The show must go on
Interview mit Benjamin Mitha, Geschäftsführer Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Mitha, Sie sind Geschäftsführer einer der renommiertesten Konzertagenturen Deutschlands. Wie kam es dazu?
Benjamin Mitha: Mein Großvater Karsten Jahnke begann 1954 mit der Organisation von Bällen für Jazzbands. Als gelernter Außenhandelskaufmann und leidenschaftlicher Jazzfan traf er 1962 die Entscheidung, sich nur noch auf die Musik zu konzentrieren, erhielt 1962 einen Gewerbeschein als professioneller Konzertveranstalter und wurde vollwertiger Promoter. 1972 gründete er die GmbH in der heutigen Form.
Wirtschaftsforum: Wie ging es dann weiter?
Benjamin Mitha: So wie die meisten in der Branche wuchs das Geschäft bis Corona kontinuierlich. Geprägt war die Entwicklung seit Beginn von entscheidenden Künstlern; Insterburg & Co. beispielsweise oder Herman van Veen, mit dem Karsten Jahnke auch persönlich sehr verbunden ist. Die Agentur organisierte erste Konzerte in Deutschland von Depeche Mode, The Cure, betreute als Tourneeveranstalter Marius Müller-Westernhagen, Herbert Grönemeyer und Pur, organisierte in Hamburg erste Shows von Peter Gabriel, The Police und ACDC und begleitete die Karrieren dieser Künstler und Bands über viele Jahre. Als Veranstalter betreiben wir bis heute die Freilichtbühne im Stadtgartenpark von Hamburg; unser günes Wohnzimmer.
Wirtschaftsforum: Konzerte, Tourneen, Festivals – wie lässt sich das Portfolio umschreiben?
Benjamin Mitha: Wir unterscheiden zwischen dem örtlichen Geschäft und dem Tourneegeschäft. Im ersten Geschäftsbereich geht es um Veranstaltungen in Hamburg und im Umland, im zweiten darum, Künstler in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tournee zu schicken, ihre Konzerte zu organisieren und umzusetzen. Wir veranstalten 1.500 Konzerte im Jahr, 400 in Hamburg, 1.100 im deutschsprachigen Raum, beschäftigen 46 Mitarbeiter und haben einen breiten Mix für fast jedes Musikgenre, außer Klassik und deutsche Schlager. Uns liegen Nachwuchskünstler genauso am Herzen wie die großen Acts, die für volle Häuser sorgen.
Wirtschaftsforum: Sie haben Corona bereits erwähnt. Wie hat die Agentur diese Krisenzeit gemeistert?
Benjamin Mitha: Corona war zunächst ein Schock. Niemand konnte abschätzen, wie lange uns die Pandemie herausfordern würde. Es gab eine große Planungsunsicherheit mit immer wieder neuen Regularien. Überbrückungshilfen, November- und Dezember-Hilfen, der Sonderfonds Kultur und Kurzarbeitergeld waren für uns sehr wichtig. Gleichzeitig sind wir sehr kreativ geworden, haben unter anderem Autokinokonzerte, Strandkorbkonzerte und hybride Konzerte organisiert. Auch wenn diese Formate nicht immer wirtschaftlich waren, waren wir immer aktiv und haben uns nicht darauf beschränkt, Veranstaltungen zu verschieben.
Wirtschaftsforum: Wie sieht der Markt aktuell aus?
Benjamin Mitha: Zwar kann man noch nicht von einer Normalisierung sprechen, aber von ruhigerem Fahrwasser, auch wenn der Krieg in der Ukraine erneut für Unkalkulierbarkeiten sorgt. Seit April 2022 gibt es wieder Veranstaltungen mit voller Kapazität, verschobene Shows wurden komplett nachgeholt, so dass jetzt nur noch neue Konzerte anstehen. Im Stadtpark wird ein Silbermond-Konzert stattfinden, Cat Stevens kommt, die Hollywood Vampires, und Johannes Oerding wird auftreten. Allein im Stadtpark gibt es 42 Veranstaltungen. Auf Tournee sind dieses Jahr Ludovico Einaudi, der große Jazzkünstler Gregory Porter, Tangerine Dream, Milano und Cypress Hill. Das Elbjazzfestival, der Campus Spring Break in Bochum und das Reeperbahnfestival sind weitere Highlights.
Wirtschaftsforum: Karsten Jahnke ist die größte unabhängige Konzertagentur in Deutschland. Wo liegen die Stärken der Agentur?
Benjamin Mitha: Wir sind sehr lange am Markt, haben Erfahrung in kleinen Clubs und großen Stadien und können die gesamte Bandbreite, die Tourneepartner brauchen, abdecken. Vor allem stehen wir für Werte wie Verlässlichkeit, Treue und Ehrlichkeit. Wir sind hanseatische Kaufleute, auf die man sich auch in Krisen verlassen kann.