiten wir beispielsweise für Stadtwerke entsprechende Vereinbarungen mit der Bahn vor, wenn Wasser oder Stromleitungen den Bahnkörper kreuzen.

Wirtschaftsforum: Welche besonderen Herausforderungen bestimmen in diesem sehr speziellen Kontext Ihr Tagesgeschäft?

Mathias Mund: Aufgrund ihrer Größe und Organisationsstruktur ist die Deutsche Bahn ein sehr besonderes Unternehmen mit einem ganz eigenen Regelwerk, sehr weit ausdifferenzierten individuellen Prozessen und einer ganz eigenen Fachterminologie. Die damit einhergehende Vielschichtigkeit ist für die meisten Außenstehenden nur schwer zugänglich. mund + ganz hat all diese Besonderheiten jedoch schon seit mehr als 40 Jahren verinnerlicht. Deshalb können wir uns sowohl mit der Deutschen Bahn auf Augenhöhe austauschen, als auch unsere anderen Kunden zu den spezifischen Anforderungen der Bahn umfangreich beraten und entsprechend vermitteln. Wir sagen immer ‘wir sprechen Bahn’ und nutzen diese Erfahrungen zum Beispiel für Städte und Gemeinden, um deren Projekte erfolgreich umzusetzen.

Wirtschaftsforum: Welche Faktoren erhöhen dann während der eigentlichen Baumaßnahmen die Komplexität im Vergleich zu alltäglicheren Bauprojekten?

Mathias Mund: Die einzelnen Phasen unterscheiden sich tatsächlich vergleichsweise wenig von alltäglicheren Bauprojekten, doch die besonderen Belange, die im Bahnumfeld zu beachten sind, schlagen auch hier durch. Dies betrifft im Vorfeld zum Beispiel die Anmeldungen für die Einplanung in den Fahrplan der Deutschen Bahn sowie eine engmaschige Abstimmung mit Behörden wie dem Eisenbahnbundesamt, deren sehr individuelle Anforderungen stets zu berücksichtigen sind. Während der eigentlichen Baumaßnahme ist auch das Verhalten auf der Baustelle besonders hervorzuheben – denn oft läuft der Bahnbetrieb während der eigentlichen Arbeiten ‘unter rollendem Rad’ weiter und nur selten werden Gleise voll gesperrt, damit die Baumaßnahme gänzlich ohne Verkehr durchgeführt werden kann. Hier gilt es natürlich, umfangreiche Sicherheitsanforderungen zu beachten und entsprechend umzusetzen.

Wirtschaftsforum: Die Baubranche erlebt gerade eine signifikante Marktkorrektur – ist auch mund + ganz von dieser Entwicklung betroffen?

Mathias Mund: Grundsätzlich kann unser Unternehmen weitgehend unabhängig von Konjunkturzyklen agieren. Es ist aus den Medien ja hinreichend bekannt, dass Schienennetz, Brücken oder Bahnsteige teilweise in einem schlechten Zustand sind. Aus diesem Grund kann es sich die Deutsche Bahn schlichtweg nicht leisten, ihre Investitionen weiter aufzuschieben, da ansonsten möglicherweise ganze Streckenabschnitte perspektivisch überhaupt nicht mehr befahrbar wären. Denselben Effekt, dass auch tiefgreifende gesamtwirtschaftliche und branchenspezifische Entwicklungen keine direkten Folgen für unsere Auftragslage haben, konnten wir zuletzt ebenfalls in der Coronapandemie bemerken. Diese hat natürlich die Art und Weise, wie wir unsere Projekte umsetzen, umfassend verändert, indem wir zum Beispiel verstärkt auf Videokonferenzen setzen mussten und auch die Ausführungen und Abstimmungen komplexer wurden – doch auf die eigentliche Auftragslage hatten all diese Verwerfungen keine nennenswerten Auswirkungen.

Wirtschaftsforum: Ein weiteres Brandthema, das Bauwirtschaft und Bahn gleichermaßen bewegt, lautet Nachhaltigkeit. In welcher Form kann mund + ganz dank seiner neuralgischen Stelle in der Wertschöpfung hierzu einen signifikanten Beitrag leisten?

