Mit Slam Dunks zur globalen Marke

Interview mit Benjamin Morel, Senior Vice President & Managing Director EMEA bei der NBA

Wirtschaftsforum: Herr Morel, die NBA ist Sinnbild für Basketball schlechthin. Woher rührt diese Popularität?

Benjamin Morel: NBA-Spiele sind einfach Entertainment pur. Legendäre Spieler wie einst Michael Jordan oder heutzutage LeBron James oder Steph Curry sind jedem ein Begriff, sie haben mit ihrem besonderen Spiel und ihren sehr eigenen Charakteren viel zu der heutigen Popularität der NBA und des Sports allgemein beigetragen. Dazu haben wir unheimlich viele internationale Spieler wie natürlich Dirk Nowitzki oder Dennis Schröder, die vor allem lokal eine immense Rolle spielen. Basketball ist zudem ein globaler Sport und wird weltweit gespielt. Damit haben wir den Vorteil gegenüber anderen US-Ligen, dass wir keinen Sport importieren müssen. In jeder Turnhalle gibt es einen Korb, und die Kinder sind schon früh dem Sport ausgesetzt. Die NBA ist zu einer Lifestyle-Marke geworden, die über den Sport hinausgeht. Das spiegelt sich auch in unserem eigenen NBA Onlineshop für Europa (Nbastore.eu) wider.

Wirtschaftsforum: Die NBA ist immer wieder in Europa live präsent. Zuletzt war das beispielsweise bei den Global Games in London der Fall. In welcher Rolle sehen Sie die NBA in Bezug die europäische Entwicklung von Basketball?

Benjamin Morel: Die NBA ist zwar in den USA angesiedelt, dennoch ist sie vor allem auch für die globale Talentförderung sehr wichtig. Dabei geht es aber nicht nur um die Elite sondern vielmehr darum, dass einfach immer mehr Kids den Ball ʻbouncenʼ anstelle ihn zu ʻkickenʼ. Je mehr Kids Basketball spielen, umso besser ist es für Sport generell und für die NBA im Speziellen. Europa ist dabei ein wichtiger Markt mit viel Potenzial und großen Talenten. Aktuell spielen 113 internationale Spieler aus 41 Ländern in der NBA – alleine 61 davon kommen aus Europa, mit Jakob Poeltl seit dieser Saison sogar der erste Österreicher. Gemeinsam mit der FIBA investieren wir in die direkte Nachwuchsförderung von Talenten und veranstalten beispielsweise regelmäßig auch in Europa Nachwuchscamps – ʻBasketball without Bordersʼ. Dort trainieren wir die talentiertesten Nachwuchsspieler im Alter von mit Spielern und Coaches aus der NBA und FIBA.

Wirtschaftsforum: Sieht die NBA ein reines Vermarktungsfeld in Europa, oder dürfen wir in naher Zukunft auch eine europäische Mannschaft in der NBA begrüßen?

Benjamin Morel: Das könnte langfristig eine Möglichkeit für uns sein. Kurz- und mittelfristig ist es aber nicht geplant. Aufgrund des engen Spielplans der NBA würde ein einzelnes Team keinen Sinn machen, sondern wir müssten gleich eine Division in Europa installieren. Dafür sind allerdings unter anderem adäquate Hallen mit NBA-Standard wichtig, von denen wir zurzeit in Europa nur wenige haben (London, Berlin und Paris zum Beispiel). Zusätzlich müsste sich die Europäische ʻBasketball Economicsʼ auch noch deutlich verbessern.

Wirtschaftsforum: Kommen wir auf Ihre Person zurück. Sie sind Managing Director EMEA. Was bedeutet das konkret für Ihr Aufgabenfeld und ihr Tagesgeschäft?

Benjamin Morel: Ich arbeite mir über 70 engagierten und hochgradig talentierten Mitarbeitern von unserem Standort in London aus für die Region und habe ein immens vielfältig aufgestelltes Aufgabengebiet. Das beinhaltet auf der einen Seite die geografische Vielfalt der Region, die ich betreue – Länder, Sprachen und Kulturen – auf der anderen Seite aber auch die geschäftliche Vielfalt. Ich verantworte in den verschiedenen Regionen unter anderem die Verhandlungen von TV-Rechten als auch Jr. NBA Ligen oder die Eröffnung von NBA Cafes, wie gerade erst in Barcelona. Das zeigt, wie relevant die NBA in den verschiedensten Bereichen ist. Für all das trage ich hier die Verantwortung und bin dafür zuständig, dass wir überall strategisch perfekt und effizient aufgestellt sind.

Wirtschaftsforum: Die NBA steht für eine weltweit bekannte Marke. Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten beziehungsweise Unterschiede zu einer klassischen Handelsmarke wie zum Beispiel Coca-Cola oder Mercedes?

Benjamin Morel: Ich stimme Ihnen zu, dass die NBA eine global bekannte Marke ist, und dies nicht nur im Sport- sondern auch im Entertainment-Bereich. Unter anderem ist unser NBA Logo als ein Modestatement ein Musterbeispiel hierfür. Das wird natürlich mehrfach multipliziert, wenn man dann noch die Teams und Spieler mit einbezieht. Wie jede andere Marke auch treten wir für unsere Werte ein.

