Wie man eine hohe Marktdurchdringung erreicht

Interview mit Ruedi Sandmeier, Geschäftsführer der KUHN Schweiz AG

Wirtschaftsforum: Herr Sandmeier, Ihr Unternehmen vertreibt Maschinen und Geräte für die Bau- und Transportwirtschaft.

Ruedi Sandmeier: Ja, wir bieten praktisch alle bekannten Marken an: Komatsu, Sennebogen, Powerscreen, Faresin, Magni, FRD, XCentric, um nur einige zu nennen.

Wirtschaftsforum: Die KUHN-Gruppe umfasst neben Baumaschinen noch weitere Geschäftsbereiche.

Ruedi Sandmeier: Es gibt noch zwei weitere strategische Unternehmensbereiche: Ladetechnik und die Produktion von Werkzeugmaschinen. Alle drei Bereiche agieren unabhängig voneinander unter dem Dach der KUHN Holding mit Hauptsitz im österreichischen Eugendorf bei Salzburg. KUHN Baumaschinen und KUHN Ladetechnik haben internationale Niederlassungen in Bosnien, Deutschland, Kroatien, Polen, der Schweiz, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Insgesamt hat die Gruppe sechs Produktionsstandorte und 53 Niederlassungen und erwirtschaftet mit 1.600 Mitarbeitern einen Umsatz von 645 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Den Grundstein für die internationale Firmengruppe legte Gunter Kuhn im Jahr 1973. Seit wann gibt es die KUHN Schweiz AG?

Ruedi Sandmeier: Uns gibt es jetzt seit genau 20 Jahren. Im Jahr 2000 wurde der Schweizer Komatsu-Importeur Küpfer übernommen und in die KUHN Schweiz AG umgewandelt. Unser Hauptsitz befindet sich in Heimberg im Kanton Bern. Darüber hinaus haben wir zwei Niederlassungen und arbeiten mit Partnern in der ganzen Schweiz zusammen. Insgesamt beschäftigen wir 85 Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Ein Highlight war sicher die Einführung des eDumper, des größten Elektrofahrzeugs der Welt.

Ruedi Sandmeier: Den eDumper haben wir seit 2017 im Programm. Es handelt sich dabei um einen konventionellen Muldenkipper von Komatsu, der elektrifiziert wurde. Er verfügt über die größte Batterie, die in einem Fahrzeug weltweit verbaut wurde, und erzeugt dank Rekuperation sogar Strom. 2019 haben wir unseren Neubau am Hauptsitz eingeweiht.

Wirtschaftsforum: Wie entwickelt sich aktuell das Geschäft mit Baumaschinen?

Ruedi Sandmeier: Unser Umsatz beträgt derzeit 60 Millionen CHF. Die letzten drei Jahre waren nicht so wahnsinnig stark. Der Verlauf war eher flach, und wir haben die Steigerung des Gesamtmarktes nicht wirklich abgebildet. Aber wir stehen am Anfang einer Neuausrichtung. Unser Ziel ist, den Umsatz zu steigern, und das unabhängig von der jetzigen Situation mit Corona. Ich bin überzeugt davon, dass die Branche stabil bleiben wird; außerdem wollen wir den Servicebereich weiter ausbauen.

Wirtschaftsforum: Sie sind erst seit wenigen Monaten bei KUHN und waren vorher bei einem großen Player, kennen sich aus in der Branche. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Ruedi Sandmeier: Aufgrund der Unternehmensgröße bringe ich mich sowohl strategisch als auch operativ stark ein. Draußen zu sein beim Kunden, mit Lieferanten zu sprechen und zu erfahren, wo wirklich der Schuh drückt, das macht einen großen Anteil aus.

Wirtschaftsforum: Welche Impulse wollen Sie dem Unternehmen geben?

Ruedi Sandmeier: Ich möchte vor allem die Strukturen so anpassen und weiterentwickeln, dass wir im Verkauf effizienter am Markt agieren können, durch systematische Marktbearbeitung. Wir haben nur begrenzt Zeit, und diese Zeit wollen wir optimal nutzen, um dem Kunden die wichtigsten Produktinfos interessant und kompakt mitzuteilen. Die Baubranche ist im Allgemeinen eher konservativ ausgerichtet. Wir können hier viel von anderen Branchen lernen, Prozesse analysieren und Standards einbringen, sodass Themen effizient angepackt werden und gleichzeitig die Mitarbeiter ihre persönliche Note einbringen können.

Wirtschaftsforum: Sie legen also großen Wert auf eine gute Unternehmenskultur?

Ruedi Sandmeier: Auf jeden Fall. Der Kontakt mit den Mitarbeitern ist wichtig, auf allen Ebenen. Ich möchte eine Kultur aufbauen, in der sich Mitarbeiter trauen, neue Ideen reinzubringen und so Teil einer Veränderung werden. Das ist auch ein Weg, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Wirtschaftsforum: Wir haben noch gar nicht über Ihre Produkte gesprochen. Welches sind die Hauptbereiche?

Ruedi Sandmeier: Im Grunde decken wir das komplette Sortiment an Baumaschinen ab, von allen großen Marken. Die drei Hauptsegmente sind dabei für uns Maschinen von Komatsu, der zu den größten Baumaschinenherstellern weltweit zählt, Brecher- und Siebanlagen für die Materialaufbereitung von Powerscreen und Anlagen für das Material-Handling des süddeutschen Herstellers Sennebogen. Wir richten uns strategisch voll auf diese drei Produktlinien aus und wollen so Synergien schaffen. Jeder Recyclingbetrieb hat Radlader und Anlagen für die Materialaufbereitung. Hier gibt es viel Potenzial für Cross-Selling.

