„Vertrauen ist die Summe positiver Erfahrungen!“

Interview mit Thomas Henk, Leiter LLB Deutschland

Wirtschaftsforum: Herr Henk, nach einer über 160-jährigen Geschichte hat sich die Liechtensteinische Landesbank zum 1. Januar 2024 entschieden, sich nach ihrem Heimatland sowie Österreich und der Schweiz nun auch in Deutschland zu engagieren – mit welchem Leistungsspektrum treten Sie in diesem neuen Markt derzeit auf?

Thomas Henk: Als älteste Bank Liechtensteins war unser Haus in unserem Heimatmarkt viele Jahrzehnte lang der Grundversorger der Bevölkerung im Bankwesen, bis sich daraus Mitte des letzten Jahrhunderts eine internationale Privatbank im klassischen Sinne entwickelte und in den 1990er-Jahren schließlich der Börsengang der LLB in ihrer heutigen Form anstand. Anders als in Liechtenstein sowie in Österreich und der Schweiz, wo wir als Vollbank die gesamte Bandbreite an Bankdienstleistungen über die Immobilienfinanzierung bis hin zur Beratung und Umsetzung komplexer Anlagelösungen, gehen wir in Deutschland nun mit einem sehr fokussierten Geschäftsmodell an den Start, dessen Kern in der ganzheitlichen Vermögensberatung und -verwaltung besteht.

Wirtschaftsforum: Welches Kundenspektrum möchten Sie damit genau ansprechen?

Thomas Henk: Tatsächlich ist die Liechtensteinische Landesbank wahrscheinlich die erste Bank, für die ich tätig bin, bei der ich mit Sicherheit keinen Kunden abweisen muss – denn wir halten vom Festgeld für wenige Tausend EUR bis hin zur strukturierten Vermögensanlage in Höhe von über 25 Millionen EUR für jeden eine sinnvolle Lösung parat. Doch wer bei uns zwei Jahre lang 20.000 EUR fest anlegen möchte, wird sich wahrscheinlich auf unserer Onlineplattform mit einer kompetitiven Verzinsung und einer nahtlosen Benutzererfahrung sehr gut aufgehoben fühlen. Wer hingegen ein Vermögen von einer halben Million EUR oder mehr zu verwalten hat, steht vor einer ganz anderen Herausforderung und freut sich wahrscheinlich über einen kompetenten und erfahrenen Berater an seiner Seite, der ihn bei seinen Zielen mit Augenmaß unterstützt.

Wirtschaftsforum: Wie genau muss man sich Ihren umfassenden Beratungsansatz vorstellen?

Thomas Henk: Wir betrachten die Vermögenssituation eines Kunden nicht aus dem Blickwinkel einzelner Investmentvehikel, zwischen denen ohnehin oftmals komplexe Querverbindungen bestehen, sondern aus der Per-spektive der individuellen Kundenanforderungen und -bedürfnisse. Bei vielen unserer vermögenden Privatkunden handelt es sich etwa um mittelständische Unternehmer, deren berufliche Situation sich nicht sinnvoll mit einem One-Size-Fits-All-Finanzprodukt abdecken ließe. Denken Sie beispielsweise an einen selbstständigen Schreiner, der sowohl seinen Betrieb als auch seine Familie absichern möchte und zudem oftmals weitere Vermögenswerte besitzt, die außerhalb seiner unmittelbaren selbstständigen Tätigkeit liegen, etwa in Form von weiteren illiquiden Unternehmensbeteiligungen, Edelmetallen oder Wertpapierportfolios. Diese drei Sphären – Familie, Unternehmen und weiteres Vermögen – möchten wir dabei in ihrer Gesamtheit in den Blick nehmen. Dabei fokussieren wir uns auf unsere mehrfach ausgezeichnete Kernkompetenz in der Vermögensverwaltung und Anlageberatung und greifen wo nötig auf ein kompetentes Netzwerk an Spezialisten zurück.

Wirtschaftsforum: Was treibt die Unternehmer, mit denen Sie in Ihrem Geschäftsalltag zu tun haben, derzeit besonders um?

Thomas Henk: Das Thema Unternehmensnachfolge ist sicherlich eines der entscheidendsten, das alle soeben genannten Vermögenssphären berührt. Wird von den Beteiligten nicht rechtzeitig offen darüber gesprochen und eine tragfähige Lösung gefunden, in der sich alle nachhaltig wiederfinden können, kann das ganze Familien zerreißen und gar zur Liquidation des Unternehmens führen. Um derartige katastrophale Fehlentwicklungen verlässlich abzuwenden, muss zunächst ausreichend Awareness für die vielfachen Fallstricke geschaffen werden, bevor wir dann an zielführenden Lösungswegen mitwirken können. Gerade in diesem Kontext zahlt sich zudem unsere heterogene Mitarbeiterstruktur aus – denn oftmals blicken verschiedene Generationen eines Familienunternehmens aus unterschiedlichen Perspektiven auf ihren Betrieb und haben bisweilen auch andere Prioritäten: Viele jüngere Unternehmer sind beispielsweise besonders an Impact Investing interessiert. Die mittlere Generation setzt hingegen oftmals eher auf klassische Wachstumspfade, während eine ältere, vielleicht konservativere Generation bisweilen von einer stärkeren Risikoaversion geprägt ist. Wir erleben immer wieder, wie gut es den Mitgliedern von Familienunternehmen tut, wenn sie offen und auf Augenhöhe mit unseren Beratern sprechen können, die jeweils derselben Generation entstammen und deshalb ihre Haltungen und Perspektiven vollumfänglich nachvollziehen können. So kann langfristig ein belastbares Vertrauensverhältnis wachsen – denn am Ende speist sich Vertrauen aus der Summe positiver Erfahrungen.

Wirtschaftsforum: Was hält die Zukunft für die Liechtensteinische Landesbank in Deutschland bereit?

Thomas Henk: Die ganzheitliche Vermögensberatung wird auch perspektivisch unser Kerngeschäft in Deutschland bleiben. Mit einem ganzheitlichen Beratungsansatz, der neben der klassischen Vermögensberatung und der Vermögensverwaltung auch Themen wie Vermögensaufbau, Generationenmanagement und optimale Vermögensstrukturierung umfasst, bieten wir maßgeschneiderte Lösungen sowie viel persönliche und verständnisvolle Beratung auf Augenhöhe. Gleichzeitig möchten wir jedoch auch unser Leistungsspektrum sukzessive um weitere Angebote ergänzen. Zudem gestalten wir unsere digitalen Schnittstellen immer benutzerfreundlicher, um auf allen Kanälen ein optimales Kundenerlebnis zu bieten.

Interview:

Manfred Brinkmann
und Dr. Endre Hagenthurn

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