„Hydraulik ist durch nichts zu ersetzen“

Interview mit Daniel Siefert, Vertriebsleiter DACH der HYDRO LEDUC GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Siefert, HYDRO LEDUC blickt auf eine lange Geschichte zurück. Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Wegmarken?

Daniel Siefert: Die Firma wurde 1938 in Frankreich gegründet – damals noch im Bereich Luftfahrt und Mikrohydraulik. Erst später kam die Mobilhydraulik hinzu. Heute fertigen wir modular aufgebaute Hydraulikkomponenten, die sich sehr gut für neue Anwendungen – etwa in der Elektromobilität – eignen. Die Gründung unserer deutschen Niederlassung in Schutterwald war ein wichtiger Schritt in Richtung Internationalisierung.

Wirtschaftsforum: Wie ist HYDRO LEDUC heute strukturiert?

Daniel Siefert: Wir sind eine französische Firma mit weltweit rund 430 Mitarbeitern, davon sieben in unserer deutschen Vertriebsniederlassung hier in Schutterwald. Von hier aus betreuen wir die DACH-Region und Tschechien. Die Produktion erfolgt ausschließlich in Frankreich und den USA, doch HYDRO LEDUC hat Vertriebsniederlassungen unter anderem in den Beneluxländern, Skandinavien, Spanien, Italien, Nordamerika und China. Den Vertrieb in weiteren Ländern übernehmen Vertriebspartner.

Wirtschaftsforum: Sie sind Vertriebsleiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Welche Rolle spielt die DACH-Region im internationalen Geschäft?

Daniel Siefert: Tatsächlich spielt sie eine zentrale Rolle, denn Frankreich ist als Heimatmarkt zwar der größte Absatzmarkt, aber direkt danach liefern sich, was die Umsätze betrifft, die DACH-Region und Nordamerika ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wir generieren in der DACH-Region rund 9,5 Millionen EUR Umsatz – mit steigender Tendenz. Insgesamt konnte HYDRO LEDUC in 2024 einen Jahresumsatz von 78 Millionen EUR erzielen – unser bisheriges Rekordjahr. Auch 2025 sieht sehr vielversprechend aus. Ziel ist es, im nächsten oder übernächsten Jahr die 100-Millionen-EUR-Marke zu knacken.

Wirtschaftsforum: Wie erklären Sie sich diesen Erfolg, gerade in diesen wirtschaftlich aktuell eher schwierigen Zeiten?

Daniel Siefert: Das liegt einerseits sicher an neuen Produkten im Zuge unseres Einstiegs in die Elektromobilität, andererseits aber auch daran, dass wir neue große Kunden gewinnen konnten – unter anderem dadurch, dass unsere Produktion in Europa angesiedelt ist. Auch durch unsere kurzen Lieferketten und eine hohe Fertigungstiefe punkten wir. Die Kombination all dieser Faktoren ist ein echter Wettbewerbsvorteil.

Wirtschaftsforum: Um welche Produkte geht es dabei genau?

Daniel Siefert: Unsere Hauptprodukte sind Axialkolbenpumpen und -motoren sowie Druckspeicher. Gerade im Bereich Elektromobilität erleben wir viel Nachfrage. Zwar sind die Stückzahlen hier noch niedrig, aber wir rechnen mit starkem Wachstum. Dass wir Elektromotoren, Wechselrichter und Hydrauliksysteme aus einer Hand anbieten, macht uns zu einem flexiblen Partner für viele Kunden.

Wirtschaftsforum: Wie gelingt Ihnen die Kommunikation in einem so komplexen technischen Umfeld?

Daniel Siefert: Wir sind einerseits auf LinkedIn und YouTube präsent und nutzen andererseits Messen wie die bauma oder die Agritechnica für den persönlichen Kontakt und die Kundenansprache. Die persönliche Beziehung bleibt auch im B2B-Geschäft entscheidend, weshalb unser Außendienst eine wichtige Rolle spielt: Unsere Mitarbeiter stellen neue Produkte persönlich bei den Kunden vor, denn diese Neuheiten, gerade im Bereich Elektrifizierung, sind erklärungsbedürftig. Hier lässt sich das persönliche Gespräch durch nichts ersetzen.

Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren, wohin möchten Sie es führen?

Daniel Siefert: Wir arbeiten aktuell an einer neuen Roadmap bis 2030. Klar ist: Wir wollen weiter wachsen – mit neuen Produkten im Bereich Elektrifizierung und einer möglichen Vergrößerung der Produktionsfläche. Die Nachfrage nach flexiblen, effizienten Lösungen steigt stetig.

Wirtschaftsforum: Eine persönliche Frage zum Schluss: Was motiviert Sie selbst bei Ihrer Arbeit?

Daniel Siefert: Ich habe zweieinhalb Jahre in Paris gelebt, spreche fließend Französisch, habe insofern ein Faible für Frankreich – und liebe den Austausch zwischen den Kulturen und die Zusammenarbeit. Das andere ist das Thema Hydraulik: ein spannendes und zudem krisensicheres Feld, denn hydraulische Anwendungen und Funktionen sind in so vielen Bereichen unabdingbar; sie lassen sich nicht einfach durch etwas anderes ersetzen. So wie sich ein Verbrenner durch einen Elektromotor ersetzen lässt – das geht bei Hydraulikanwendungen nicht. Durch die Vielfalt der Branchen, in denen wir tätig sind, bleibt die Arbeit überdies immer spannend!

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