Traditionen lieben und leben – in intakter Natur

Interview mit Yves Scharmberg, Kurdirektor der Kurverwaltung der Gemeinde Born a. Darß

Wirtschaftsforum: Herr Schamberg, was macht Born als Erholungsort so besonders und unterscheidet ihn von anderen Erholungs- und Kurorten, insbesondere von den Ostseebädern?

Yves Scharmberg: Im Vergleich zu Ostseebädern sind wir ein ruhiger und beschaulicher Ort. Wobei Ruhe nicht mit Langeweile verwechselt werden darf! Im Gegenteil – das abendliche Kulturprogramm, das Born von Mai bis Ende Oktober bietet, sucht seinesgleichen. Wir haben nicht nur eine Freilichtbühne für Theateraufführungen, sondern auch eine Kleinkunstbühne sowie die Fischerkirche, in der erstklassige Künstler auftreten.

Unsere Urlaubsgäste haben sich ganz bewusst für Born entschieden, weil sie hier Natur und Kultur gleichermaßen finden. Und auch wenn Born kein Ostseebad ist, liegt doch der 13 km lange wilde Weststrand in der Gemarkung Born. Um diesen zu erreichen, muss jeder, egal ob er in einem Ostseebad oder in Born Urlaub macht, mit dem Fahrrad durch den Wald fahren. Darin sind wir also alle gleich! Was Born zudem auszeichnet, ist das noch intakte Dorfleben. Wir haben ein sehr reges Vereinsleben, einen Kindergarten, eine aktive Freiwillige Feuerwehr oder auch den Rommee-Abend der Rentner.

Wirtschaftsforum: Der Slogan von Born lautet ‘Tradition zum Greifen nah’. Bitte erklären Sie dies näher.

Yves Scharmberg: Born ist ein Ort, der sehr viel Wert auf Traditionen legt. Zur Blütezeit der Seefahrt fuhren viele Borner über die Weltmeere. Heute zeugen die vielen alten Matrosen- und Kapitänshäuser mit den bunten, verzierten Darßer Türen noch von Borns langer Seefahrergeschichte. Zur Tradition gehören für uns aber auch die Feste. So feiert unser Kinderfestverein in zwei Jahren sein 180-jähriges Bestehen. Auch das traditionelle Tonnenabschlagen wird seit dem 19. Jahrhundert hier gepflegt. Ein Fest, welches die Borner Seefahrer von ihren langen Reisen mit in die Heimat gebracht haben, ist der Maskenball. Dieser wird seit über 150 Jahren in Born im Winter gefeiert. Zur Tradition zählt für uns auch die lange Forst- und Jagdgeschichte. Bereits seit dem 18. Jahrhundert, als die Schweden noch über diese Region herrschten, war in Born der Sitz der Oberförsterei. Das Ensemble ‘Alte Oberförsterei’ ist das älteste Gebäude auf dem Darß. Der Darßer Wald war seit Kaisers Zeiten ein bevorzugtes Jagdgebiet der jeweilig Herrschenden. Somit war die Oberförsterei auch immer Treffpunkt von Personen der Zeitgeschichte, die die Jagd zum Anlass nahmen, sich hier in Born einzufinden. Des Weiteren gibt es in Born die sogenannte ‘Kulturstrat’, die Häuser, Menschen oder kleinen Begebenheiten aus längst vergangener Zeit vorstellt. Ich könnte noch so vieles mehr aufzählen... Kurz: Born liebt und lebt seine Traditionen.

Wirtschaftsforum: Welche Highlights bietet die Umgebung Ihren Gästen, im Sommer und im Winter?

