Generationswechsel auf solider Basis

Interview mit Sebastian Zoppe, Geschäftsführer der MP GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Zoppe, können Sie uns etwas über die Gründe erzählen, die 1996 zum Zusammenschluss der beiden Unternehmen geführt haben?

Sebastian Zoppe: Zunächst einmal reichen unsere Wurzeln zurück bis in das Jahr 1948. Grund für den Zusammenschluss 1996 waren die Synergien, die beide Unternehmen nutzen wollten. Während Gerhard Möller aus Hamburg hauptsächlich mit der Entwicklung und Herstellung von Transformatoren, also Ein- und Dreiphasentransformatoren, Drosseln, Luftspulen und Ferriten beschäftigt war, konzentrierte sich Walter Preussler in Berlin auf Ringstelltransformatoren, zum Beispiel Ein- und Dreiphasen, Leistungsregler, Spannungskonstanthalter und kundenorientierte Lösungen. Mit dem Zusammenschluss wollten die beiden Unternehmen schlagkräftiger werden, an einem Strang ziehen und sich als Full Range-Anbieter positionieren.

Wirtschaftsforum: Ist die Produktpalette gleichgeblieben?

Sebastian Zoppe: Natürlich haben wir uns und die Produkte weiterentwickelt, aber Stelltransformatoren gehören ebenso weiter zu unserem Portfolio wie klassische Transformatoren. Wir fertigen übrigens den weltweit stärksten Ringstelltransformator mit einem Strom von 250 Ampere. 2014 sind wir zudem in das Segment der Energiesparanlagen eingestiegen. Weitere Produkte sind Dreiphasen-Pulverkerndrosseln sowie Ein- und Dreiphasendrosseln und Filter. Beispiele für kundenindividuelle Projekte sind ein Dreiphasen-Spannungskonstanthalter und eine Dreiphasen-Wechselspannungsquelle mit Frequenzumrichter. Bei allen Produkten legen wir Wert auf Qualität und Langlebigkeit. Damit fahren wir – trotz der Konkurrenz aus China – ganz gut.

Wirtschaftsforum: Eine Frage zu Corona. Wie sieht es da bei Ihnen aus?

Sebastian Zoppe: Wenn alles glatt geht, sind wir Umsatztechnisch wieder auf dem Vorjahresniveau. Im ersten Quartal 2020 lagen wir deutlich über dem Ziel, das ich mir gesteckt hatte. April, Mai und Juni kamen nur wenige Bestellungen. Aktuell zieht es aber wieder an.

Wirtschaftsforum: Seit dem 1. Januar 2020 sind Sie Hauptgesellschafter und haben die Geschäftsführung von Ihrem Vater übernommen. Ging mit diesem Übergang auch ein Strategiewechsel vonstatten?

Sebastian Zoppe: Auf jeden Fall. Wir haben unsere Homepage überarbeitet und unseren Namen von Möller-Preussler Transformatoren GmbH in MP GmbH geändert. Mit MP Energy haben wir einen neuen Bereich kreiert, in dem unsere Energiesparanlagen zu finden sind. Eine wichtige Sparte sind auch Geräte, die Spannungsschwankungen vermeiden. Gerade bei Industrie 4.0 ist es für Computersteuerungen extrem wichtig, konstante Spannungsverhältnisse zu haben. Außerdem engagieren wir uns in der Elektromobilität und sind gerade in der Testphase als Zulieferer für eine Komponente von E-Ladesäulen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht eigentlich konkret die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden aus?

Sebastian Zoppe: Als Full Range-Anbieter haben wir uns erfolgreich in der Nische etabliert und produzieren fast ausschließlich kundenindivduelle Lösungen. Dabei reicht die Spanne von ganz klein bis ganz groß und umfasst alles vom Nieder- bis zum Mittelspannungsbereich bis zu 25 Megavoltampere (MVA). Unseren Kunden können wir Transformatoren bis zu einem Gewicht von zehn Tonnen anbieten.

Wirtschaftsforum: Wo werden die Produkte eingesetzt?

Sebastian Zoppe: Hier ist die Spanne sehr breit und reicht von Medizintechnik, Prüftechnik und Industrie über Automatisierung und Maschinenbau bis hin zur Schifffahrt. Im Prinzip überall dort, wo Spannung angepasst und transferiert werden muss.

Wirtschaftsforum: Wie erreichen Sie Ihre Kunden?

Sebastian Zoppe: Ganz klar ist online die Zukunft. Mein Bruder kommt aus dem Web-Marketing, ist jetzt auch ins Unternehmen eingestiegen und treibt diese Dinge voran. Trotzdem ist in unserer Branche der persönliche Kontakt unverzichtbar. Wir müssen zu den Kunden und ihnen auch etwas zeigen.

Wirtschaftsforum: Was würden Sie als die Erfolgsfaktoren des Unternehmens bezeichnen?

Sebastian Zoppe: Auf jeden Fall die Qualität und unsere sehr motivierten und gut ausgebildeten Mitarbeiter. Aber auch Kundennähe und die kurze Lieferzeit gehören dazu.

