Handwerk mit Zukunft

Interview mit Christian Lehmann, Niederlassungsleiter der Kaminski und Brendel Malereibetrieb GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Lehmann, der Malerbetrieb Kaminski und Brendel kann sich auf eine mehr als 100-jährige Tradition stützen.

Christian Lehmann: Tatsächlich war das Gründungsjahr 1896, und als einer der größten Malerbetriebe in Berlin blicken wir inzwischen auf über 120 Jahre Erfahrung zurück. Unseren Namen kennt man, wir haben einen hohen Anteil an Stammkunden. Mitte 2019 haben wir uns der HWP Handwerkspartner-Firmengruppe angeschlossen und ergänzen nun die Sparte Maler & Ausbauer, sodass Kunden in Berlin und Umgebung auf mehr als 130 firmeneigene Fachleute zurückgreifen können. Bei Kaminski und Brendel selbst sind zwölf Mitarbeiter im kaufmännischen und 50 bis 55 Mitarbeiter im gewerblichen Bereich beschäftigt. Unser Jahresumsatz liegt bei 8,5 bis 9,5 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Wie haben sich die Entwicklungen der letzten Jahre auf das Unternehmen ausgewirkt?

Christian Lehmann: Wir konnten verschiedene Einflüsse feststellen. Zum einen ist der Personalmangel ein großes Thema, das uns auch die nächsten Jahre begleiten wird. Wir bilden selbst aus, aber es gibt wenig Nachwuchs und wenig guten Nachwuchs. Sowohl die Coronakrise als auch der sogenannte Mietendeckel in Berlin haben zeitweise zu einer reduzierten Nachfrage geführt. Wir haben uns daraufhin flexibler aufgestellt und sehen unsere Zielgruppe heute nicht mehr überwiegend im Wohnungsbau, sondern auch im öffentlichen Bereich, bei großen Bauträgern, Verwaltungsgesellschaften, Baugenossenschaften und Großunternehmen.

Wirtschaftsforum: Wie nehmen Sie Ihre Position als Niederlassungsleiter wahr?

Christian Lehmann: Ich habe vor elf Jahren als Malermeister bei Kaminski und Brendel angefangen, mich Schritt für Schritt hochgearbeitet und schließlich die Leitung der Niederlassung übernommen. Meine Hauptaufgaben liegen heute im Bereich Akquise, Kalkulation, Controlling, Strategie und Mitarbeitereinstellung und -führung. Natürlich bin ich auch der Ansprechpartner, wenn es darum geht, Probleme zu lösen. Mit der Umstrukturierung wurde es notwendig, dass der traditionell personengeführte Betrieb sich in die mit einem Konzern vergleichbare HWP-Gruppe einfügte. Ich habe dazu beigetragen, dass mit einer neuen Unternehmenskultur diese Anpassung möglich geworden ist, unter anderem mit einem teamorientierten Ansatz und mehr Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter. Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team, die Stimmung ist ausgesprochen positiv.

Wirtschaftsforum: Sie sprachen bereits das Problem des Personalmangels an.

Christian Lehmann: Wir bemühen uns, unseren eigenen Nachwuchs auszubilden. Als 2015 die sogenannte Flüchtlingswelle in Deutschland eintraf, war ich für die Ausbildung zuständig und habe eine Möglichkeit gesehen, sowohl humanitäre Hilfe zu leisten als auch Arbeitskräfte zu beschaffen. Wir haben dann alle sprachlichen und bürokratischen Hürden überwunden, einen eigenen Lehrlingswart zur Unterstützung eingestellt und tatsächlich sieben oder acht Auszubildende durch die Migration gewinnen können. Alle haben inzwischen ihre Gesellenprüfung abgelegt, teils sogar mit sehr guten Ergebnissen, und sind gut integriert. Kaminski und Brendel hat hier eine Vorreiterrolle übernommen.

Wirtschaftsforum: Was bieten Sie Ihren Kunden heute als Malerbetrieb und Mitglied der HWP-Gruppe?

Christian Lehmann: Zunächst steht der Name Kaminski und Brendel vor allem für hochwertige Malerarbeiten bis ins Detail. Dann bieten wir im Rahmen der Objektsanierung ein Leistungspaket an, das auch Fremdleistungen beinhaltet und dem Kunden alles aus einer Hand zur Verfügung stellt: Malerarbeiten, energetische Sanierung, Gerüstbau, Schlosser- und Maurerarbeiten. Und schließlich gibt es den schlüsselfertigen Komplettausbau mit allen gewünschten Handwerksleistungen, die über unsere Niederlassung gesteuert werden. Dieser Bereich ist sehr stark im Kommen.

Wirtschaftsforum: Welche Gründe gibt es für die Kunden, zu Kaminski und Brendel zu kommen?

Christian Lehmann: Es gibt nicht nur gute Gründe zu uns zu kommen, sondern auch bei uns zu bleiben. Dafür sprechen unsere vielen Stammkunden. Ich bin überzeugt, der Kunde, der bleibt, ist der beste Kunde. Wir sind zuverlässig, transparent und offen. Wir sind auch da, wenn es ein Problem gibt. Unser Umgang mit den Kunden ist immer fair, auch was die Preise angeht. Was die Branchenentwicklung angeht, ist es spannend zu sehen, wohin die Reise geht. Wir begrüßen den Trend zur Nachhaltigkeit und zur Verwendung von ökologischen Baustoffen.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die Entwicklung Ihres eigenen Unternehmens in der Zukunft?

