Die Kunden in der Energiewende begleiten
Interview mit Jan Kujaw, CFO der Mitsubishi Power Europe GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Kujaw, die Mitsubishi Power Europe GmbH blickt am Duisburger Standort auf eine mehr als 100-jährige Geschichte zurück. Was macht das Unternehmen heute aus, wie würden Sie das heutige Tätigkeitsfeld umschreiben?
Jan Kujaw: Das Unternehmen hat sich von einem ursprünglich rein industriellen Fertigungsbetrieb in mehr als einem Jahrhundert zu einem führenden Anbieter von modernsten Lösungen für die Energie-Dekarbonisierung gewandelt. Unsere Ingenieure arbeiten kontinuierlich an der Entwicklung sauberer, hocheffizienter Stromerzeugungs- und Energiespeichertechnologien. Hauptschwerpunkte sind schnell reagierende, zentrale oder dezentrale Energieinfrastrukturen mit sehr geringen Kohlenstoffemissionen und mit Energiespeichermöglichkeiten. Unsere grünen Lösungen reichen von geothermischen Kraftwerken über Power-to-Fuel- Technologien bis hin zu Gasturbinen, die Wasserstoff verbrennen, der durch den überschüssigen erneuerbaren Strom mittels Elektrolyseprozess erzeugt wird.
Wirtschaftsforum: Lassen Sie uns etwas intensiver auf Ihr Portfolio eingehen. Welche Produkte und Dienstleistungen bieten Sie Ihren Auftraggebern an?
Jan Kujaw: Wir sind spezialisiert auf Services und Produkte für die Energiewirtschaft und die Industrie. Dabei liegt unser Fokus auf unterschiedlichen Bereichen. Wir verkaufen modernste Gasturbinen und bieten den dazugehörigen Full-Service mit an. Bei den Dampfapplikationen liefern wir Kessel und Dampfturbinen sowie Müllverbrennungsanlagen. Auch hier beraten wir unsere Kunden und bieten Ihnen weitreichende Serviceleistungen an. Ein interessantes Produktportfolio kennzeichnet auch unsere neuen Technologien. Hier möchte ich Wasserstoff und Ammoniak nennen, mit denen wir uns im Rahmen der Energieerzeugung intensiv befassen. Und auch Batteriespeichertechnologien sind für uns ein Thema. Last but not least beschäftigen uns auch CCS, also ʻCarbon Capture and Storageʼ. Hier geht es um die Dekarbonisierung sowie die Speicherung von Kohlenstoffen. Für alle Sparten ist ein exzellenter Service unabdingbar. Er sichert nicht nur die optimale Leistung, sondern auch die Möglichkeit, die Performance nach dem neuesten Stand der Technik sowie ökologisch weiter zu verbessern.
Wirtschaftsforum: Wer kauft Ihre Produkte, wer nimmt Ihre Serviceleistungen in Anspruch?
Jan Kujaw: Unsere historischen Kunden sind die namhaften Betreiber von großen Kohlekraftwerken sowie kombinierten Kohle-Gas-Kraftwerken für die wir Anlagen in Europa, aber auch in Südafrika gebaut haben. Im Rahmen der Energiewende verändert sich auch unser Kundenstamm. Neben Umbau- und Rehabilitierungsvorhaben für bestehende Großanlagen finden sich auch mittelständische und industrielle Betreiber kleinerer und dezentraler Kraftwerke, die andere Emissionswerte und andere Geräuschpegel aufweisen. Dabei sprechen wir zum Beispiel über Kraftwerke mit Gastechnologie. Für unsere Kunden der Zukunft betreuen wir in unserem eigenen Labor sowie auch extern Forschungsprojekte zu Themen wie Brennstoffzellen und anderen digitalen Lösungen.
Wirtschaftsforum: Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung für Ihr Unternehmen?
Jan Kujaw: Uns bietet die Digitalisierung eine weitere Möglichkeit, unsere Kunden zu unterstützen. Hier haben wir eine digitale Lösung namens TOMONITM entwickelt. Mit diesem digitalen Tool können wir in Echtzeit Daten aus den Kraftwerken unserer Kunden auslesen, nutzen und digital darstellen. Die Kombination aus Artificial Intelligence und der Erfahrung und dem Know-how unserer Mitarbeiter schafft die Basis für die weitere Optimierung und Effizienzsteigerung sowie Emissionsminderung unserer Anlagen. ʻTomoniʼ ist übrigens ein japanisches Wort und bedeutet ʻzusammen mitʼ. Und das trifft genau das, worauf wir in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden Wert legen, um ihnen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen zu helfen. Wir arbeiten eng mit unseren Kunden, Partnern und der Gesellschaft zusammen, um Lösungen zu entwickeln, die die Dekarbonisierung unterstützen und überall zuverlässige Energie liefern.
Wirtschaftsforum: Warum entscheiden sich Ihre Kunden für Mitsubishi Power Europe und nicht für die Konkurrenz?
Jan Kujaw: Kunden entscheiden sich für uns aus technischen Gründen, wegen des umfassenden Serviceangebots sowie wegen unserer Innovationskraft. So sind wir bei den Gasturbinen weltweit die Nummer 1. Weitere Aspekte, die für uns sprechen, sind geringe Emissionen, Performance und Nachhaltigkeit. Hinzu kommen unsere internationale und vielfältige Unternehmenskultur sowie die langjährigen und auf Vertrauen basierenden Beziehungen zu unseren Kunden. Wir fokussieren uns auf moderne Technologien und begleiten unsere Partner in der Energiewende.
Wirtschaftsforum: Was beschäftigt Ihr Unternehmen für die Zukunft?
Jan Kujaw: Ein spannendes Projekt ist der europaweit erste Auftrag zur Lieferung einer Solid Oxide Fuel Cell. Hier werden wir unter realen Bedingungen die Möglichkeit erforschen, Strom und Wärme dezentral und unabhängig vom bestehenden Stromnetz mit unterschiedlichen Brennstoffen – von Erdgas über Biogas bis hin zu Wasserstoff – zu erzeugen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu sauberen und nachhaltigen Energiequellen. Gerade in diesem Bereich verfügt Mitsubishi Power über langjährige Erfahrung und die modernsten Technologien und Lösungen, um die Energiewende erfolgreich zu begleiten und umzusetzen. Neben der Festoxid-Brennstoffzelle sind dies unter anderem Gasturbinen, die für den Betrieb mit Wasserstoff ausgelegt sind, Batteriespeicherlösungen im Großmaßstab, Power-to-XTechnologien, Biomassenutzung und Wärmepumpen.