Mathias Mund: Projekte, die eine merkliche Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz zur Folge haben, liegen uns in der Tat besonders am Herzen. Derzeit entsteht unweit unseres Unternehmenssitzes in Heidelberg beispielsweise ein Betriebshof für Wasserstoffbusse, für den wir die Bauüberwachung ausführen. Ebenso sind wir in den Transport von Transformatoren auf der Schiene involviert, die für den weiteren Ausbau des Elektrizitätsnetzes in Deutschland und seine dauerhafte Stabilität unabdingbar sind – in diesem Zuge evaluieren wir beispielsweise, welche Routen sich optimal für den Transport eignen, und begleiten bisweilen auch den Neubau oder Umbau von Gleisanschlüssen für die Umspannwerke. Mit unserem Nachhaltigkeitszertifikat nach ISO 26000 weisen wir zudem schon seit langer Zeit unsere firmeninternen Nachhaltigkeitsambitionen konsequent nach.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

Fenster und Türen made in Germany

Interview mit Sylvia Meeth-Kainz, Geschäftsführerin der Josef Meeth Fensterfabrik GmbH & Co. KG

Fenster und Türen made in Germany

Fenster und Türen sind mehr als bloße Öffnungen in unseren Häusern – sie sind die Schnittstelle zwischen Innen und Außen, verbinden Räume mit der Welt da draußen und beeinflussen maßgeblich…

Die richtigen Verbindungen unter einem Dach

Interview mit Marian Mehlhose, Geschäftsführer und Jürgen Bartenstein Leiter Vertrieb der KRUG Holzsystembinder GmbH

Die richtigen Verbindungen unter einem Dach

Dachbindersysteme und Holzrohbau bilden das Fundament für eine moderne und nachhaltige Bauweise. Als zentrale Elemente im Konstruktionsprozess von Gebäuden bieten sie nicht nur Stabilität und Sicherheit, sondern auch vielfältige gestalterische…

Nachhaltig. Langlebig. Swiss-made. Ein Schweizer ist Profi für Dämmung mit Holzwolle.

Interview mit Philipp Huber Geschäftsführer der Dietrich Isol AG

Nachhaltig. Langlebig. Swiss-made. Ein Schweizer ist Profi für Dämmung mit Holzwolle.

Der Klimawandel mit unberechenbaren Temperaturen. Energiekosten, die die Wirtschaft in Atem halten. Und ein Wettlauf darum, den CO2-Abdruck gerade im wichtigen Gebäudesektor durch zeitgemäße Dämmung möglichst gering zu halten. Die…

Spannendes aus der Region Heidelberg

Düfte, die man sich leisten kann

Interview mit Leyla Lampe, Geschäftsführerin der ULRIC DE VARENS GmbH Deutschland

Düfte, die man sich leisten kann

Tolle Düfte bezahlbar machen, das ist das Anliegen des französischen Familienunternehmens Ulric de Varens. Seit mehr als 40 Jahren vertreibt es selbst produzierte Düfte – seit 20 Jahren auch in…

Die Lösung als Herausforderung

Interview mit Dr. Stephan Richter, Vorstand der GEF Ingenieur AG

Die Lösung als Herausforderung

Am Anfang stand 1983 bei der Firmengründung von GEF das Thema `Fernwärme´ auf der Agenda. Bis heute sind die Bereiche `Planung von Erzeugungs- und Wärmeanlagen´, ‘Trassenanlagen’ sowie ‘Studien und Beratung’…

Heilung mit Fachkompetenz und Herz

Interview mit Prof. Dr. Günter Germann, Geschäftsführer der ETHIANUM Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG

Heilung mit Fachkompetenz und Herz

Für eine schnelle Genesung ist nach einem operativen Eingriff oder einer Krankheit neben sehr guter medizinischer Qualität auch das persönliche Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung. Aufgrund der aktuellen Herausforderungen gelingt es…

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sind HR!

Interview mit Thierry Lutz, Chief Operating Officer der Abacus Umantis AG

Wir sind HR!

Eine der großen unternehmerischen Herausforderungen ist der anhaltende Personal- und Fachkräftemangel, häufig ein wachstumslimitierender Faktor. Die Basis für ein erfolgreiches HR Management ist eine Software, die bestmöglich auf die individuellen…

Business Charter – individuell, effizient, nachhaltig

Interview mit Antonia Gilbert CCO und Darko Cvijetinovic CEO der MJet GmbH

Business Charter – individuell, effizient, nachhaltig

Die Digitalisierung ermöglicht Business-Meetings unabhängig von Raum und Zeit. Aber nicht immer kann ein Bildschirm ein persönliches Treffen ersetzen, zum Beispiel, wenn wichtige Verhandlungen oder Abschlüsse anstehen oder persönliche Beziehungen…

„Wir wollen die Menschen immer wieder überraschen!“

Interview mit Anneke Snijders, Geschäftsführerin der Silk-ka BV

„Wir wollen die Menschen immer wieder überraschen!“

Was für wunderbare Blumen und Pflanzen! Und so natürlich! Was auf den ersten Blick wie eine perfekte Kreation der Natur aussieht, ist doch nur eine Illusion, denn die täuschend echt…

TOP