Der Thermomix des Biermarktes

Interview mit Edwin Blom,CEO von MiniBrew BV

Wirtschaftsforum: Das Ziel Ihres Unternehmens ist, die Art und Weise, wie wir Bier trinken, neu zu definieren. Was ist an der Art, wie wir das jetzt tun, falsch?

Edwin Blom: Die Bierkultur hat sich entscheidend fortentwickelt und es gibt viele Verbraucher mit Bildung und Passion, die von ihren Bieren Qualität und Integrität erwarten. Wenn man sich einmal an die vielen Geschmacksvarianten gewöhnt hat, die Craftbiere bieten, fällt die Rückkehr zu den heimischen Lagerbieren schwer. Viele dieser neuen Kunden waren gar keine Biertrinker gewesen, bevor sie mit Craftbier in Berührung kamen. Sie tranken Wein und Schnaps und waren sich sicher, dass sie Bier generell nicht mochten, weil Lagerbiere ihnen nicht zusagten.

Craftbrauereien führten diesen kulturellen Wandel organisch, fast ohne jegliche Werbung herbei, indem sie sich auf Mundpropaganda, die Passion der Produzenten und die Qualität des Produkts verließen. Die Kunden des heutigen Jahrtausends erinnern sich nicht einmal an die Zeiten, als es nur vier nationale Marken gab. Sie sind an diese Landschaft von Wahlmöglichkeiten gewöhnt.

Edwin Blom
„Wenn man sich einmal an die vielen Geschmacksvarianten gewöhnt hat, die Craftbiere bieten, fällt die Rückkehr zu den heimischen Lagerbieren schwer.“ Edwin Blom

Wirtschaftsforum: Glauben Sie, dass die MiniBrew es schaffen wird, den Massenmarkt zu durchdringen, oder wird sie ein Bonbon für die Elite der Bier-Afficionados bleiben? Besonders wenn man in Betracht zieht, dass der Vorbestellungspreis von 999 EUR denjenigen Kunden, die sich eher zur ‚Mittelklasse‘ rechnen, eventuell recht saftig erscheint?

Edwin Blom: Wie ich schon sagte, die Bierkultur hat sich weiterentwickelt; die Leute wechseln von eher erschwinglichen Lagerbieren zu qualitativ hochwertigen Craftbieren als Premiumprodukten. Der nächste Schritt ist, die Leute ihr eigenes Craftbier brauen zu lassen. Die Leute sind gut unterrichtet, sie machen sich Gedanken darum, wo die Zutaten herkommen, sie wollen selbst in den Produktionsprozess involviert sein. Wir sehen eine ähnliche Entwicklung für den Thermomix-Trend in Deutschland voraus, ein Premium-Küchengerät, das den Markt besonders für Mittelklasse-Verbraucher entscheidend verändert hat.

Eine Brauerei ans Laufen zu bringen kostete früher annähernd 150.000 USD pro Jahr. Sein eigenes Bier zu brauen kostet heute um jährlich die 1.000 USD. Meiner Meinung nach werden die Leute im Laufe der nächsten fünf Jahre unabhängig werden und in der Lage sein, lokal zu beziehen, was sie haben möchten und wann sie es haben möchten – genau wie die Food-Bewegung zehn Jahre zuvor. Und während man experimentiert und verbessert, teilt man seine neuen Rezepte mit der Welt.

„Die Kunden des heutigen Jahrtausends erinnern sich nicht einmal an die Zeiten, als es nur vier nationale Marken gab. Sie sind an diese Landschaft von Wahlmöglichkeiten gewöhnt.“ Edwin Blom
Edwin Blom

Wirtschaftsforum: Wie kompliziert ist die Technologie, die Kunden beherrschen müssen, wenn sie ihre Biere mit Ihrem Gerät brauen möchten?