Wirtschaftsforum: Inwieweit hat die Digitalisierung bei Ihnen Einzug erhalten.

Sebastian Zoppe: Jeder unserer Mitarbeiter in der Produktion hat ein Tablet, über das Daten eingegeben und abgerufen werden können. Außerdem haben wir kürzlich ein neues Warenwirtschaftssystem eingeführt. In den nächsten drei bis fünf Jahren möchte ich grundsätzlich die Voraussetzungen schaffen, unseren Umsatz zu verdreifachen und die Zahl der Mitarbeiter zu verdoppeln.

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Die Welt leichter machen mit Carbonfasern

Interview mit Dr. Patrick Rapmund, Geschäftsführer der DYNEXA GmbH & Co. KG

Die Welt leichter machen mit Carbonfasern

In der dynamischen Welt der Materialwissenschaften hat sich die Carbonfasertechnologie als einer der vielversprechendsten Bereiche etabliert. DYNEXA, ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Laudenbach in Baden-Württemberg, hat sich in den…

Ein Nischenkönig in Familienhand

Interview mit Ann-Dorothée Büsche, Geschäftsführerin der semiQuarz GmbH

Ein Nischenkönig in Familienhand

Vielfach verbaut und für etliche Branchen unerlässlich: Das ist Quarzglas. Dank seiner chemischen Festigkeit und hohen Umwandlungstemperatur findet Quarzglas in der ein oder anderen Form integriert den Weg in wichtige…

Neu aufgestellt  in die Zukunft

Interview mit Dr. Werner Boysen, Geschäftsführer und Udo Meining, Key Account Manager der Carl Stahl GmbH & Co. KG

Neu aufgestellt in die Zukunft

Gegründet 1910, blickt Carl Stahl als Gurt- und Bandweberei auf eine lange Firmengeschichte zurück. Über Jahrzehnte arbeitete das Unternehmen hauptsächlich als Hersteller von Sicherheitsgurten für die Automotive-Zuliefererindustrie. Um sich für…

Spannendes aus der Region Kreis Segeberg

Weil grün funktioniert

Interview mit Thomas Syring, Geschäftsführer der Fristads GmbH

Weil grün funktioniert

Die Anforderungen an moderne Arbeitskleidung sind hoch. Sie soll Unfallrisiken bei der Arbeit minimieren, robust, bequem, langlebig und optisch ansprechend sein. Ist Workwear zudem nach der Umweltproduktdeklaration EPD zertifiziert, ist…

„Wir entwickeln Produkte von 0 auf 100“

Interview mit Waldemar Anton, Geschäftsführer der Northpoint GmbH

„Wir entwickeln Produkte von 0 auf 100“

Technologische Innovationen prägen den Konsumgütermarkt zunehmend. In den letzten Jahren haben neue Entwicklungen und schnelllebige Trends das Kaufverhalten stark verändert. Die Northpoint GmbH aus Hamburg ist auf technische Produkte im…

„Wir sprechen breite Kundensegmente an!“

Interview mit Dipl.-Ing. Heiko Boysen, Geschäftsführender Gesellschafter der PeakTech Prüf- und Messtechnik GmbH

„Wir sprechen breite Kundensegmente an!“

Von der reinen Handelsfirma hin zum Entwickler eigener Produkte: Diese Strategie verfolgt die PeakTech Prüf- und Messtechnik GmbH seit gut zehn Jahren und hat damit großen Erfolg. In Industrie und…

Das könnte Sie auch interessieren

Im Dienste des Fortschritts immer am Puls der Technologie

Interview mit Dr.-Ing. Steffen Leischnig, CEO der LSA GmbH Leischnig Schaltschrankbau Automatisierungstechnik

Im Dienste des Fortschritts immer am Puls der Technologie

Das Lösen kniffliger Probleme liegt in der DNA der Firma LSA GmbH Leischnig Schaltschrankbau und Automatisierungstechnik aus Wolkenstein. Das Unternehmen ist im Erzgebirge zu Hause – einer Region, die für…

Regionaler Problemlöser mit Weitblick

Interview mit Christina Holzhauer, Geschäftsführerin und Alexander Rohrssen, Geschäftsführer der Regionalwerke Wolfhager Land GmbH

Regionaler Problemlöser mit Weitblick

Die Regionalwerke Wolfhager Land GmbH, hervorgegangen aus den Stadtwerken Wolfhagen, sind seit über zwei Jahrzehnten ein fester Bestandteil der regionalen Energieversorgung. Mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und Kundenbindung haben…

„Wir wollen uns noch stärker als Systemanbieter positionieren!“

Interview mit Patrick Eggen, VP Global Marketing & Communications der Signode

„Wir wollen uns noch stärker als Systemanbieter positionieren!“

Signode ist europaweit für ihre umfassende Kompetenz in der Transportgutsicherung bekannt. Wie das Unternehmen seine Kunden gerade im Bereich Robotics und Warehouse-Automation noch umfassender unterstützen möchte und welche Wirkung zentrale…

TOP