Christian Lehmann: Wir möchten, dass Kaminski und Brendel ein stabiles Unternehmen bleibt. Die Personalgewinnung bleibt ein wichtiges Thema für uns. Es ist wichtig, dass das Handwerk wieder attraktiver wird. Der Mangel an Facharbeitern bedeutet gute Karrieremöglichkeiten: Handwerk hat goldenen Boden, darauf hinzuweisen, sollte auch ein Anliegen der Politik sein. Wir möchten das umsetzen und arbeiten unter anderem auch mit Aufnahmezentren zusammen. Mir macht es große Freude, Menschen für die Arbeit bei uns zu motivieren. Für mich ist es eine hohe persönliche Anerkennung, dass die meisten bei uns bleiben und gern bei uns arbeiten.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Ideen, die Funken schlagen

Interview mit Klaus Silber, Geschäftsführer der Energie Technik Ing. Mario Malli Planungs-GmbH

Ideen, die Funken schlagen

In einer Zeit, in der ökologische Verantwortung und energieeffizientes Bauen konstant an Bedeutung gewinnen, rückt die technische Gebäudeausrüstung in den Fokus einer nachhaltigen Architektur- und Ingenieurpraxis – und entwickelt sich…

Ein Blick hinter die Fassade

Interview mit Matthias Schur, Geschäftsführer der Siegfried Schur Baubetrieb GmbH

Ein Blick hinter die Fassade

Wie in vielen Teilen Deutschlands steht auch die Baubranche in Sachsen vor erheblichen Herausforderungen. Lange war sie Motor der Konjunktur, jetzt wird sie durch hohe Zinsen, steigende Material- und Energiekosten…

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Interview mit Georg Schreiber, Geschäftsführer der Schreiber Brücken-Dehntechnik GmbH

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Nicht nur im Brückenbau macht maßgeschneiderte Ingenieurarbeit den Unterschied. Doch wo es um Brückenbau und -sanierung geht, ist Schreiber Brücken-Dehntechnik genau deshalb ein gefragter Partner für die öffentliche Hand und…

Spannendes aus der Region Berlin

Kommunikation als Schlüssel für Herausforderungen

Interview mit Johannes Buzási, CEO der PEIX Health GmbH

Kommunikation als Schlüssel für Herausforderungen

„Kommunikation ist immer ein Schlüssel für Herausforderungen und für gesellschaftliche Akzeptanz,“ sagt Johannes Buzási, CEO der Berliner Agentur PEIX Health GmbH. Die Berliner Agentur ist auf den Gesundheitsmarkt spezialisiert. Im…

Eine beliebte Marke wird fit für die Zukunft gemacht

Interview mit Marco Künzel, Geschäftsleiter der Dentinox® Gesellschaft für pharmazeutische Präparate Lenk & Schuppan KG

Eine beliebte Marke wird fit für die Zukunft gemacht

Mit über 70 Jahren Unternehmensgeschichte hat die Dentinox® Gesellschaft für pharmazeutische Präparate Lenk & Schuppan KG eine starke Markenidentität aufgebaut, die nun modernisiert werden soll. Bekannt für sein marktführendes Zahnungsgel,…

„Ein Bauunternehmen kann man nicht aus dem Elfenbeinturm führen!“

Interview mit Raúl Comesaña, Geschäftsführer der BBF Bau GmbH

„Ein Bauunternehmen kann man nicht aus dem Elfenbeinturm führen!“

Mit ihrem umfangreichen Angebot im Hoch- und Tief- sowie im Garten- und Landschaftsbau samt ihrer ausgewiesenen Expertise im Elektro- sowie im Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärbereich steht die BBF Gruppe nicht…

Das könnte Sie auch interessieren

Gold: Sichere Wertanlage in unsicheren Zeiten

Interview mit Justyna Slowikow, Leitung Edelmetallhandel der Goldkontor Hamburg GmbH

Gold: Sichere Wertanlage in unsicheren Zeiten

Seit Menschengedenken ist Gold die Wertanlage schlechthin. Das gelbe Edelmetall gilt als krisensicher und wertbeständig und ist für Anleger oft die erste Wahl. Justyna Slowikow, Leiterin Edelmetallhandel der Goldkontor Hamburg…

Globaler geht es nicht

Interview mit Erik van Os, Country Head Germany und Gianfranco Maraffio, Vorstand der TMF Deutschland AG

Globaler geht es nicht

Die TMF Group bietet ihre Management-, Accounting- und Payroll-Dienstleistungen in über 80 Ländern an und kann ihre Kunden damit nicht nur geografisch umfassend unterstützen. Erik van Os und Gianfranco Maraffio,…

Metall trifft Innovation: Neue Wege für die Industrie

Interview mit Christian Wiese, Geschäftsführer der Schuhl & Co. GmbH und André Wiegelmann, Geschäftsführer der Schuhl & Co. GmbH

Metall trifft Innovation: Neue Wege für die Industrie

In der Metallverarbeitung sind Präzision, Effizienz und Flexibilität entscheidend. Die Schuhl & Co. GmbH, spezialisiert auf kaltfließgepresste Metallteile, beliefert seit Jahrzehnten die Automobil- und Maschinenbauindustrie mit maßgeschneiderten Lösungen. Die Geschäftsführer…

TOP