Edwin Blom: MiniBrew beweist, dass jedermann die Bierszene aufmischen und neuen braulichen Geschmacksrichtungen den Weg bereiten kann – ohne irgendwelche technischen Kenntnisse. Das Gerät macht es einfach, großartige Momente auf Parties, Barbecues und sogar bei Zusammenkünften im kleinsten Kreis mit Freunden und seinen Lieben zu teilen. Ihre Fähigkeit und die Freude, die Sie daran haben, ein handwerklicher Brauer zu sein, wird aus Ihrer Küche in die Welt gehen und dort Einfluss ausüben. Wir haben auch besondere Angebote für Unternehmen: Erleben und genießen Sie das Bierbrauen gemeinsam mit Ihren Kollegen und trinken Sie nach der Arbeit zusammen ein Bier!

Wirtschaftsforum: Unter den Craftbier-Enthusiasten hat es in den vergangenen Jahren viel Diskussion über Bierkultur gegeben. In welcher Hinsicht, glauben Sie, kann MiniBrew zu einer solchen Bierkultur beitragen?

Edwin Blom: Es dreht sich alles um regionales Craftbier. Es geht nicht nur Ihre Stadt, sondern um Ihren Block. Der Anspruch ‚Iss regional‘ hat sich in Hinsicht auf Bier als besonders bedeutsam erwiesen. Man kann sich von Eindrücken und Rezepten aus der ganzen Welt inspirieren lassen. Der nächste Schritt besteht darin, seine kreativen Energien auf das Brauen des eigenen, lokalen Craftbieres zu richten. Der heutige Markt ist langsam bereit für Hausgebrautes.

Die Leute wollen das herstellen, was sie selbst mögen, etwa Sauerbiere, Biere mit komplexen Geschmacksstrukturen –anders gebrautes Bier, das einen sich verändernden Geschmack berücksichtigt. Ich glaube daran, dass viele Menschen ihr eigenes Bier entdecken und brauen können. Heute ist das ideale Szenario eine Plattform, die über die Brauerei selbst hinausgeht und andere ermutigt, nach bestehenden Braurezepten zu brauen und daran Spaß zu haben. Um es einfach auszudrücken: Eine Plattform kann der Motor sein, der den teuren Prozess des Brauens und die Unsicherheit outsourct.

Edwin Blom
„MiniBrew beweist, dass jedermann die Bierszene aufmischen und neuen braulichen Geschmacksrichtungen den Weg bereiten kann – ohne irgendwelche technischen Kenntnisse.“ Edwin Blom

Wirtschaftsforum: Welche Länder sind Ihrer Ansicht nach die vielversprechendsten Märkte für MiniBrew?

Edwin Blom: Die Marktgröße für und der Marktzuwachs an Geräten für das Brauen zu Hause sowie der gesamte Craftbier-Markt sind wichtige Indikatoren. Craftbier verzeichnet auf der ganzen Welt beträchtliche Zuwächse, doch Europa und die USA sind zurzeit bei Weitem die Gebiete mit dem meisten Zuwachs. Die nächste Stufe erfordert ein gewisses Level an Digitalisierung und es braucht eine tragfähige Vertriebsstruktur. Basierend auf diesen Faktoren werden wir in 2018 Westeuropa, einschließlich Deutschland, in Angriff nehmen. Ich bin sicher, dass wir in den ersten Märkten, in denen wir starten, viel lernen werden und gleichzeitig die Erforschung weiterer Bereiche vorantreiben werden, um die Richtung für unser zukünftiges Wachstum festzulegen.

Wirtschaftsforum: Welche Art Bier bevorzugen Sie selbst? Können Sie es mit Ihrer Technologie schon brauen?

Edwin Blom: Ich mag je nach Anlass ganz unterschiedliche Biere. Zum richtigen Genießen bevorzuge ich IPA oder Triple wegen ihres vollen Geschmacks. Wenn ich mich mit anderen Leuten treffe, habe ich lieber erfrischende Biere mit niedrigerem Alkoholgehalt, zum Beispiel ein IPA Session oder ein Saison. MiniBrew kann fast alle Arten von Bier brauen. Für einige Biersorten ist zweimaliges Maischen notwendig, aber mit MiniBrew haben wir schon Biere mit einem Alkoholgehalt von bis zu 14% gebraut. Es ist ein großartiger Weg, neue Geschmacksrichtungen zu erleben und zu genießen.

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