Hightech-Sensorik für globale Technikmärkte

Interview mit David Reutter, Prokurist und Leiter Vertrieb der Dr. E. Horn GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Reutter, die Dr. E. Horn GmbH & Co. KG
 blickt auf eine lange Tradition zurück. Wie hat sich Ihr Unternehmen über die Jahrzehnte entwickelt?

David Reutter: Seit 1885 am Markt, zählen wir zu den traditionsreichsten Unternehmen unserer Branche. Nach dem Neustart in Schönaich entwickelte sich Horn ab den 1970er-Jahren vom Hersteller elektromechanischer Komponenten zum Systemanbieter mit mikrocontrollerbasierter Technik. Seit Mitte der 1990er-Jahre sind wir überwiegend in der maritimen Zuliefererindustrie tätig. Heute bündeln wir Sensorik-, Anzeige- und Systemlösungen unter dem Slogan „Sensors. Monitoring. Systems.“ zentral an unserem Standort in Gärtringen. 

Wirtschaftsforum: Wie sind Sie organisatorisch aufgestellt?

David Reutter: Unsere Fertigungstiefe liegt bei über 85%, was für ein mittelständisches Unternehmen mit rund 70 Mitarbeitenden außergewöhnlich ist. Wir verfügen über eine eigene Elektronikabteilung mit moderner SMT-Linie, CNC-Bearbeitung in der Mechanik, eigene Assembly-Linien, Qualitätssicherung und natürlich Vertrieb, Einkauf und Entwicklung – alles auf einem Gelände. Diese kompakte Einheit macht uns extrem flexibel und unabhängig. Letztes Jahr haben wir zusätzlich in eine neue, voll automatisierte SMT-Linie investiert – ein Millionenprojekt, das Qualität, Rückverfolgbarkeit und Produktionssicherheit nochmals auf ein neues Niveau hebt.

Wirtschaftsforum: Wie spiegelt sich diese Aufstellung wirtschaftlich wider?

David Reutter: In den letzten sechs Jahren konnten wir unseren Umsatz nahezu verdoppeln – Tendenz weiter steigend. Ein wesentlicher Wachstumstreiber ist der maritime Sektor, insbesondere durch den Neubau von Schiffen weltweit. Gleichzeitig investieren wir stark in das maritime Servicegeschäft, um uns breiter aufzustellen und konjunkturell resilient zu bleiben. Gleichzeitig bauen wir das Geschäft in verschiedenen nicht maritimen Industrien aus. Unsere Strategie ist auf nachhaltiges, solides Wachstum ausgerichtet, basierend auf dem Grundsatz der Risikostreuung.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielen dabei Digitalisierung und neue Technologien?

David Reutter: Eine zentrale. Wir ertüchtigen derzeit viele unserer Hauptprodukte digital – etwa durch smartere Sensorik, wie im Bereich Condition Monitoring. Unser Ziel: Mehrwert für den Kunden ohne zusätzliche Komplexität. Ein Beispiel: Unser Drehzahlsensor für Turbolader wird so weiterentwickelt, dass er künftig nicht nur Daten liefert, sondern den gesamten Systemzustand erfassen kann. Zudem arbeiten wir aktiv im VDMA-Arbeitskreis am neuen maritimen MTP-Protokoll mit, das eine vereinheitlichte Schnittstelle zwischen Sensoren und Leitsystemen zum Ziel hat. Unser Anspruch ist es, digitale Innovationen praxisnah umzusetzen – im engen Austausch mit unseren Kunden.

Wirtschaftsforum: Ihr neues CLDM-System ist bereits in aller Munde. Was steckt dahinter?

David Reutter: Das Cylinder Liner Diameter Measurement System (CLDM) ist ein Messsystem für Schiffsmotoren, das den Verschleiß von Zylinderlaufbuchsen kontrolliert – ein sicherheitskritischer Faktor. Bisher mussten hierfür teure externe Dienstleister beauftragt werden. Unser System ist so kompakt und einfach zu bedienen, dass die Crew es selbst während der Liegezeit im Hafen einsetzen kann. Für Reedereien bedeutet das enorme Kosten- und Zeitersparnis. Wir sind damit aktuell auf Roadshows in diversen Ländern unterwegs – das Feedback ist durchweg begeistert.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihre internationale Präsenz aus?

David Reutter: Wir produzieren nahezu ausschließlich am Standort Gärtringen, haben aber weltweite Partnernetzwerke aufgebaut. Unser Servicestützpunkt für den maritimen Bereich befindet sich in Norddeutschland, weil viele unserer Kunden dort oder an internationalen Häfen wie Rotterdam oder Singapur aktiv sind. Statt eigene Niederlassungen aufzubauen, setzen wir auf lokale Partner und Distributoren – das sichert Nähe zum Kunden und Flexibilität. Über unsere Zugehörigkeit zu einer Holding beliefern wir auch Schwesterunternehmen und agieren zunehmend als gruppeninterner Systemlieferant.

Wirtschaftsforum: Wie definieren Sie Ihre Mitarbeiterphilosophie?

David Reutter: Bei uns stehen Leistungsorientierung, Wertschätzung, Verantwortung und Entwicklung im Mittelpunkt – vom dualen Studium bis zur Förderung in Schlüsselpositionen. Wir bieten moderne Arbeitsbedingungen, leben Nachhaltigkeit mit eigenem Solarkraftwerk und sozialem Engagement und erwarten im Gegenzug herausragende Leistungen.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Dr. E. Horn in den nächsten fünf Jahren?

David Reutter: Unser Kurs ist klar: technologisch anspruchsvolle Produkte, die echten Kundennutzen bringen – ob im maritimen Bereich, in der Industrie oder zunehmend auch im Defence-Sektor, wo wir mehrere robuste Sensoriklösungen für neue Projekte liefern. Gleichzeitig wollen wir unsere Eigenständigkeit bewahren und weiter in Gärtringen wachsen. Wir wollen als Technologieführer unersetzlich sein – und dabei gleichzeitig nahbar, verlässlich und nachhaltig bleiben. Das ist unsere Stärke, unser Weg – und unsere Zukunft.

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