Italienische Esskultur: man lebt, um zu essen

Interview mit Nicola Bressan, Geschäftsführer und Firmengründer der Italian Food Trading Srl

Wirtschaftsforum: Herr Bressan, wie ist es zur Firmengründung gekommen?

Nicola Bressan: Ich habe als junger Mann Koch gelernt und war auch drei Jahre lang als Koch angestellt. Mit 23 Jahren wollte ich mich jedoch beruflich neu orientieren und bin im Bereich des Nahrungsmittelhandels tätig geworden. So habe ich das Thema italienische Lebensmittel und regionale Spezialitäten aus beiden Perspektiven kennengelernt. Im Jahr 2003 habe ich schließlich den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Durch die Gründung von Italian Food Trading konnte ich meine Leidenschaft mit meinen Kenntnissen vereinen.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich das Unternehmen in der Zwischenzeit entwickelt? Haben Sie Ihre Ziele erreicht?

Nicola Bressan: Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung der letzten Jahre. Inzwischen sind wir über ein Netzwerk von 60 Großhändlern in 16 Ländern präsent und bauen unser Vertriebsnetz immer weiter aus. Neben Europa haben wir Anfang dieses Jahres ein Vertriebsbüro in Dubai eröffnet, um den Zukunftsmarkt Naher Osten ins Visier zu nehmen. Zudem betreiben wir seit einem Jahr ein Schaufenster auf der Ali Baba Handelsplattform, worüber wir auch die Märkte in den USA, Afrika und Asien bedienen. Wir haben von Anfang an auf den Export gesetzt und generieren heute 60% unseres Umsatzes im Ausland.

Wirtschaftsforum: Italienische Lebensmittel sind auf der ganzen Welt beliebt. Wie unterscheiden Sie sich von anderen Handelsunternehmen in der Branche?

Nicola Bressan: Es gibt in unserer Branche nicht so viele mittelständische Unternehmen, die auch exportieren. Unsere Kunden schätzen die Professionalität unseres Service und die Produktkenntnisse, die wir mitbringen. Wir setzen immer auf höchste Qualität bei der Auswahl der Produkte in unserem Portfolio. Wir sind stets auf der Suche nach neuen Produkten, die unseren Qualitätsstandards entsprechen und die eine besondere Nische besetzen, um unseren Kunden eine größtmögliche Auswahl zu bieten. Dazu betreiben wir intensive Marktforschung, um auch entsprechend den Markttrends unser Produktportfolio zu gestalten. Da viele dieser Produkte bei kontrollierter Temperatur transportiert werden müssen, haben wir uns auch profunde Kenntnisse in diesem Bereich angeeignet. Wo wir uns ebenfalls sehr stark von anderen Anbietern unterscheiden, ist die Tatsache, dass es bei uns keine Mindestbestellmengen gibt.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden?

Nicola Bressan: Wir sind hauptsächlich im B2B-Bereich unterwegs. Dabei beliefern wir Kunden in der Gastronomiebranche wie Hotels und Restaurants. Aber Privatkunden aus Italien und dem Ausland können sich Produkte aus unserem Portfolio über unseren Online-Shop, www.myitalianfoodshop.com, liefern lassen. Da erstreckt sich das Angebot unter anderem von Milchprodukten und Käse über Wurstwaren, Pasta, Öl und Essig bis hin zu Brotstangen, Keksen und Getränken.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig sind digitale Verkaufskanäle für Sie?

Nicola Bressan: Sie sind sehr wichtig. Obwohl wir natürlich weiterhin mit unserem Vertreternetz zusammenarbeiten, bekommen wir immer mehr Anfragen über digitale Kanäle. Zurzeit werden von 100 neuen Kontakten in Italien und im Ausland 40 über Ali Baba und 60 über unsere Webseite generiert.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt der deutschsprachige Markt für Sie?

Nicola Bressan: Unsere wichtigsten Exportländer liegen in Skandinavien, Deutschland und Österreich. Hier erwarten wir weiter starkes Wachstum.

Wirtschaftsforum: Die Corona-Pandemie hat die Gastronomie-Branche hart getroffen. Wie haben sie das zu spüren bekommen?

Nicola Bressan: Als Lieferant für die Gastronomie-Branche war das letzte Jahr für uns sehr schwierig. Wir haben 2020 durch die Pandemie 45% unseres Umsatzes in Italien und 25% des Umsatzes im Ausland eingebüßt. Der Verlust im Ausland war niedriger, weil wir unseren Kunden einen sehr guten Service ohne vorgegebenes Bestellminimum bieten. Ferner suchen wir für unsere Kunden auch Produkte, die diese sich wünschen, die aber vielleicht nicht in unserem Portfolio existieren. Viele Kunden haben aufgrund der Pandemie auf Hauslieferungen umgestellt und brauchten deshalb andere Produkte. Hier konnten wir Abhilfe schaffen.

Wirtschaftsforum: Sie sind jetzt fast zwei Jahrzehnte im Geschäft. Was treibt Sie noch an, jeden Tag zur Arbeit zu gehen?

Nicola Bressan: Wer in der Lebensmittel-Branche arbeitet, sieht das nicht nur als Arbeit, sondern als Kultur an. Essen ist für mich eine Kunst. Es ist keine Arbeit, sondern eine Leidenschaft. Man entdeckt immer neue Grenzen, die es zu überwinden gilt. Es ist nicht schwer sich zu motivieren, wenn man jeden Tag etwas Neues lernen kann und es neue Geschmäcker zu entdecken gibt.

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