Mit uns in die Wasserstoff-Zukunft
Interview mit Thomas Himmighofen, Director der KAWASAKI Gas Turbine Europe GmbH
Zwar heißt es immer, dass Wasserstoff in Zeiten von Energieknappheit und der Umstellung auf umweltverträgliche Energien die Zukunft gehöre, aber beim Blick auf KAWASAKI Gas Turbine Europe sieht man, dass hier nicht nur von morgen geredet, sondern schon längst gehandelt wird.
„Zusammen mit dem Energiekonzern RWE planen wir in Lingen die Errichtung und den Testbetrieb einer der weltweit ersten 100% wasserstofffähigen Gasturbinen“, so Director Thomas Himmighofen, der seit zwölf Jahren bei KAWASAKI Gas Turbine Europe ist, anfangs als Area Sales Manager, seit 2018 als Director. „Wir arbeiten zukunftsweisend und haben uns dem Packagen von Gasturbinenanlagen im Leistungsbereich von 2 bis 34 MW, hauptsächlich für den industriellen Einsatz, verschrieben.“
Vom Händler zum Packager
Angefangen hat bei KAWASAKI Gas Turbine Europe alles mit Gasturbinen. „Mit den Motorrädern haben wir nichts zu tun, auch wenn das viele denken. KAWASAKI ist ein Schwerindustrie-Unternehmen, das weltweit aktiv ist. Wir gehören zum Bereich Energie. 1998 wurde die deutsche Tochter gegründet, die sich primär auf den europäischen Markt konzentriert. Davor gab es eine Kooperation mit den Motorenwerken Mannheim, um zusammen Gasturbinen auf den Markt zu bringen. Wir haben dann auch Gasturbinen-Packages geliefert, bei denen die Gasturbinen auf Grundrahmen geschraubt und mit Subsystemen wie Brennstoff, Schmieröl- und Verbrennungsluftsystemen sowie elektrischen Komponenten wie den Generatoren und den Schaltschränken ergänzt werden. So waren wir plötzlich nicht nur reiner Händler der in Japan gefertigten Produkte, sondern auch Packager“, erzählt Thomas Himmighofen von den ersten Jahren.
Der Fokus auf Aftersales
KAWASAKI Gas Turbine Europe betreute zu Beginn hauptsächlich die kleinen Gasturbinen und machte sich allmählich einen Namen. Vor allem in Deutschland als größtem Industriestandort in Europa brummte das Geschäft und man belieferte hauptsächlich Industriekunden, die einen hohen Hochtemperaturwärmebedarf in ihrer Produktion haben.
„Die Anzahl der Projekte stieg, auch begünstigt durch die KWK-Förderung, doch die zunehmende Diskussion, inwieweit sich auch Eigenstromerzeuger an der EEG-Umlage beteiligen sollen, beeinflusste die Gesamtlage maßgeblich. Die Förderung wurde ab 2014 ausgesetzt und viele unserer Anlagen wurden EEG-umlagepflichtig und das Geschäft in Deutschland kam damit fast zum Erliegen“, sagt Thomas Himmighofen. „Wir haben dann unseren Fokus verstärkt auf die Märkte außerhalb Deutschlands verschoben. Seit den letzten fünf Jahren liegt unser Hauptgeschäft in Italien. Allgemein lässt sich feststellen, dass sich der Fokus von Deutschland auf Europa und zum Teil nun auch auf Nordafrika und den Mittleren Osten verlagert hat.“
Heute beschäftigt KAWASAKI Gas Turbine Europe am Standort Bad Homburg 70 Mitarbeiter und generiert einen Umsatz von 30 Millionen EUR. Besonders wichtig ist das Aftersales-Geschäft mit den entsprechenden Services. „Anfangs ist es für ein Unternehmen wie unseres natürlich wichtig, Anlagen ins Feld zu bringen. Doch dann brauchen die Kunden auch den Service, und zwar für die gesamte Lebensdauer des Produktes“, erklärt Thomas Himmighofen.
Attraktiv als Arbeitgeber
Dabei ist auch der Aspekt der Mitarbeitergewinnung nicht zu vernachlässigen, denn ohne diese wäre der Aftersales nicht zu gewährleisten. Es geht dem Unternehmen vor allem darum, neue gute Leute zu bekommen, zu halten und zu entwickeln. „Wir haben hier im Rhein-Main-Gebiet natürlich große Konkurrenz, aber KAWASAKI ist ein Hightechunternehmen, das aufgrund seiner guten Größe, seiner schlanken Struktur und seines attraktiven Portfolios auch potenzielle Mitarbeiter sehr anspricht. Wir sind zudem weltweit führend auf dem Gebiet Wasserstoff, was gerade in der angestrebten ‘Wasserstoffgesellschaft’ eine große Rolle spielt“, unterstreicht Thomas Himmighofen.
Teil der Wasserstoff-Supply Chain
Wasserstoff ist für KAWASAKI Gas Turbine Europe ‘das’ Zukunftsthema, da wasserstoffbetriebene Gaskraftwerke künftig einen wichtigen Beitrag zu einer stabilen Stromversorgung leisten werden. Aber das ist im Unternehmen keine Zukunftsmusik mehr, denn in Japan gibt es bereits eine Pilotanlage, die im industriellen Maßstab mit 100% Wasserstoff betrieben wird. Aktuell plant Kawasaki im Rahmen einer Kooperation mit RWE im Emsland ab 2025 die Erprobung der Rückverstromung von Wasserstoff.
„Wir sehen uns in einer wichtigen Position in dieser Supply Chain für Wasserstoff. Hier sind wir heute schon stark involviert und durch den Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Energiekrise hat das Thema zusätzlich an Dynamik gewonnen. Die Gasturbine muss ‘wasserstoff-ready’ sein“, sagt Thomas Himmighofen. „Schon jetzt merken wir die gestiegene Nachfrage beim Wasserstoff-Thema. Wir sind auf dem richtigen Weg und begleiten und vertreiben die entsprechenden Technologien.“