Experten für reine Luft
Interview mit Dr.-Ing. Stephan Herrmann, Vorstand der Lavair AG Klimatechnik

„Am Anfang haben wir nur Luftwäscher hergestellt“, erläutert Vorstand Dr.-Ing. Stephan Herrmann. „Das sind Umlaufwassersprühbefeuchter, praktisch eine Dusche für die Luft.“ Der Vorteil dieses Systems ist die hohe Auffeuchtung bei einem geringem Wasserverlust.
Der Nachteil ist, dass die Schadstoffe aus der Luft mit der Zeit das Wasser belasten. Daher vertreibt Lavair auch die notwendigen Entkeimungsvorrichtungen. „In Zukunft wollen wir die aber auch selbst produzieren“, offenbart Stephan Herrmann. „Wir wollen uns auf die Komponentenebene konzentrieren. Dafür gibt es mittlerweile auch ein Entwicklungslabor innerhalb der Firma.“
Dieses Labor war für den Techniker Stephan Herrmann eine Herzensangelegenheit. „Die Neuentwicklungen sind mein Steckenpferd“, verrät er. „Ich wollte immer, dass wir eine ganz starke Forschungs- und Entwicklungsabteilung haben, die uns mit innovativen Produkten versorgt. Das ist mir das Wichtigste.“
Kluge Akquisitionen
Stephan Herrmann hat das 1996 gegründete Unternehmen 2013 gemeinsam mit seinem Bruder Ralph übernommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie sich mit ihrem Familienbetrieb, der bereits 1958 von ihrem Vater und ihrer Tante gegründet worden war, auf Öl- und Gasbrenner konzentriert.
„Wir wollten uns unabhängiger von den fossilen Energien machen“, erläutert Stephan Herrmann. „Lavair hat fachlich gepasst und war so strukturiert, dass die Mitarbeiter sehr selbstständig arbeiten und dadurch gut eingegliedert werden konnten.“
Obschon Lavair mit 30 Mitarbeitern einen Umsatz von zehn Millionen EUR erreicht, ist der Familienbetrieb nach wie vor das finanziell stärkere Unternehmen. Zusätzlich haben die Brüder 2017 noch die Firma Supart gegründet. „Für Entwicklungsdienstleistungen, die über das Tagesgeschäft hinausgehen“, erklärt Stephan Herrmann. „Die Lastenverteilung funktioniert jetzt wesentlich besser.“

„Im Bereich Luftwäscher sind wir der führende Hersteller.“ Stephan HerrmannVorstand
Zurzeit gibt es Überlegungen, eine Produktion in China aufzubauen. „Aber da sind wir noch ganz am Anfang“, stellt Stephan Herrmann fest. „Momentan suchen wir einen Kooperationspartner, weil wir zu klein sind, um etwas ganz Eigenes aufzubauen. Wir werden jetzt ein Musterprodukt vor Ort produzieren und dann sehen, wie das funktioniert. Der Wunsch kommt von unseren Kunden, die selbst in China produzieren. Für uns muss sich das aber rentieren und das prüfen wir momentan.“
Gute Zusammenarbeit
Auch zwischen den Brüdern Herrmann sind die Zuständigkeiten fair und nach Interessen verteilt. Während Stephan Herrmann Heiz- und Raumlufttechnik studiert hat, deckt sein Bruder als Betriebswirt den kaufmännischen Bereich ab. Stephan Herrmann ist direkt nach seiner Promotion in die Firma eingestiegen.
„Das war damals irgendwie naheliegend“, meint er. „Druck wurde aber auf mich nie ausgeübt. Heute würde ich das dennoch anders machen und mir erst einmal in einem anderen Unternehmen die Hörner abstoßen. Das empfehle ich auch meinen beiden Töchtern. Aber natürlich wünsche ich mir schon, dass sie den Familienbetrieb irgendwann übernehmen.“
Die Extra-Meile
Lavair überzeugt vor allem durch die Bereitschaft, die Extra-Meile zu gehen. „Außer uns liefert keiner mit Gehäuse“, erklärt Stephan Herrmann. „Wir haben eins aus Edelstahl, auf das wir unter normalen Betriebsbedingungen eine lebenslange Garantie bieten.“
Auch in Sachen Mitteldruck- und Hochdruckbefeuchter geht die Firma eigene Wege. „Normalerweise werden die mit einer SPS-Steuerung betrieben“, erläutert Stephan Herrmann. „Eine SPS-Steuerung haben wir natürlich auch im Programm. Darüber hinaus haben wir eine eigene Steuerung namens X-Up entwickelt. Dafür können wir auch eigene Hardware liefern, das bietet uns ein ganz anderes Marktpotenzial.“
Generell setzt er darauf, das Portfolio stetig zu erweitern. „Wir wollen Komplettanbieter für alle Befeuchtungssysteme sein und noch mehr Neuentwicklungen in den Markt bringen“, verkündet er. Eine dieser Entwicklungen ist das patentierte Befeuchtersystem Flash Vap. „Das ist ein energiesparendes Verfahren, bei dem das eingedüste Wasser nicht wie in einem Dampfbefeuchter vollständig verdampft werden muss, um das typisch feine Aerosol zu erzeugen“, erläutert Stephan Herrmann. „Das Produkt ist noch in der Entwicklung, aber alles deutet darauf hin, dass es in der Zukunft sehr interessant sein wird.“