Wirtschaftsforum: Sport und Wirtschaft sind oft eng verknüpft. Wie wahren Sie die Balance zwischen höchsten sportlichen Ansprüchen und wirtschaftlichen Interessen und Notwendigkeiten?

Benjamin Morel: Das eine bedingt das andere. Die NBA ist originär eine Sportliga – und ohne sportlichen Erfolg geht uns die Daseinsberechtigung verloren. Unser ʻMantraʼ ist immer ʻBasketball firstʼ. Der Sport an sich ist bei uns immer der wichtigste Aspekt in unserem Geschäft und dies wird sich durch nichts ändern. Aus diesem Grund liegt unser Fokus natürlich immer auf sportlichen Ansprüchen. Business und Marketing sind Wege, um die Wahrnehmung der NBA zu verbessern und Konsum durch die Fans zu fördern.

Wirtschaftsforum: Die NBA geht neue Wege. Virtual Reality ist wortwörtlich schon Realität. Was sind die Gründe für diesen Schritt?

 

Benjamin Morel: Basketball hat meiner Meinung nach die besten Sitzplätze in der Welt des Sports. In keinem anderen Sport kann der Fan so dicht am Spielgeschehen sitzen und seine Stars fast hautnah erleben. Court Side Seats sind ein unvergleichbares Erlebnis. VR gibt uns die Möglichkeit, genau dieses Erlebnis all jenen Fans zu bieten, die eventuell nie die Möglichkeit haben, jemals ein Spiel live besuchen zu können. Im Moment sind wir technologisch vermutlich bei circa 5% von den Möglichkeiten, die wir in fünf Jahren haben werden. Das Erlebnis von VR wird sich also noch um ein Vielfaches verbessern und es wird großartig sein, Fans in China, Brasilien oder Deutschland in Zukunft das authentische NBA In-Arena Erlebnis bieten zu können. Seit dieser Saison können unsere NBA LEAGUE PASS-Abonnementen bereits NBA-Spiele live in Virtual Reality durch unseren Partner NextVR erleben. Dieser ermöglicht die Live-Übertragung von Longform-Virtual-Reality-Inhalten. Bisher funktioniert das sehr gut.

Wirtschaftsforum: Mit welchen Medien lässt sich eine maximale Reichweite für die NBA erzielen?

Benjamin Morel: Natürlich transportieren aufregende Inhalte und das live Bewegtbild am besten die Gesamtheit des Spiels. Mit Perform haben wir in Deutschland einen hervorragenden Partner, der uns unter anderem durch Spox und DAZN eine große Vielfalt von Möglichkeiten bietet, um Fans auf den verschiedensten Wegen zu erreichen. Natürlich ist in der letzten Zeit auch Short Content in den vielfältigen Social-Media-Kanälen wie FB, YouTube oder Twitter immer wichtiger geworden. Die NBA ist hier führend – vermutlich kein anderer Rights-Holder bietet seinen Fans so viel Content abseits von den traditionellen Plattformen. Durch unser Merchandise, wie zum Beispiel unsere Fashion-Produkte oder auch durch unsere Videospielpartner wie zum Beispiel NBA2K bieten wir unseren Fans noch viele andere Möglichkeiten, mit der NBA in Kontakt zu kommen.

Wirtschaftsforum: Was macht für Sie die Faszination von Basketball aus?

Benjamin Morel: Basketball ist ein Spiel, das man einfach und fast überall spielen kann. Fast überall findet man einen Hoop und kann 1on1, 3on3 oder 5on5 einfach loslegen. Es ist schnell, athletisch, aber integriert auch Menschen mit komplett unterschiedlichen Hintergründen. Auf dem Platz ist es egal woher man kommt, wichtig ist wie man als Team zusammenspielt. Darüber hinaus gibt unheimlich viele einzigartige Vorbilder im Basketball, die sowohl athletisch als auch charakterlich faszinierend sind.

Wirtschaftsforum: Was können Manager ihrer Meinung nach von Profibasketballern lernen?

Benjamin Morel: Als Manager verwende ich unheimlich viele Basketball-Analogien in meinem Arbeitsbereich. Zum Beispiel ist es für mich wichtig, Auszeiten zu nehmen und in dieser Zeit die Strategien der kommenden Aufgaben festzulegen, bevor es dann wieder auf das Feld beziehungsweise an die Arbeit geht. Gleichzeitig ist es wichtig, sich auf die Ausführung von getroffenen Entscheidungen zu konzentrieren, gerade dann wenn die Uhr im Hintergrund tickt. Im Basketball ist alles auf Teamwork fokussiert. Jeder Spieler hat eine Aufgabe, ohne die es keinen Erfolg geben wird. Genauso ist es auch im Business: Jeder Mitarbeiter, jede Abteilung hat eine Rolle zu spielen, die dann in der Gesamtheit und durch das Miteinander zum Erfolg führen wird.

Interview: Markus Büssecker

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