Von Bienen, Zitrusduft und smarten Visionen

Interview mit Peter Weis, Geschäftsführer LeitWerk AG

Wirtschaftsforum: Herr Weis, die LeitWerk AG hat heute 250 Mitarbeiter und elf Unterfirmen, realisiert in ganz Deutschland herausragende Immobilienprojekte wie Weitblick 1.7 oder das Wohnprojekt ‘Wave’ in Berlin, das 2020 als bestes Wohngebäude der Welt ausgezeichnet wurde. Was steckt hinter dieser außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte?

Peter Weis: Ich habe das Unternehmen 1995 als Ingenieurbüro gegründet, wurde damals lediglich von einer Teilzeitsekretärin unterstützt. Zu der Zeit ging es darum, Baumanagement als Dienstleistung anzubieten. Die Idee kam schnell am Markt an, sodass wir Ende 1996 die LeitWerk GmbH gründeten – trotz damaliger schlechter Konjunkturlage. Wir haben Dinge gemacht, die andere nicht machen wollten, Projekte, die bereits verloren waren, was Termin und Budget anging. Wir haben Dinge anders gemacht und damit die Basis für die Firma geschaffen.

Wirtschaftsforum: Heute ist LeitWerk eine AG. Warum?

Peter Weis: Als AG können wir Mitarbeiter leichter am Unternehmen beteiligen. Die Führungsebene hat die Möglichkeit, Anteile zu erwerben, zudem bekommt jeder Mitarbeiter, der zehn Jahre bei uns war, 25 Aktien geschenkt. Aus Mitarbeitern werden so Mitunternehmer, was sehr identitätsstiftend ist. Wir haben flache Hierarchien, eine breite Spitze und einen ausgeprägten Teamspirit. Hier kann und soll jeder das machen, was er am besten kann. Auch junge Mitarbeiter übernehmen schnell verantwortungsvolle Aufgaben, mit denen sie sich weiterentwickeln und dazu animieren, über den Tellerrand zu schauen.

Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Besonderheiten an der LeitWerk-Organisation?

Peter Weis: Wir haben elf Unterfirmen und betrachten uns als LeitWerk Family. Gemeinsam können wir Komplettlösungen im Bereich Baumanagement anbieten. Das Kerngeschäft ist das Baumanagement, das heißt, die Organisation von Baustellen. Um vor Ort schnell reagieren zu können, ist das Niederlassungsnetz mit den GmbHs sehr wichtig. Die Unterfirmen haben jeweils Spezialkompetenzen; die TechWerk kümmert sich beispielsweise um Haustechnik, ProWerk um die Steuerung von Projekten, die PropCom um das Property Management, die AUDAX um die Projektentwicklung von Immobilien. So können wir den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie abbilden.

Wirtschaftsforum: Mit dem eigenen Firmengebäude sind Visionen wahr geworden. Was ist die Idee hinter dem Gebäude?

Peter Weis: Wir haben hier vieles integriert, das es nirgendwo anders gibt. Weitblick ist eines der zehn innovativsten Gebäude in Deutschland. Als wir 2017 mit der Planung begannen, war uns klar, dass im Zentrum die Mitarbeiter stehen sollten. Das Gebäude sollte so gestaltet werden, dass jeder Mitarbeiter sich sonntagsabends freut, am nächsten Tag wieder arbeiten zu können, er sollte Lust haben, zu kommen. Damals haben wir viel entwickelt, das heute, bedingt durch Corona, in den Vordergrund gerückt ist. Wir haben uns zum Beispiel gefragt, wie man die Ansteckungsgefahr reduzieren kann und einen berührungslosen Zugangscode eingeführt. Schiebetüren öffnen und schließen automatisch. Wir haben die Luft beduftet, da Studien zufolge beduftete Luft das Infektionsrisiko reduziert. Hinzu kommt, dass der leichte, angenehme Zitrusduft das Wohlbefinden steigert. Unsere Scheiben und Wände sind mit einer speziellen Beschichtung versehen, die Feinstaub, Viren und Bakterien aus der Luft filtert. Wir haben elektrochromes Glas eingesetzt, das bei starker Sonne die Strahlen reflektiert, sodass die Energie draußen bleibt und Fassaden nicht runtergekühlt werden müssen. Im Parkhaus erkennt ein intelligentes Leitsystem Fahrzeugnummern und weist entsprechende Parkplätze zu, auf dem begrünten Dach gibt es vier Bienenvölker zwischen den Photovoltaikanlagen.

Wirtschaftsforum: Als Unternehmensgründer haben sie maßgeblichen Anteil an dieser visionären Entwicklung. Was macht am Ende den Unterschied zum Wettbewerb aus?

Peter Weis: Die ersten zehn Jahre waren schwierig, aber ich hatte schnell Mitstreiter an meiner Seite, die meine Ideen und die Vision, immer das Beste für den Kunden zu machen, teilten. Wir wollten innovativ arbeiten und dabei moralisch gefestigt bleiben. Heute haben wir mehr als 200 Mitarbeiter und alle sind motiviert, für die Firma zu denken, mit ihr zu denken, Dinge infrage zu stellen, sich immer wieder neu zu erfinden. Dazu werden sie immer wieder motiviert und herausgefordert; zum Beispiel durch Fortbildungen. Jeder Mitarbeiter bekommt 60 bis 70 Stunden Fortbildung im Jahr; das ist weit über dem Durchschnitt. Ich persönlich möchte mit den Mitarbeitern die Firma so weiterentwickeln, dass sie etwas Außergewöhnliches wird. Wir werden nie aufhören, uns weiterzuentwickeln. Am Ende ist es die Leistung, die unseren Erfolg ausmacht und die uns weiter auf Erfolgskurs halten wird – auch und gerade in schweren Zeiten, die wahrscheinlich auf die Baubranche zukommen werden. Genau dann trennt sich die Spreu vom Weizen, die Guten, die etwas können, bleiben über. Leistung zu zeigen, wenn der Markt eng wird, ist die Kunst. Wir werden auch dann Gedankengrenzen aufheben und Platz für Innovation schaffen. Darauf freuen wir uns.

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