Kleine Elektroautos mit großem Ziel

Interview mit Prof. Günther Schuh, CEO der e.Go Mobile AG

Wirtschaftsforum: Herr Schuh, Ihr Unternehmen e.GO Mobile AG nimmt mit seinen Elektrofahrzeugen den Kampf David gegen Goliath gegen die deutsche Automobilindustrie auf. Werden Sie den deutschen Automobilmarkt revolutionieren?

Prof. Schuh: Revolutionieren ist wahrscheinlich zu viel gesagt, aber ich denke schon, dass e.GO Impulse für den deutschen Automobilmarkt und vielleicht darüber hinaus setzen kann, sodass sich das Angebot der etablierten Automobilhersteller, nicht zuletzt durch uns, ein wenig verändern wird

Prof. Günther Schuh, CEO der e.Go Mobile AG
„Ich denke schon, dass e.GO Impulse für den deutschen Automobilmarkt und vielleicht darüber hinaus setzen kann.“ Prof. Günther SchuhCEO der e.Go Mobile AG

Wirtschaftsforum: Sie haben bereits viele Vorbestellungen für Ihre Elektroautos, welche deutlich günstiger als vergleichbare Modelle der großen deutschen Hersteller sind. Wie schaffen Sie es, Ihre Autos so günstig anzubieten?

Prof. Schuh: Unser Auto ist so günstig, weil wir auf die technologischen Möglichkeiten eines Elektroautos unter Kostengesichtspunkten sehr konsequent eingehen, d.h. wir haben per se nur eine kleine Batterie und damit eine überschaubare Reichweite für unsere Fahrzeuge vorgesehen. Wir haben einen kleinen Motor, eine nicht-selbstragende Karosserie - einen sehr günstig herzustellenden sogenannten „space frame“ - und eingefärbte Thermoplast-Kunststoffe, die eine sehr schöne Außenhaut liefern und günstig herzustellen sind. Das alles macht mit einem sehr effizienten Entwicklungsprozess die niedrigen Gesamtkosten unseres Fahrzeugs aus.

Prof. Günther Schuh, CEO der e.Go Mobile AG
„Unser Auto ist so günstig, weil wir auf die technologischen Möglichkeiten eines Elektroautos unter Kostengesichtspunkten sehr konsequent eingehen, d.h. wir haben per se nur eine kleine Batterie und damit eine überschaubare Reichweite für unsere Fahrzeuge vorgesehen.“ Prof. Günther SchuhCEO der e.Go Mobile AG

Wirtschaftsforum: Ihre Autos sind relativ klein. Hat das einen Grund oder planen Sie in Zukunft, auch noch größere Modelle anzubieten?

Prof. Schuh: Unsere Fahrzeuge sind hauptsächlich für den Stadtbetrieb bzw. stadtnahen Betrieb vorgesehen, weshalb sie für den Anwender sehr handlich und gut zu manövrieren sein müssen. De facto ist der Innenraum unseres Autos aber vergleichsweise groß, weil dies mit einem guten Package in einem Elektroauto eher möglich ist als in einem Verbrennerfahrzeug. In unser Auto passen vier Erwachsene gleichzeitig hinein. Man kann auch mit zwei bis drei Personen fahren und hat zusätzlich einen großen Gepäckraum. Darüber hinaus werden wir in Kürze auch ein größeres Modell vorstellen, um entsprechende Anspruchsgruppen ebenfalls bedienen zu können.

Prof. Günther Schuh, CEO der e.Go Mobile AG
„Unsere Fahrzeuge sind hauptsächlich für den Stadtbetrieb bzw. stadtnahen Betrieb vorgesehen, weshalb sie für den Anwender sehr handlich und gut zu manövrieren sein müssen.“ Prof. Günther SchuhCEO der e.Go Mobile AG

Wirtschaftsforum: Denken wir auch an die Landbevölkerung, die meist längere Wegstrecken zurücklegen muss. Die Reichweite Ihres e.GO Life 60 liegt bei 154 km im realen Stadtbetrieb und hat dabei eine Ladezeit mit Schuko-Stecker von 9,8 Stunden. Kann diese Reichweite noch erweitert werden und wird die Ladezeit dadurch noch erhöht werden müssen? Zudem hat nicht jeder hat eine Garage zur Verfügung, um sein Auto dort aufzuladen. Wo soll denn der Strom herkommen, um die Elektroautos aufzuladen?

Prof. Schuh: Wir nennen unser Auto Stadtauto, was aber nicht heißt, dass nicht auch die Landbevölkerung, die vergleichsweise nur kurze oder mittlere Strecken bewältigen muss, auch etwas mit unserem Auto anfangen kann. Wir werden aber vorerst keine größere Reichweite im e.GO Life anbieten als die real etwa 150 km. Erst unser größeres Fahrzeug wird zusätzlich noch einen Range Extender bekommen, um zusätzliche Streckenbedarfe bewältigen zu können. Schon jetzt bieten wir nicht nur den klassischen Schuko-Stecker an, der eine Ladezeit von fast zehn Stunden bei der großen Batterie im e.GO Life 60 erforderlich macht. Die Kunden können schon jetzt einen Typ 2-Stecker mit einphasiger Ladung bekommen, mit dem der e.GO Life in 4,6 Stunden voll aufgeladen werden kann. Darüber hinaus werden wir ab Mitte 2019 auch noch einen zweiphasigen Typ 2-Stecker und ein entsprechendes Ladegerät anbieten, mit dem man das Fahrzeug in etwa drei Stunden voll aufladen kann.