Wirtschaftsforum: Haben Sie neben dem Ausbau von Cross-Selling-Aktivitäten noch weitere Zukunftspläne?

Ruedi Sandmeier: Unsere Lieferanten, vor allem Komatsu, sind in der digitalen Transformation ziemlich weit, das spornt auch uns an, neue Wege im Verkauf zu beschreiten. Außerdem wollen wir den Service ausbauen und damit dem Kunden zu mehr Flexibilität verhelfen und ihn in die Lage versetzen, die Auslastung seiner Maschinen zu erhöhen.

Wirtschaftsforum: Sie haben viel vor.

Ruedi Sandmeier: Ja, viele Leute haben Veränderung und neue Themen nicht so gerne. Ich liebe das irgendwie. Es spornt mich an, vorwärts zu kommen, mit Top-Produkten und mit gesundem Augenmaß.

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

Der Zahn der Zeit

Interview mit Christoph Stark, Gründer und Geschäftsführer der imes-icore GmbH

Der Zahn der Zeit

In Eiterfeld entsteht Hightech für Zahnlabore in aller Welt. Die imes-icore GmbH hat sich in 23 Jahren zum technologischen Weltmarktführer für digitale Dentalfertigungssysteme entwickelt. Rund 18.000 Maschinen fräsen weltweit Zahnersatz.…

Professioneller Partner für militärische Logistik

Interview mit Martin Rohde, Geschäftsführer der CONDOK GmbH

Professioneller Partner für militärische Logistik

In einer zunehmend instabilen Weltordnung gewinnen Fragen der Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit zunehmend an Bedeutung. Auch Deutschland sieht sich angesichts der aktuellen Weltlage zur Aufrüstung gezwungen – die Bundeswehr soll wieder…

„Wir brauchen mehr Pragmatismus“

Interview mit René Rose Stüber, Geschäftsführerin der Leybold GmbH

„Wir brauchen mehr Pragmatismus“

Seit 175 Jahren entwickelt die Leybold GmbH aus Köln Vakuumtechnologien, die in Forschung, Industrie und Hightechprozessen unverzichtbar sind. Das Traditionsunternehmen ist heute Kompetenzzentrum für trockenlaufende Schraubenpumpen und Turbomolekularpumpen. Im Gespräch…

Spannendes aus der Region Heimberg

Cross-Selling mit Mehrwert

Interview mit Susan Higson, CFO und Ruedi Sandmeier, COO der KUHN Schweiz AG

Cross-Selling mit Mehrwert

Das Produktportfolio der landesweit vertretenen Kuhn Schweiz AG mit Hauptsitz in Heimberg ist so ausgerichtet, dass sich alle Produkte in den Segmenten Bau, Erdbewegung, Materialhandling, Recycling und Materialaufbereitung sinnvoll ergänzen…

Mit schweizerischer Präzision

Interview mit Christoph Schüpbach, CEO der Schleuniger AG

Mit schweizerischer Präzision

Der Trend zur E-Mobilität führt dazu, dass in Autos immer mehr Kabel verbaut werden. So kommt bei Elektroautos neben dem Niedervolt- zusätzlich ein Hochvolt-Bordnetz zum Einsatz. An die entsprechende Verkabelung…

Weltweit im Einsatz: Sensorik für Extreme

Interview mit Dr. Holger von Both, CEO und Yves Böhme, CFO der Sensor Technik Sirnach AG

Weltweit im Einsatz: Sensorik für Extreme

Extreme Bedingungen sind ihr Alltag: Bei STS dreht sich alles um Sensoren, die zuverlässig in Raketenantrieben, in der Tiefsee oder in hunderte Meter tiefen Brunnen arbeiten – überall dort, wo…

Das könnte Sie auch interessieren

Ladelösungen mit System: Elektromobilität zuverlässig gestalten

Interview mit Konrad Benze, Geschäftsführer der ChargeHere GmbH

Ladelösungen mit System: Elektromobilität zuverlässig gestalten

Elektroautos boomen – doch ohne eine zuverlässige Ladeinfrastruktur bleibt der Fortschritt auf halber Strecke stehen. Vor allem Unternehmen brauchen Lösungen, die nicht nur technisch funktionieren, sondern auch wirtschaftlich und betrieblich…

Bereit für den Neubau – schlüsselfertige Baugruben

Interview mit Michael Kreppold, Geschäftsführer der Konrad Kreppold GmbH

Bereit für den Neubau – schlüsselfertige Baugruben

Die Bau- und Abbruchbranche steht vor zahlreichen He­rausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Recycling. Die Konrad Kreppold GmbH hat sich in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich positioniert. Im Interview mit…

Elektrisch. Engagiert. Endenburg.

Interview mit Rik Kant, Geschäftsführer der Endenburg Elektrotechniek B.V.

Elektrisch. Engagiert. Endenburg.

Vom Lampengeschäft zum Elektrotechnik-Spezialisten: Die Geschichte der Endenburg Elektrotechniek B.V. reicht fast 100 Jahre zurück. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum gibt Geschäftsführer Rik Kant Einblicke in die Unternehmensstruktur, das besondere Führungsmodell…

TOP