Ein kleiner Beitrag zum großen Ziel Mobilitätswende
Interview mit Sebastian Hildbrand, Geschäftsführer der Kienzler Stadtmobiliar GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Hildbrand, Ihr Unternehmen will Städte schöner und lebenswerter machen. Wie gehen Sie dieses Ziel an?
Sebastian Hildbrand: Unser Unternehmen stellt traditionell Stadtmobiliar her – von Bushaltestellen über Wartehallen bis hin zu Werbetafeln. Dabei legen wir bei der individuellen Ausgestaltung der jeweiligen Anlagen großen Wert auf eine engmaschige Abstimmung mit dem Kunden, dem wir eine Lösung aus einer Hand anbieten können, indem wir die Gewerke Holzbau, Schlosserei, Pulverbeschichtung, Elektrotechnik sowie die vollständige Außenmontage intern in unserem Unternehmen abbilden. Darüber hinaus sind wir Marktführer bei digitalen Fahrradabstellanlagen, von denen wir im gesamten DACH-Raum über 500 Objekte mit mehr als 11.000 Abstellplätzen betreuen. Dabei übernehmen wir neben der Errichtung und Montage der physischen Anlagen zudem den gesamten Buchungs- und Zahlungsvorgang sowie sämtliche anfallenden Support- und Service-Arbeiten für die Kommunen. Diese beiden Standbeine unseres Unternehmens ergänzen sich dabei ideal: Denn wo die Verkehrsteilnehmer an einem Knotenpunkt vom Fahrrad auf den öffentlichen Personennahverkehr umsteigen und vice versa, werden Fahrgastunterstände genauso wie Radparksysteme benötigt.
Wirtschaftsforum: Wie individuell muss die Ausgestaltung dieser Lösungen denn ausfallen – kann eine Bushaltestelle aus Rostock nicht genauso gut in München eingesetzt werden?
Sebastian Hildbrand: Bei Mobilitätsstationen und Fahrgastunterständen erleben wir im Allgemeinen einen starken Individualisierungswunsch der Kommunen. Dieser betrifft etwa die jeweilige Gefällesituation vor Ort, aber auch Faktoren wie zu erwartende Wind- und Schneelasten. Zusätzlich wünschen sich viele Städte eine individuelle Design-Ausführung – München will ebenso aussehen wie München, und nicht wie Rostock oder Augsburg. Deshalb arbeitet unser Unternehmen in diesem Segment auch nicht mit Serienfertigungen. Unsere Fahrradparksysteme sind hingegen in der Tat sehr modular aufgebaut, wobei sich die optischen Anpassungen meist auf die entsprechenden Farbwünsche der Kommune beschränken. Hier fällt jedoch die jeweilige Buchungssoftware für die Endanwenderin sehr individuell aus, die wir bisweilen extra für den Kunden programmieren lassen – zum einen, um seinem Corporate Design Rechnung zu tragen, zum anderen aber auch, um die vielen individuellen Ausgestaltungsvarianten abbilden zu können: die Dauer der Mietzeit des Fahrradparkplatzes, die dafür anfallenden Kosten, die genauen Konditionen für die Nutzbarkeit, die Zugangssteuerung und viele weitere Faktoren.
Wirtschaftsforum: Wäre hierbei nicht der gegenläufige Ansatz zielführender – eine einzige Buchungssoftware für jede Stadt im ganzen DACH-Raum, in der sich jede Nutzerin überall intuitiv zurechtfinden kann?
Sebastian Hildbrand: Sie haben recht – genau das müssen wir erreichen. Wenn Sie heute nach Hamburg fahren und dort zur nächsten U-Bahn-Station wollen, dann suchen Sie ein weißes U auf blauem Grund – dasselbe Schild wie in München oder Berlin. Bushaltestellen sind ebenfalls deutschlandweit einheitlich gekennzeichnet. Nur bei Fahrradabstellsystemen oder ähnlicher Infrastruktur müssen Sie in jeder Kommune nach einem anderen Schild Ausschau halten. Es gibt bereits Projekte, in deren Rahmen Verkehrsverbünde mehrere unterschiedliche Verkehrsinstrumente in einer App bündeln – doch die bisherige Vereinheitlichung reicht in der Tat noch nicht aus. Perspektivisch werden wir jedoch eine immer größere Verzahnung der verschiedenen Verkehrsinstrumente sehen, die idealerweise zu einem Ökosystem in der jeweiligen Kommune zusammenwachsen, aus dem die Kunden dann dasjenige Verkehrsmittel auswählen können, das sie gerade benötigen.
Wirtschaftsforum: Welcher persönliche Antrieb steckt hinter Ihrem Engagement?
Sebastian Hildbrand: Die Mobilitätswende! Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass wir auch in 50 Jahren noch einen lebenswerten Planeten haben und zudem in schöneren Städten leben können, in denen nicht mehr nahezu der gesamte Lebensraum dem mobilisierten Individualverkehr geopfert wird, ohne dass die Menschen bei diesem Wandel an Mobilität einbüßen müssen. Das ist ein großes Ziel, zu dem wir einen kleinen Beitrag leisten – und das treibt unser Team jeden Tag aufs Neue an.