Taschen von Generationen für Generationen

Interview mit Laura Faller und Jürgen Faller, Geschäftsführer der Koffer-Kopf GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Faller, Frau Faller, Koffer-Kopf bietet ein sehr großes Produktsortiment. Was sind darin Ihre wichtigsten Bereiche?

Jürgen Faller: Unser Sortiment setzt sich aus sechs Warengruppen zusammen: Reisegepäck, Handtaschen, Kleinlederwaren und Accessoires, Schulbedarf und Berufs- sowie Freizeitbedarf. Mit rund 30% am gesamten Volumen stellt das Reisegepäck eine wichtige Säule für uns dar. Zum Koffer, der Reisetasche oder dem Travelrucksack bieten wir für die perfekte Urlaubsbegleitung auch Zubehör wie Nackenhörnchen, Faltrucksäcke und -taschen, Kulturbeutel und Kosmetikkoffer oder Flugzubehör wie Koffergurte oder Schlösser an. Unser breites Markenangebot bedient mit Traditionsmarken wie Samsonite, Von Crønshagen oder KENORADA alle Kunden. Selbstverständlich bieten wir auch Junges und Modisches an, zum Beispiel Koffer von Guess und Love Moschino oder Reisetaschen von FjällRäven.

Eine weitere Säule unseres Geschäftes sind die Handtaschen, die ebenfalls fast ein Drittel des Umsatzes darstellen. Hierauf sind wir besonders stolz, denn bei uns wird wirklich jeder fündig! Den Jungen und Junggebliebenen können wir sehr modische Taschen in allen Preisbereichen von Kultmarken, wie Joop, Valentino oder Seidenfelt anbieten. Aber auch das klassische Sortiment ist mit Marken wie Aigner, Bogner oder Coccinelle bestens aufgestellt. Das Segment Schulranzen und Schulrucksäcke sowie Business-Produkte und Kleinlederwaren runden unser Sortiment ab.

Wirtschaftsforum: Welche Trends stellen Sie in den unterschiedlichen Sortimentsgruppen aktuell fest?

Jürgen Faller: Im Segment der Handtaschen sind zurzeit Handytaschen, Camera Bags, Shopper und Crossbody Bags stark nachgefragt. Im Businessbereich stellen wir fest, dass der Geschäftsmann immer schicker wird. Der Trend geht zudem weg von Aktentaschen hin zum Businessrucksack. Aufgrund der Digitalisierung und durch Tablets und weniger Papier werden die Taschen immer kleiner und die Funktionalität steht im Vordergrund. Man möchte gut sortiert alle organisatorischen Dinge, wie zum Beispiel Handys oder Kabel, unterbringen.

Laura Faller: Darüber hinaus steigt die Nachfrage nach alternativen Materialien, unter anderem nach veganem Leder. Einige Marken, wie Valentino oder Guess, sind hier Vorreiter am Markt. Dies ist mehr als ein kurzfristiger Trend. Hier ist in den vergangenen Jahren ein neues Marktsegment entstanden. Auch nachhaltige Materialien werden stärker nachgefragt, zum Beispiel Produkte aus recyceltem Ocean-Plastik wie bei der Marke GotBag oder aus nachhaltiger Produktion wie bei Vaude. Auch Innovationen kann die Branche verzeichnen, wie Reisegepäck, das zum Teil aus Stroh besteht. Auch wenn ein Lederprodukt langlebiger ist, werden zukünftige Innovationen eine langfristige Weiterentwicklung und damit eine Verschiebung am Markt hervorrufen.

Wirtschaftsforum: Wie begegnen Sie als Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit?

Laura Faller: Neben der eingebauten Wärmepumpe haben wir in unserer Zentrale eine Photovoltaikanlage installiert und einen Speicher eingebaut. Unser Ziel ist es, rund 60% unseres Stroms selbst zu erzeugen. Unsere Waren werden teilweise mit CO2-freien Transporten geliefert und wir arbeiten mit DHL GoGreen zusammen. Unsere Kartonagen verwenden wir wieder.

Wirtschaftsforum: Auf welche Kundengruppen konzentrieren Sie sich?

Laura Faller: Wie mein Vater immer zu sagen pflegt: „Koffer-Kopf ist eine lebensbegleitende Maßnahme!“

Jürgen Faller: Genauso ist es! Unser Marken- und Produktportfolio ist groß und ebenso vielfältig ist auch unsere Kundschaft. Wir starten mit der Kindergartentasche für Dreijährige, dann folgen der Schul- und der erste Berufsbedarf. Selbstverständlich begleitet Koffer-Kopf bei allen Reisen, den Freizeitaktivitäten und natürlich im Alltag. Und auch die 99-Jährige findet ihr ‘Däschle’ bei uns! Ein Einkauf mit der ganzen Familie ist daher keine Seltenheit und wir begrüßen alle Generationen bei uns herzlich. Dabei konzentrieren wir uns auf den süddeutschen Raum mit Hauptsitz in Augsburg und sind auch offen für neue Flächen.

Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Koffer-Kopf von anderen Anbietern?

Laura Faller: Unsere Beratung und unser Service sind von unseren Kunden seit nunmehr 94 Jahren hochgelobt. Jeder bekommt so genau das, was er sucht. Viele unserer Mitarbeiter:innen sind schon jahrelang bei uns. Sie verfügen über fundierte Erfahrung und Fachwissen und haben oft sogar persönliche Beziehungen zu unseren Kunden aufgebaut. Wir überlassen unsere Kunden nie sich selbst. Der hohe Anteil an Stammkunden und Wiederkäufern beweist einmal mehr, dass unsere Kunden uns immer wieder besuchen kommen!

Wirtschaftsforum: Haben sich für Ihr Geschäft durch die Pandemie nachhaltige Veränderungen ergeben?

Jürgen Faller: Im Rahmen der Lockdowns mussten wir unsere Geschäfte schließen. In dieser Zeit haben wir Click & Collect eingeführt und unseren Onlineshop weiter ausgebaut. Da man weder Reisen noch in die Stadt oder auf Festlichkeiten gehen konnte, verzeichnen wir erst seit Sommer 2022 wieder einen Aufwärtstrend. Zwar hat sich unser Onlineshop als feste Säule im Geschäft etabliert, aber die Leute drängen wieder verstärkt in unsere Läden. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Verhältnis zwischen stationärem- und Onlinehandel langfristig entwickelt. Generell hat uns diese Situation zum Umdenken angeregt und uns langfristig mehr Flexibilität und Kreativität in den Arbeitsalltag eingebracht.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Themen für das zweite Halbjahr 2023?

Jürgen Faller: Wir möchten unseren Mitarbeiterstamm weiter ausbauen, ebenso die Schulung unseres Teams. Produktseitig werden wir unser Markenportfolio ausbauen. Intern werden wir unsere IT umstrukturieren und optimieren. Wir werden einige Umbauten an unseren Standorten vornehmen, eventuell auch neue Locations in Betracht ziehen. Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft.

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