Automatisch besser unterwegs

Interview mit Volker Rankl, Leiter Logistik und Gabi Schiller, Spezialist Logistik der LINHARDT GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Rankl, als Leiter Logistik haben Sie die automatisierte Aufstellung des Unternehmens maßgeblich forciert. Wie sehen Ihre Aufgaben bei LINHARDT aus?

Volker Rankl: Ich beschäftige mich mit den Projekten ‘Autonomer Transport’, ‘Autonomes Verpacken’ und dem Projekt SAP-EWM-Einführung im Greenfield-Ansatz. Ziel ist, sämtliche Prozesse konsequent auf die Zukunft auszurichten und die Automatisierung voranzubringen.

Wirtschaftsforum: Frau Schiller, wie würden Sie Ihren Aufgabenbereich umschreiben?

Gabi Schiller: Ich bin seit 1994 für die Firma LINHARDT tätig und habe ihren signifikanten Wandel miterlebt. Von 1994 bis 2022 war ich für die Distributionslogistik verantwortlich, seit Anfang dieses Jahres unterstütze ich Herrn Rankl als Logistik-Spezialist dabei, das Unternehmen Richtung Smart Factory aufzustellen. Das Lager hat heute eine neue Funktion und für mich ist es sehr spannend, diesen Wandel miterleben und begleiten zu dürfen.

Wirtschaftsforum: Wie stellte sich der Automatisierungsprozess dar?

Volker Rankl: Auslöser war und ist der akute Fachkräftemangel. Wir haben uns anfangs die Frage gestellt, welcher Prozess am einfachsten automatisiert werden kann und mit einer Semi-Automation im Bereich Hochregallager begonnen. In einem ersten Schritt haben wir uns auf die Alu-Abfall-entsorgung von Produktionslinien fokussiert, haben uns verschiedene Systeme angeschaut und uns am Ende für eine österreichische Firma entschieden, da hier das autonome Fahren in der Halle im Vordergrund stand. Die Lösung funktionierte sehr schnell sehr gut; vor allem standen die Mitarbeiter hinter der Entscheidung. Sie gaben den AGVs die Namen Tubelix, Doselix und Obelix. Idefix wird das Fahrzeug genannt, das Fertigware von der Linie auf eine neue Verpackungslinie fährt, die automatisch bedient wird; so entwickelte sich eine spannende Geschichte in der Asterix-Welt.

Wirtschaftsforum: Die Akzeptanz der automatisierten Lösungen ist damit groß?

Volker Rankl: Ja, und das war ein wichtiger Punkt. Mit dem Thema Automatisierung wird häufig Mitarbeiterentlassung assoziiert. Bei uns musste kein Mitarbeiter aufgrund automatisierter Prozesse das Unternehmen verlassen. Die Aufgaben haben sich verändert, sind anspruchsvoller und spannender geworden. Wir legen großen Wert darauf, die Mitarbeiter abzuholen und einzubeziehen.

Wirtschaftsforum: Wie lief der Automatisierungsprozess weiter?

Volker Rankl: In einem nächsten Schritt haben wir uns mit der Versandverpackung beschäftigt; das fahrerlose Transportsystem Obelix bringt fertig verpackte Produkte ins Fertigwarenlager. Eine besondere Herausforderung in diesem Bereich ist der Haubenstretcher, eine kritische Maschine, die unsere Lieferfähigkeit sicherstellt. Hier mussten wir bestimmte Anforderungen definieren. Heute laufen zwei Drittel der täglichen Produktion über diese neue Anlage.

Gabi Schiller: Die neuen Systeme unterstützen effizient die Prozesse. Im Vordergrund steht die Idee, dem Personal Arbeit abzunehmen. Mitarbeiter werden nicht ersetzt; die Linie wird von Werkern mitbetreut.

Volker Rankl: Wichtig war auch die zusätzliche Tubenlinie, die ohne Mehrpersonal bedient werden kann, obwohl mehr Paletten reinkommen.

Wirtschaftsforum: Wie sind in der Summe die größten Vorteile der neuen Logistiklösung?

Gabi Schiller: Der größte Vorteil ist die Lieferfähigkeit. Weitere Pluspunkte sind Effizienzsteigerung und Fachkräftekompensation. Mit den neuen Lösungen gehen wir mit der Zeit und stellen uns auf kommende Herausforderungen ein. Wir gehen an diese Aufgabe mit viel Neugierde, Interesse, Enthusiasmus und Ehrgeiz, damit wir uns selbst das Leben etwas leichter machen.

Wirtschaftsforum: Was reizt Sie persönlich an der Arbeit mit den AGVs?

Volker Rankl: Ich wollte ursprünglich in die IT und habe hier die perfekte Kombination aus IT und Logistik. Wir arbeiten auf dem neuesten Stand der Technik und sind bei Innovationen ganz vorne dabei. Zu sehen, wie bei den Mitarbeitern aus anfänglicher Skepsis schnell Begeisterung wurde, motiviert mich sehr.

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