Was wir vorerst nicht ändern können ist, dass jemand, der ein Elektrofahrzeug regelmäßig fährt, einen Stellplatz oder eine Garage mit Steckdose oder Ladebox haben sollte. All diejenigen, die nicht zu Hause eine solche Lademöglichkeit haben, sollten zumindest dafür sorgen, dass sie bei ihrem Arbeitgeber eine entsprechende Lademöglichkeit haben.

Prof. Günther Schuh, CEO der e.Go Mobile AG
„Wir nennen unser Auto Stadtauto, was aber nicht heißt, dass nicht auch die Landbevölkerung, die vergleichsweise nur kurze oder mittlere Strecken bewältigen muss, auch etwas mit unserem Auto anfangen kann.“ Prof. Günther SchuhCEO der e.Go Mobile AG

Wirtschaftsforum: Mit dem Dieselskandal gibt es bald einen Knall in der Automobilindustrie und auch die großen Hersteller werden mit Elektroautos auf den Markt kommen. Wie werden Sie diesem Trend entgegenstehen?

Prof. Schuh: Wir stehen dem Trend gar nicht entgegen, ganz im Gegenteil: Wir freuen uns darauf, dass die etablierten OEMs nun alle vermehrt Elektroautos entwickeln. Wir sehen dem mit freudiger Spannung entgegen. Ich denke, es ist nicht so einfach für einen etablierten OEM mit seinen großen, arbeitsteiligen Strukturen im Bereich unter 20.000 Euro vollfunktionsfähige Elektrofahrzeuge anzubieten. Insofern sehen wir auch bei einem größer werdenden Angebot aus der Automobilindustrie eine gute Marktchance für die Produkte der e.GO Mobile AG.

Interview: Sarah Urquhart

e.Go Mobile AG
Campus-Boulevard 30
52074 Aachen

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Interview mit Pascal Stephan, Verkaufsleiter der Mechatronik GmbH

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Bei den Fahrzeugen, die die Mechatronik GmbH wartet, umbaut und vertreibt, geht es schnell um Millionenbeträge, bisweilen sogar im zweistelligen Bereich. Das setzt nicht nur technischen Sachverstand, sondern auch ein…

Mit Hightech durch den Schnee

Interview mit Wilhelm Rieder, Geschäftsführer der ZAUGG AG EGGIWIL

Mit Hightech durch den Schnee

Während sich viele Unternehmen in städtischen Zentren oder globalen Hubs ansiedeln, behauptet sich ein international erfolgreicher Technologiebetrieb aus einem kleinen Dorf im Emmental. Die ZAUGG AG EGGIWIL ist Spezialist für…

Starke Innovationen

Interview mit Stephan Zwiehoff, Geschäftsführer der G. Zwiehoff GmbH

Starke Innovationen

Zweiwegefahrzeuge heißen so, weil sie sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene fahren können. Die G. Zwiehoff GmbH in Rosenheim, die dieses Jahr ihr 30-jähriges Firmenjubiläum feiert, entwickelt…

Spannendes aus der Region

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Interview mit Dr. Matthias Henyk, Geschäftsführer der Opelka GmbH

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Die Opelka GmbH mit Sitz in Remseck am Neckar ist Spezialist für Maschinen zur Herstellung von Siedegebäck wie Berliner oder Donuts. Seit Anfang 2024 wird das Unternehmen von Dr. Matthias…

Zukunft aus Holz bauen

Interview mit Georg Nef, Geschäftsführer der Vögeli Holzbau AG

Zukunft aus Holz bauen

Holz ist einer der ältesten Baustoffe – und aktueller denn je. Als nachwachsender Rohstoff verbindet er Nachhaltigkeit mit moderner Technik und präziser Vorfertigung. Ob historische Sanierung oder mehrgeschossiger Wohnungsbau: Holzbau…

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Interview mit Michael Kösters, Geschäftsführer über Möbel Ewald Kösters GmbH

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Michael Kösters ist in einem Möbelhaus groß geworden – wortwörtlich. Heute führt er die Möbel Ewald Kösters GmbH in dritter Generation. Im Gespräch erzählt er, warum er trotz starker Konkurrenz…

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir gestalten die Elektro-Infrastruktur der Zukunft“

Interview mit Matthias Gerstberger, Director of Marketing der OBO Bettermann Holding GmbH & Co. KG

„Wir gestalten die Elektro-Infrastruktur der Zukunft“

Im Zuge der Transformation von Bauprojekten, wachsender Nachhaltigkeitsanforderungen, zunehmender Technologiedichte und internationaler Marktdynamiken ist die Elektroinstallationstechnik gefordert wie nie zuvor. Das Familienunternehmen OBO Bettermann aus Menden begegnet diesen Herausforderungen mit…

Kongresse im Wandel – digital, global, integriert

Interview mit Julia Pas, Geschäftsführerin der M Events Cross Media GmbH

Kongresse im Wandel – digital, global, integriert

Ob medizinischer Fachkongress, Wissenschaftstagung oder hybrides Event – die M Events Cross Media GmbH aus Berlin sorgt weltweit für reibungslose Abläufe. Als technologischer Vorreiter verbindet das Unternehmen IT-Kompetenz mit Veranstaltungslogik.…

Nachhaltiger Holzbau mit Leidenschaft und Expertise

Interview mit Hansjörg Steiner, Geschäftsführer der Schäfer Holzbautechnik AG

Nachhaltiger Holzbau mit Leidenschaft und Expertise

Nachhaltigkeit, Innovation und handwerkliche Leidenschaft sind die tragenden Säulen der Schäfer Holzbautechnik AG. Der spezialisierte Holzbaubetrieb aus der Schweiz hat sich längst einen Namen als Experte für nachhaltige Baukonzepte und…

TOP