Vordenken in der Temperiertechnik trifft auf Heimatliebe
Interview mit Markus Juchheim, Geschäftsführer der JULABO GmbH

„Alles, was wir machen, hat mit der Temperierung von Flüssigkeiten zu tun, und das im hochpräzisen Bereich“, beschreibt Markus Juchheim, Geschäftsführer der JULABO GmbH, das Tätigkeitsspektrum des Unternehmens. „Wir produzieren sowohl kleinere Thermostate mit eigenen Badgefäßen für die klassische interne Temperierung von beispielsweise Reagenzgläsern. Gleichzeitig entwickeln und fertigen wir aber auch komplexe Anlagen für große Temperaturbereiche von -92 °C bis zu +400 °C, die für externe Temperieraufgaben in Forschung und Industrie eingesetzt werden.“ Zum Portfolio von JULABO gehört eine Vielzahl von Lösungen wie Kälte- und Wärmethermostate, hochdynamische Temperiersysteme sowie Umlaufkühler und Einhänge- und Badthermostate. Weitere Produkte wie Wasserbäder, Eintauchkühler und ein großes Sortiment an Zubehör runden das Angebot des Komplettanbieters ab.
Zukunftstechnologien im Blick
„Wir arbeiten individuell für unsere Kunden“, erklärt Markus Juchheim. „Größere Systeme werden bei Bedarf an kundenspezifische Anwendungen angepasst. Von Einzelanfertigungen bis zu Stückzahlen von mehreren Tausend machen wir alles. Dabei sind gerade die größeren, komplexen Produkte in unserem Portfolio sehr beratungsintensiv. Deshalb haben wir auch eine eigene Abteilung für Sonderlösungen.“ Ein großes Thema im Wachstumsmarkt der hochdynamischen Temperiersysteme sind Zukunftstechnologien. Markus Juchheim: „Bei der E-Mobilität wird hochpräzise Temperiertechnik gebraucht. Auch die Pharma- und Chemiebranchen benötigen unsere Produkte. Ein aktuelles Beispiel ist die Legalisierung von Cannabis in den USA. Zu dessen Verarbeitung werden mit Temperiertechnik ausgestattete Destillationsanlagen eingesetzt.“

„Von Einzelanfertigungen bis zu Stückzahlen von mehreren Tausend machen wir alles.“ Markus JuchheimGeschäftsführer
Exzellenter Service
„Seit unserer Gründung sind wir für Top-Qualität bekannt“, beschreibt der Geschäftsführer. „Wir definieren uns über drei Begriffe: Performant, begeisternd und authentisch. Wir sind weltweit sehr zuverlässig und verfügen über das global bestaufgestellte Service-Netzwerk.“ JULABO-Technik wird in sehr unterschiedlichen Branchen wie Chemie, Pharma, Halbleiter, Biotech, Automotive, Luft- und Raumfahrt, Food oder Kosmetik eingesetzt. „Pharma und Automotive sind aktuell unsere stärksten Wachstumsfelder“, sagt Markus Juchheim. „Hier geht es um hochpräzise Reaktor-Temperierung und immer auch um Qualitätssicherung und Reproduzierbarkeit.“
Vorreiter der Branche
1967 gründete Gerhard Juchheim, der Vater des heutigen Geschäftsführers, das Unternehmen in der heimischen Garage. Dabei steht der Name JULABO für ‘Juchheim Labortechnik’. „Unser erstes vollelektronisches Laborthermostat haben wir in den 1970er-Jahren entwickelt und uns damit schnell einen Namen gemacht. Damit wurden die damals üblichen Kontaktthermometer auf Bimetall-Basis überflüssig. Auf dieser Grundlage sind wir stetig gewachsen – zunächst national, später weltweit.“ Zu Beginn der 1990er-Jahre hat JULABO als erstes Unternehmen der Branche damit begonnen, verstärkt Niederlassungen im Ausland zu gründen. Den Anfang machten die USA, später folgten Japan, Singapur, Großbritannien, Italien, China, Korea, Lateinamerika, Frankreich, die Niederlande und Indien.
Wachstumsmarkt ausbauen
Seit zwölf Jahren ist Markus Juchheim als Geschäftsführer verantwortlich. Sein heute 80-jähriger Vater hat sich 2015 offiziell aus dem Unternehmen zurückgezogen. „Die erste Generation unserer hochdynamischen Temperiersysteme haben wir um die Jahrtausendwende eingeführt und auch die zweite Generation seit 2010 wird super angenommen“, verdeutlicht Markus Juchheim. „Das ist aktuell unser Wachstums-treiber, welchen wir sehr stark ausbauen.“ Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage hat JULABO sich auch baulich kontinuierlich erweitert: Ein neues Verwaltungsgebäude mit Kundencenter wurde gerade erst fertiggestellt.
„Wir definieren uns über drei Begriffe: Performant, begeisternd und authentisch.“ Markus JuchheimGeschäftsführer

Eigene Stiftung
380 der insgesamt 450 Mitarbeiter beschäftigt JULABO in Deutschland. Der 2017 erreichte Umsatz von nicht konsolidierten 50 Millionen EUR konnte zwischenzeitlich noch einmal deutlich gesteigert werden. Rund 70% des Umsatzes werden außerhalb Deutschlands erwirtschaftet. Die stärksten Exportmärkte sind China und die USA, gefolgt von Japan, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. „Für das laufende Jahr haben wir ein Wachstum von 10% geplant“, sagt Markus Juchheim. „Wir wollen unsere Produktionshallen optimieren und werden in neue Technologien investieren, zum Beispiel in eine eigene, moderne Leiterplattenfertigung. Immer mit dem Ziel, dass sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen und sich selbst und beispielsweise unsere Materialflüsse verbessern. Dazu verfolgen wir mehrere strategische Projekte.“ Eines dieser Projekte ist bereits abgeschlossen – das 50-jährige Firmenjubiläum im Jahr 2017. Zu diesem Anlass hat das stark in der Region verwurzelte Unternehmen die JULABO Stiftung ins Leben gerufen. Sie fördert vor allem regionale Organisationen, spendet aber auch international. Von den im vergangenen Jahr ausgeschütteten 20.000 EUR profitierten unter anderem die Freiwillige Feuerwehr, ein Verein für Mukoviszidose, ein Tierheim, ein Abenteuer-Spielplatz sowie Kindergärten.