Yves Scharmberg: Das Highlight auf dem Darß ist natürlich die Natur! Die Halbinsel ist Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Und die Natur hat schließlich das ganze Jahr Saison. Im Herbst ziehen bis zu 40.000 Kraniche über die Region auf ihrem Weg gen Süden, auch die Hirschbrunft ist ein Spektakel, das die Menschen in seinen Bann zieht. Im Winter erlebt man den Darß von seiner rauen Seite, wenn der Wind übers Land peitscht. Born ist einfach ein guter Startpunkt, um die Vielfalt der Halbinsel zu entdecken. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, fährt von hier aus auch zu den Welterbe-Städten Stralsund und Wismar oder auch zur Hansestadt Rostock.

Wirtschaftsforum: Was sind aktuell die wichtigsten Zielgruppen für Born, sind es Familien, eher ältere Menschen oder andere?

Yves Scharmberg: Im Sommer, in der Ferienzeit, sind unsere Gäste schon vorrangig Familien. Das Angebot – neben der tollen Natur – ist dann auch ganz klar auf Familien zugeschnitten. Generell sind Born und der Darß aber für Naturliebhaber und aktive Menschen sehr geeignet. Wer Gefallen an unverbauter Natur findet, wer gerne mit dem Fahrrad unterwegs ist oder kilometerweit Strände erwandern mag, ist hier richtig – egal ob jung oder alt. Aber auch unter Surfern und Campern ist der Darß beliebt. Nicht viele wissen, dass der Campingplatz bei Prerow auf Borner Gemarkung liegt. Zusammen mit den Campern im Ort Born ergeben diese Gäste mit 58% die größte Urlaubergruppe. Gäste in Ferienwohnungen und -häusern machen 38% aus.

Wirtschaftsforum: Welche Art von Unterkünften bietet der Ort? Sterne-Häuser, Pensionen – bitte geben Sie einen Überblick.

Yves Scharmberg: Born hat neben den beiden erwähnten Campingplätzen 415 Ferienwohnungen und 185 Ferienhäuser sowie 70 weitere Zimmer beziehungsweise Appartements, zum Bespiel in Pensionen. Ein großes Hotel hat Born momentan nicht. Und ich behaupte sagen zu können, dass die überwiegende Mehrzahl der Unterkünfte sehr hochwertig ausgestattet ist. Die Nachfrage nach einer guten Ausstattung, wie zum Beispiel Sauna oder Kamin, nimmt bei den Gästen immer weiter zu.

Wirtschaftsforum: Welche Projekte stehen mittel- und langfristig an, um die Attraktivität von Born als Urlaubsort zu erhöhen?

Yves Scharmberg: Das große Projekt des nächsten Jahres ist zweifelsohne die Sanierung und der Umbau des Ensembles ‘Alte Oberförsterei’ mit dem darin befindlichen Forst- und Jagdmuseum. Wir haben seit Kurzem die Baugenehmigung und wollen nun endlich loslegen, dieses historische Ensemble mit neuem Leben zu füllen.

Wirtschaftsforum: Welche Zukunft haben Erholungsorte wie Born Ihrer Meinung nach langfristig vor dem Hintergrund der wachsenden internationalen Reisebranche zu Billigpreisen?

Yves Scharmberg: Die Ostsee ist seit jeher die ‘Badewanne Berlins’. Unsere größten Quellländer sind auch Berlin, Brandenburg und Sachsen. Doch auch die Gästezahlen aus Hamburg und NRW steigen seit Jahren an. Generell sehen wir folgende Entwicklung als sicher: Die beiden Ballungszentren Hamburg und Berlin, beide im 300-km-Umkreis, wachsen hinsichtlich Bevölkerung und Einkommen überdurchschnittlich. Dieser Prozess wird Auswirkungen auf unseren Tourismus haben. Doch auch die Potenziale im Bundesland NRW sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Billig ist nicht unser Thema und daher auch nicht unsere Zielgruppe oder gar unsere Konkurrenz. Durch die vielen Investitionen der vergangenen Jahre haben wir ein durchgehend hohes Niveau in den Unterkünften, wir bieten eine intakte Natur und kulturelle Höhepunkte. Dies erscheint mir eine attraktive Mischung, die nie aus der Mode kommt.

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