Effizienz in Beton gegossen
Interview mit Michael Tschenett, Vertriebsleiter der Mayer Schaltechnik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Tschenett, Sie sind erst seit Kurzem bei Mayer Schaltechnik. Was hat Sie gereizt, diese Position zu übernehmen?
Michael Tschenett: Ich bin seit 17 Jahren in der Schalungsbranche tätig und habe zuvor viele Jahre als Geschäftsführer ein anderes Unternehmen geleitet. Nach einer kurzen Auszeit war es schließlich die Philosophie von Mayer, die mich überzeugt hat: Unsere Produkte richten sich nach der Baustelle, nicht umgekehrt. Das heißt, wir entwickeln nicht im stillen Kämmerlein, sondern stellen die Frage: Was brauchen Bauunternehmen wirklich, um effizienter und sicherer zu arbeiten? Diese Denkweise, gepaart mit hoher Innovationskraft, hat mich begeistert.
Wirtschaftsforum: Welche Entwicklungen stehen exemplarisch für diesen Innovationsansatz?
Michael Tschenett: Ein Meilenstein war Anfang der 1990er-Jahre die Säulenschalung PAX. Sie war die erste wirklich praktikable Lösung am Markt und hat sich bis heute bewährt – es gibt kaum ein vergleichbares System, das diese Qualität und Flexibilität erreicht.
Ein weiteres Highlight ist FLUXX. Wer Hohlwände baut, kennt das Problem: Zwischen den Wänden bleibt ein Spalt, den man provisorisch mit Schaum oder Holz verschließen musste – mit schlechtem Betonbild und hohem Aufwand. Unsere FLUXX-Wand- und Bodenschienen schaffen hier eine elegante Lösung: Sie ermöglichen sauberes Betonieren ohne Zusatzarbeiten. Das spart Zeit, Personal und liefert eine deutlich bessere Qualität.
Die jüngste Innovation ist der klappMAX – eine Deckenschalung, die nach fünf Jahren Entwicklungszeit und einer intensiven Testphase auf den Markt kam. Das System lässt sich von einer einzigen Person, sicher vom Boden aus, ohne Leiter oder Absturzsicherung bedienen. Inspiriert wurde es von einer klappbaren Tischtennisplatte – einfach aufklappen, aufstellen und loslegen. Das reduziert nicht nur den Zeitaufwand, sondern erhöht auch die Sicherheit auf der Baustelle erheblich.
Wirtschaftsforum: Wie stellen Sie sicher, dass solche Produkte in der Praxis bestehen?
Michael Tschenett: Schon 2008 haben wir einen Kundenbeirat gegründet, in dem Unternehmer und Praktiker aus der Bauwirtschaft ihre Erfahrungen und Ideen einbringen. Dort werden neue Konzepte offen diskutiert, getestet und weiterentwickelt. So ist etwa klappMAX in mehrjähriger Zusammenarbeit entstanden – mit zahlreichen Prototypen und Baustellentests in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dieses direkte Feedback ist unschätzbar wertvoll.
Wirtschaftsforum: Welchen konkreten Nutzen haben Bauunternehmen von diesen Innovationen?
Michael Tschenett: Unsere Systeme sind darauf ausgelegt, mit weniger Personal auszukommen – ein entscheidender Vorteil angesichts des Fachkräftemangels und hoher Lohnkosten. Zum Beispiel dauert das Aufstellen einer 20 m2 großen Decke mit herkömmlichen Holzträgern rund 20 Minuten und benötigt mehrere Arbeiter. Mit unserem klappMAX-System schafft ein geübter Polier dieselbe Fläche in unter vier Minuten – und zwar allein.
Ein weiterer Vorteil ist die Planungssicherheit: Dank klar definierter Lastpunkte benötigt man etwa nur halb so viele Stützen wie bei Holzträgern. Das erleichtert die Arbeitsvorbereitung erheblich und spart Materialkosten. Zudem ist klappMAX so konstruiert, dass die fertigen Schalboxen durch jede Rohbau-Tür passen – ein Detail, das in der Praxis enorm wichtig ist.
Wirtschaftsforum: Wird an weiteren Entwicklungen gearbeitet?
Michael Tschenett: Ja, wir haben derzeit Erweiterungen für klappMAX in der Pipeline, zum Beispiel eine Version, die größere Flächen auf einmal abdeckt. Ziel bleibt es, maximale Effizienz mit einfacher Handhabung zu verbinden. Und natürlich behalten wir auch neue Anforderungen aus der Praxis im Blick – wenn mehrere Kunden dieselbe Herausforderung schildern, suchen wir gezielt nach einer Lösung.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Mayer Schaltechnik in den kommenden Jahren?
Michael Tschenett: Kurzfristig liegt unser Fokus weiterhin auf der DACH-Region, da es hier noch großes Potenzial gibt. Parallel erschließen wir neue Märkte: Skandinavien ist aufgrund hoher Lohnkosten besonders interessant, mittelfristig sehen wir Chancen im Mittleren Osten und langfristig auch in den USA. Ich habe in meiner Karriere bereits international Vertriebsstrukturen aufgebaut – dieses Wissen setze ich jetzt für Mayer ein.
Wirtschaftsforum: Und wie bleibt dabei der Charakter als Familienunternehmen erhalten?
Michael Tschenett: Das ist uns sehr wichtig. Mit rund 45 Mitarbeitern sind wir noch so aufgestellt, dass wir eine familiäre Unternehmenskultur leben können. Einige Kolleginnen und Kollegen sind seit über 20 Jahren dabei. Bei uns stehen der Mensch und das Miteinander im Mittelpunkt – sei es bei Mitarbeiter-Events, auf unserer Hausmesse oder im Alltag. Mit Marion Mayer-Sorgo als Nachfolgerin von Firmengründer Bernhard Mayer bleibt die nächste Generation fest im Unternehmen verankert. Gleichzeitig bringt Bernhard Mayer weiterhin seine Ideen in die Produktentwicklung ein – ein Gewinn für uns alle.